„Ich finde es immer schade, wenn die Dinge im Kloster in der Klausur hinter geschlossenen Türen aufbewahrt werden und nicht gezeigt werden“ sagte Abt Markus anlässlich der Eröffnung der Museumssaison im Kloster Marienberg. Durch die Ausweitung der Ausstellungsräume sei es gelungen, weitere Dauerausstellungen zu gestalten. Denn es gebe noch andere Exponate zum Wechseln, und das sei schon ein Vorteil. „Varíetas delectat“ zitierte der Abt ein Sprichwort von Cicero, was frei übersetzt heißt: Abwechslung macht Freude.
Zu den Dauerausstellungen gehört der neu konzipierte Preziosen-Raum mit wertvollen liturgischen Geräten und kostbaren Paramenten. Unter ihnen ragt besonders der blaue Ornat heraus, der zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt wird. Die Farbe Blau als liturgische Farbe bei Marienfesten war ausschließlich im Habsburgerreich üblich. Die Restaurierung dieser kostbaren Stoffe wurde der Frau Irene Tomedi aus Bozen übertragen, einer sehr kompetenten Textilrestauratorin, die auch an der Restaurierung des Turiner Grabtuches beteiligt war. Ein kurzer Film, von den Studenten Raffael und Fabian gedreht, ermöglicht den Besuchern, der Frau Tomedi bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.
Ein weiteres Highlight unter den Dauerausstellungen befindet sich in der Schatzkammer des Museums neben wertvollen Brustkreuzen, Ringen und kleinen Reliquienbehältern aus der Zeit der Gründung des Klosters. Dabei handelt es sich um 16 Elemente einer Gürtelgarnitur aus dem 7. Jahrhundert, die bei archäologischen Untersuchungen in der Kirche St. Stefan gefunden wurden. Diese Gürtelbeschläge byzantinisch-mediterranen Ursprungs zierten den ledernen Waffengurt germanischer Krieger und kennzeichneten einen Mann von hohem sozialem Rang. Zum Zwecke der Präsentation kam Arch. Werner Tscholl die geniale Idee, einen stilisierten Kriegerfürst in einer Vitrine zu platzieren, um dessen Hüften an einem Plexiglasgürtel diese kostbaren Silberbeschläge hängen. Auch die Entwürfe der Vitrinen in der Schatzkammer und im Preziosen-Raum stammen von Tscholl.
Klösterliche Tafel im Wandel der Zeit
„Die klösterliche Tafel im Wandel der Zeit“ ist eine Ausstellung in der neuen Flügelvitrine im Erdgeschoss des Museums. Diese Kubus-Vitrine bietet verschiedene Möglichkeiten der Präsentation. Vor allem durch die Schubladen im unteren Teil der Vitrine bieten die Möglichkeit, interaktive Elemente für Kinder einzubauen. Denn Kinder und Schüler und vor allem auch Familien, die immer mehr ins Museum gehen, nutzen diese sehr gerne.
In „Klösterliche Tafel im Wandel der Zeit“ erfahren wir alles rund um die Entwicklung der gedeckten Tafel im Kloster. Vom Geschirr, über das Gesteck bis zu den Tischsitten im Laufe der Geschichte.Diese Ausstellung ist sehr langsam gewachsen. Der Abt Markus hat fast täglich ein neues Objekt im Kloster ausgegraben, das unbedingt noch in die Vitrine mit rein musste. „Manchmal habe ich mir gedacht, die Ausstellung wird nie fertig“ sagte Museumsleiterin Annemarie Schwarz „Aber wir haben es geschafft“. Nun ist sie eine wunderbare Bereicherung für das Museum geworden. Frau Schwarz vermutet, dass Abt Markus sogar nachts in den Kellern und Dachböden gestöbert hätte, um noch etwas Interessantes zu finden. „Nun freuen wir uns alle selbst vom Museum über diese Ausstellung“ resümiert die Museumsleiterin und erzählt interessante Geschichten, die Geschichten des Geschirrs im Kloster.
„Res Personalis“ – Objekte erzählen von Menschen
Die zweite Wechselausstellung ist für Marienberg etwas ganz Neues. Das Kloster hat ja unzählige interessante und wunderbare Objekte, die es wert sind, ausgestellt zu werden. Aber bei dieser Ausstellung stehen eben nicht Objekte in den Mittelpunkt, sondern die Menschen. Menschen denen diese Objekte gehört haben oder auch noch gehören. Die Idee und das Konzept dieser Ausstellung stammen vom Kurator Hannes Egger; Museumspädagoge, Ausstellungsmacher und Künstler, wie er sich selber beschreibt.
Ein Kloster stelle von außen immer eine Gemeinschaft dar, eine Gemeinschaft mit ähnlicher Kleidung. Es scheinen die Personen zumindest von außen zu verschwinden. Deshalb hatte er sich die Fragen gestellt: wer sind diese Personen, die mit dem Kloster zu tun haben, wer waren die Personen und wer sind es heute, wer geht hier ein und aus, wer arbeitet hier, wer tut hier, wer macht hier mit. Egger hat sich gemeinsam mit der Museumsleitung auf die Suche nach diesen Personen gemacht. Sie haben versucht, sie zu treffen, über sie irgendetwas zu erfahren, zu erlesen und dann Objekte zu bekommen. In ganz kurzen Texten wird versucht, die einzelnen Charaktere irgendwie zu beschreiben. „Das war sehr schwierig“ gesteht Egger. Er stellte sich auch die Frage: was ist ein Persönliches Objekt? Ist ein Buch ein persönliches Objekt, nur weil es diese Person öfters gelesen hat, oder immer wieder benutzt hat. Ist eine Pfeife ein persönliches Objekt, was sind persönliche Objekte überhaupt? Die Objekte erzählen von dem Menschen, die sie benutzt haben. Und diese Geschichten finden sich hier. Sie finden sich nicht zufällig in diesen Schränken. Der Schrank ist ja etwas intimes, da wird etwas eingeschlossen, das bleibt dort, das wird dort aufbewahrt zum Benutzen. Diese Schränke wurden geputzt, hier aufgestellt und für diese Ausstellung als Architektur zusammengebaut. Sie sollen neugierig machen und irgendwo auch das Innere preisgeben.
Lassen sie sich überraschen, welch interessante Geschichten Objekte erzählen können. Öffnungszeiten von 10 - 17 Uhr (außer an Sonn- und Feiertagen). Infos auf www.marienberg.it.
Andreas Waldner
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