Doch sie wunderten sich, dass der gelbe Flitzer so leise unterwegs war. Aufgeregt erwarteten die Eltern Sieglinde und Bruno ihren Sohn, der sich angekündigt hatte. Obwohl sie bereits einiges über das Fahrrad wussten, waren sie von der futuristischen Form überrascht. Auf dem Weg zu seinem Wohnort Meran hatte Alexander Halt in seinem Elternhaus gemacht.
Am 17. September war er mit dem Velomobil in der Manufaktur bei Hannover gestartet. Im Februar 2013 hatte er dort dessen Anfertigung in Auftrag gegeben. Dazu entschieden hatte er sich auf einer Biker-Messe in Basl, wo einige der in den Nordländern gängigen Velomobile ausgestellt waren. „Viele hoobm mi für verruckt erklärt unt gsogg, wos willsch denn mit a setta Banane“, erklärt er. Doch er ließ sich nicht beirren. Die Reiseroute über Radfernwege hatte Alexander mit Hilfe des Internets geplant und dann etappenweise die Details studiert. Sein Ziel war es, die 1.200 Kilometer von Hannover bis Prad in zwölf Tagen zurückzulegen. Doch er war schneller. Er erreichte eine Geschwindigkeit von 45 bis 50 Kilometern in der Stunde und schaffte es in zehn Tagen, unterbrochen von einem Ruhetag. Vorbereitet hatte er sich daheim auf seinem Tourenrad. „I bin nit super trainiert gwesn, obr iatz bin i fit“, meint er lachend. Etwas problematisch beschreibt er das Fahren auf Pflastersteinen und Schotterwegen. „Ma woaß nit olm, wos kimmp“, sagt er. Onamol hon i s Radl drei Kilometer weit gschoubn“. Bei jedem Halt scharten sich sofort interessierte Betrachter um den gelben Flitzer, den er mittlerweile liebevoll „meine gelbe Banane“ nennt. Alexander schmunzelte jedes Mal, wenn ihm die Frage nach dem Motor gestellt wurde. Spontan öffnete er dann die Haube und gewährte den Interessierten einen Blick ins Innere des Liegerades. Geduldig erklärte er die Mechanik der Pedale, die mit einer Speziallenkung verbunden sind, die von einem Akku gespeisten Lichter und vieles mehr. Das schützende Gehäuse besteht aus Carbon, es ist leicht und dennoch stabil. Der Regen konnte ihm auf seiner Fahrt vom Norden in den Süden nichts anhaben. Er fuhr durch historische Städte, in denen er meist übernachtete, und er traf viele interessante Menschen. Einer davon war der bekannte Weltenbummler Andreas Eller, der mit seinem Ziehkarren in entgegengesetzter Richtung unterwegs war. In einem verlassenen Nest bei Fulda waren sie sich begegnet. Einen Abend lang philosophierten sie, tauschten Erfahrungen aus und entdeckten viele Gemeinsamkeiten, ihre Naturverbundenheit, ihre Abenteuerlust, das Wandern, das Radfahren. Während Eller durch Kontinente zog, erkundete Alexander begleitet von seiner Frau Klaudia Resch mit dem Rad Korsika, Dänemark, Apulien, Südfrankreich… Kurz nach dem Fall der Mauer radelte er mit einem Freund nach Berlin, um hautnah Geschichte zu erleben. „S Radl sogg miar mea als s Auto “, sagt er. „Fir an Auto ruit miar s`Gelt“ Das Rad war stets auch sein Begleiter in Wien, wo er Nachrichtentechnik studierte. 1997 kehrte er nach Südtirol zurück und trat in den Dienst des Südtiroler Raiffeisenverbandes in Bozen. 2000 gründete er im Rahmen von New Economy eine Internet Start-up-Firma, mit der er Börsengänge planen wollte. Doch die Internetblase platzte und Alexander kehrte zu Raiffeisen zurück, wo er Verantwortung in der Online-Zentrale übernahm. Heute ist er dort Vizedirektor. Privat lebt er mit seiner Frau in Meran. Er pendelt täglich nach Bozen. Inzwischen setzt er sich nur noch ins Auto, wenn er aus Repräsentationsgründen einen Anzug tragen muss. Lieber steigt er in seine schnittige gelbe Banane und tritt in die Pedale. Dadurch hält er sich körperlich fit, braucht keinen Treibstoff und dank Gehäuse ist er vor Wind und Wetter geschützt. Und überall wo er auftaucht, staunen die Betrachter.