Das Projekt der Kuratorin Silvia Höller präsentiert sieben Südtiroler Positionen, die sich assoziativ mit unterschiedlichen Ansätzen beschäftigen. Die Ausstellung in Karthaus/Schnalstal wird am Samstag, 18. Juli, um 18.00 Uhr eröffnet und ist bis einschließlich Sonntag, 23. August geöffnet.
Der Mensch, die Natur, die moderne Welt – alles basiert auf Ordnungsprinzipien und Regelsystemen. Bestimmen heute wissenschaftliche Erkenntnisse oder algorithmische Datenströme, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, so dominierte im europäischen Mittelalter die Auffassung, dass alles einer von Gott vorgegebenen Ordnung folgt.
„Maß, Zahl und Gewicht“ ist ein biblisches Zitat (Buch der Weisheit, 11,20) und bezieht sich auf die christlich theologische Auffassung, dass die Natur, aber auch soziale Strukturen einem göttlichen Heilsplan unterliegen. In Anlehnung an die Schöpfungsgeschichte, mit der dieses Zitat letztendlich verbunden ist, bespielen sieben Südtiroler KünstlerInnen, den Kreuzgang und die Kreuzgangwiese in Karthaus. Die ehemalige Klosteranlage wurde von den Kartäusern 1326 gegründet und auf Erlass des Habsburger Regenten Joseph II. 1782 geschlossen. Die Kartäuser gelten in der katholischen Kirche als jener Mönchsorden mit den strengsten Regeln.
Die zum Teil eigens für die Ausstellung realisierten Arbeiten befassen sich mit unterschiedlichen Formen von Ordnungsstrukturen. So setzt sich Lois Anvidalfarei symbolisch mit den gesellschaftlichen Zwängen auseinander und zeigt eine Bronzeskulptur eines männlichen Körpers, der in einem Raster aus Gerüststangen gefangen ist. Bei der präsentierten Betonskulptur von Andreas Zingerle hingegen wird der Mensch als leblose Hülle zu einem Kubus gepresst, gleich seriellen Paketen gestapelt und mutiert zur transportbereiten Ware. Ebenfalls auf der Kreuzgangwiese findet sich die Installation von Julia Frank, die die Schulbildung als wesentliches Element einer kollektiven Ordnung thematisiert. Sie schichtet die ehemaligen Dachschindeln des Kreuzgangs – bedruckt mit Schulmaterialien – entsprechend der gängigen Bildungspyramide zu einer Dreiecksform.
Jede Ordnung impliziert auch immer den Aspekt der Unordnung. Aus diesem Gegensatz heraus entwickelt Esther Stocker ihre geometrischen Strukturen in der Malerei. Durch den simplen Kunstgriff des Zerknitterns verwandelt sie ihre Schwarz-Weiß-Rasterungen in skulpturale Objekte, die sich im unteren Kreuzgang installativ entfalten. Im oberen Kreuzgang zeigt die Ausstellung filigrane Wandobjekte aus lackiertem Holz von Arthur Kostner. Es handelt sich um dynamisch geschwungene Linienformen, die an handschriftliche Schriftzüge ebenso erinnern wie an komplexe Spiralen- oder Kurvenprogressionen.
Einen Ansatz ganz anderer Natur verfolgt Julia Bornefeld in ihrer Installation im oberen Kreuzgang. Sie hat eine überdimensionale Knotenschnur realisiert und verweist damit nicht nur auf frühere Rechenhilfen oder den Vorläufer des Maßbandes, sondern auch auf Gebetsketten, wie sie in vielen Kulturen zum Abzählen von Gebetsfolgen verwendet werden.
Seit jeher wurden philosophische und religiöse Überzeugungen mittels Zahlenwerk in Architektur übertragen. Das Künstlerduo Markus Drassl & Michael Meraner greift solche historische Grundrisse auf. Sie verändern diese nach unterschiedlichen Prinzipien und übertragen sie auf Metallplatten, um sie anschließend einem natürlichen Rostprozess auszusetzen. Neben bestehenden Arbeiten zeigt die Ausstellung auch ihre Auseinandersetzung mit einem hypothetischen Klosterausbau nach Ordensidealen.
Ausstellungsdauer:
19.7.-23.8.2015
Karthaus im Schnalstal
Öffnungszeiten:
MO – SA: 14 - 18.30 Uhr;
SO-Feiertag:
10 – 12 und 14 – 18.30 Uhr
Kuratorin:
Silvia Höller, Innsbruck/Meran
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