Mittwoch, 11 Oktober 2006 09:17

Vereins- und Familienmensch

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Josef Hellrigl, Tartsch

 

Eine besondere Ehre wurde mir zuteil, als ich am 17. März Herrn Josef Hellrigl in Tartsch besuchte, denn er feierte seinen Geburtstag. Trotz seines Ehrentages, konnte ich ein Gespräch mit ihm führen, welches diesem Porträt zu Grunde liegt. Geboren wurde der ruhige und bedächtige Josef im Haus Nr. 16 in Tartsch, seine Eltern Josef und Johanna führten den dazugehörenden Bauernhof. Damals fuhren noch wenige Autos durchs Dorf, die Straßen wurden im Winter nicht vom Schnee geräumt, die Schlittenfahrten auf den Straßen sind ihm in lebhafter Erinnerung. „Zar Zentrale hobmer die Milch mit´n Schlit ausigfiahrt! In Loch isch monatelong a Pischte gwes´n!“ Die letzten drei Jahre in der Volksschule hatte er eine strenge Lehrerin, „Rechtschreibm isch nia meinig´s gwes´n, rechnen tua i viel liabr!“ 18-jährig besuchte er kurze Zeit eine Abendschule, er wollte sein Wissen vertiefen, jedoch wurden die Kurse bald eingestellt.

Als er 19 Jahre alt war, starb sein Vater an einem Asthmaanfall. So musste er den landwirtschaftlichen Hof weiterführen, vom Militärdienst wurde er freigesprochen. Seine Freizeit widmete er dem Ehrenamt in vielen Vereinen. „I bin fa oan Verein zan ondern kugelt!“ In der alten Volksschule in Tartsch stand ein 4 X 8 m großer Raum der Heimatbühne zur Verfügung, auf engstem Raum wurden Theater vorgeführt, „bunte Abende“ veranstaltete man in der Faschingszeit, an Publikum mangelte es nie. Mit 16 Jahren trat er der Freiwilligen Feuerwehr Tartsch bei und war treuer Kamerad, bis er mit 66 Jahren aus dem aktiven Dienst ausscheiden musste. 55 Jahre hatte er die ehrenvolle Aufgabe, die Kassiertätigkeit im Verein zu übernehmen, er tat dies gewissenhaft und genau. Von schlimmeren Unglücken war Tartsch verschont geblieben, doch rückte die Feuerwehr Tartsch auch zu Einsätzen im gesamten Vinschgau aus.  „Monche Ausruckungen sein oam za Herzen gongen!“ Die Kameradschaft und das Wissen, jemandem helfen zu können, waren der Antrieb, den Feuerwehrdienst über Jahrzehnte zu verrichten. Als Dankeschön erhielt er mehrere Urkunden und eine Holzstatue vom hl. Florian. Die Kameradschaft war auch Triebkraft, warum er 20-jährig zu den Schützen gegangen ist. Bis heute marschiert er in den Reihen der Schützen mit, im letzten Frühjahr feierte die Kompanie Tartsch ihr 50-jähriges Bestehen. „S´Trogn far Trocht und s´Wohren fa insre Traditionen isch flott!“  Kirche, Glaube und Gemeinschaft sind dem sympathisch ruhigen Tartscher ein großes Anliegen.

Das Wahren von Kulturgut ist ihm wichtig, Jahreszahlen von bestimmten Geschehnissen merkt er sich gut und sie sprudeln im Gespräch heraus. Heuer jährt sich sein Messnerdienst in der Pfarrkirche zum hl. Andreas in Tartsch bereits zum 55sten Mal. Auch die Bichlkirche „St. Veith“ wird von ihm betreut. Den Kirchen widmet er seine gesamte Aufmerksamkeit. Der Messnerdienst umfasst die Vorbereitung der Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten, Begräbnisse sowie der vielen kleinen Feiern: das Anzünden der Kerzen, Messwein, Altartücher, Mikrophon, Ändern des Hochaltars zu den Festzeiten, Glockenläuten, Beleuchtung, das Waschen und Vorbereiten der Altarwäsche. Seit 36 Jahren unterstützt ihn seine Frau Waltraud dabei tatkräftig. 1974 gaben sie sich das Ja-Wort, die Kinder Christine, Andreas und Urban kamen zur Welt, drei Enkelkinder beleben das Haus mit Kinderlachen.

„I bin a Familienmensch, und fühl mi wohl im Familienkreis!“ Um die Reihe der ehrenamtlichen Tätigkeiten zu vervollständigen nennt er die Zugehörigkeit zum Bauernbund, zum SVP-Ortsausschuss und zum Pfarrgemeinderat, welchem er seit der Gründung 1972 bis 2005 angehörte. „I hon nia na sogn kennt!“, sagt er mit einem Schmunzeln. Durch den Messnerdienst hatte er stets engen Kontakt mit den Geistlichen, zu manchen auch einen guten Draht. Die Dienstjahre, welche die Pfarrer in der Pfarrei Tartsch versahen zählt er aus dem Stehgreif auf, nach Jahreszahlen, Monaten und Namen  gestaffelt. Sein Einkommen bezog er aus der Landwirtschaft, zehn Jahre lang fuhr er in den Sommermonaten mit der Dreschmaschine, um sich ein Zubrot zu verdienen. 1989 verletzte er sich beim Füttern der Kühe am linken Auge. Das Horn einer Kuh bohrte sich in sein Auge. Viele Operationen, um den Sehnerv zu retten, folgten. Leider ist dies nicht gelungen, das Auge blieb trüb und blind. Sein Elternhaus sanierte er gemeinsam mit seinem Sohn Andreas im Jahr 2003. Das Erhalten der historischen Fassade, der Gewölbe und Mauern war ihm wichtig. „Vorfeart hon i a mort´s Glick kopp!“ sagt Josef, als er von seinem Gehirnschlag erzählt. Der Schlag ereilte ihn zu Hause, als das Ehepaar zum Mähen des Friedhofs der St. Veithkirche aufbrechen wollte. Mit Weißen Kreuz und Hubschrauber wurde er ins Bozner Krankenhaus gebracht, wo er einen weiteren Gehirnschlag abbekam. „Gott sei Dank, sein di Dekter ummrgwes´n!“ Den Festtag Maria Himmelfahrt musste er im Krankenhaus verbringen. Er erholte sich schnell und trug auch keine weiteren Schäden von diesem „Schlagl“ davon.

Brigitte Thoma


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