Dienstag, 04 Februar 2014 00:00

Großes Karlsjahr

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s14 OrigenEnsembleVocalOrigens „Großes Karlsjahr“ ist festlich, verdichtet, markant gestartet. Am Todestag Karls des Großen, der sich kürzlich zum 1200. Mal jährte, lud das Festival zum monastischen Gedenken an einen Ort, den Kaiser Karl in Seelennot erschaffen hat. Im Kloster Sankt Johann in Müstair wurde Gion Antoni Derungs letztes Werk, die benediktinische „Complet“, uraufgeführt. Das Publikum war begeistert, das klirrend kalte Gotteshaus bis auf den letzten Platz belegt.

von Elke Larcher

Fernab von jedem Jubiläumstrubel, in einer der entlegensten Ecken der Schweiz, hat das Kulturfestival Origen sein „Großes Karlsjahr“ eröffnet: im Kloster Sankt Johann in Müstair.

Dies nicht ohne Grund: Kaiser Karl hat das prächtige Gotteshaus im ausgehenden 8. Jahrhundert gegründet. Ein Schneesturm – so will es die Legende – habe ihn am Umbrailpass überrascht und in Todesnot gebracht. Die Klosterstiftung war der Dank für ein gerettetes Kaiserleben, das Europa prägen sollte. Fast vierzig Jahre nach der Überquerung des Umbrail verstarb Karl in Aachen. Seitdem gedenkt das Kloster Müstair alljährlich des großzügigen Stifters. An wohl keinem anderen Ort der Welt ist Karl so lebendig präsent wie hier, im stillen Tagesgebet der Benediktinerinnen von Müstair.

Ein „Ständlein“ für den Kaiser
Der Todestag des Kaisers ist Feiertag im Kloster. Abends, vor dem Nachtgebet, singen die Schwestern ein „Ständlein“ für den Verstorbenen. Im Südhof des Klosters, vor einem Fresko Karls des Großen, klirrend kalt unter sternenklarem Himmel, wird dem Kaiser gedankt. Fürbitten werden dargebracht, für Kaiser Karl, das Kloster, das Tal, die Welt. Und für den klösterlichen Nachwuchs. Denn das ist die heilige Pflicht des Gründers: im Himmel für den Fortbestand seines Hauses zu sorgen.

Derungs letztes Werk, die monastische „Complet“
In seiner Einführung zum Konzert erläuterte Indendant Giovanni Netzer die liturgische Bedeutung der s14 KarlsstatueComplet. Im monastischen Abendgebet beschließe der Mensch den Tag und lege die Nacht in die Hände seines Schöpfers. Die Complet sei Vorbereitung auf den Schlaf und habe des Beters Tod im Auge. Nicht feierliches, öffentliches Gedenken ist das Wesen der „Complet“, sondern der persönliche Abschied vom Tag, vom Leben, der intim und heilig ist. „Gion Antoni Derungs „Complet“ ist ein sehr persönliches Testament, das von Zuversicht und Hoffnung spricht. Es ist ein berührender Abschied eines Freundes, der niemals laut war, aber immer dicht, beseelt, schnörkellos – und hoffnungsvoll. Gion Antoni Derungs Complet lässt vermuten, dass es den Himmel gibt. Wir feiern heute ein doppeltes Gedenken: der Ort gedenkt des Kaisers, die Musik des Komponisten.“

Uraufführung
Nach dem „Ständlein“ der Schwestern wurde das Publikum durch den Kreuzgang des Klosters in die Klosterkirche geleitet. Dort brachte das Origen Ensemble Vocal Gion Antoni Derungs „Complet“ unter der Leitung von Clau Scherrer zur Uraufführung. Das Werk für Solisten und Vokalensemble, beruhend auf den lateinischen Texten des monastischen Nachtgebetes, vermochte das Publikum zu überzeugen und wird als eine der stärksten Schöpfungen des Bünder Komponisten in die Musikgeschichte eingehen. Und: Die „Complet“ verband sich eindrücklich mit einem großartigen Raum, dem Vokalgesang auf den Leib geschrieben ist. Denn zu den wichtigsten Errungenschaften der Regentschaft Kaiser Karls gehörte die Förderung des gregorianischen Chorals. Oder anders gesagt: Ohne Kaiser Karl hätte Gion Antoni Derungs seine „Complet“ vielleicht nie geschrieben.


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