Der Haussperling (Passer domesticus)
Beim Haussperling (ital.: Passera europea)sind die beiden Geschlechter in der Gefiederausfärbung deutlich zu unterscheiden. Das Männchen hat eine dunkelgraue Kopfplatte. Nacken, Ohrgegend und Kopfseiten sind hingegen kastanienbraun. Die Backen sind hellgrau bis weißlich. Als weiteres Erkennungsmerkmal für die Art ist auch der ausgeprägte schwarze Kehlfleck des Männchens zu nennen, der bis zur Brust reicht. Das Weibchen und die Jungvögel sind ohne schwarzen Kehlfleck, oberseits mattbraun und unten schmutzig weiß, insgesamt unauffällig in der Gefiederfärbung. Bekannt ist das Schilpen der Haussperlinge, das als Lautäußerung häufig auch im Schwarm vorgetragen wird.
Der Haussperling brütet in ganz Europa. Er fehlt nur in Island und in Teilen Nordskandinaviens. Auf Sardinien wird der Haussperling durch den Weidensperling ersetzt. In Südtirol ist der Haussperling flächendeckend als Standvogel verbreitet.
Das Nest des Haussperlings findet sich in Löchern aller Art, vorzugsweise in und an Gebäuden aber auch in Baumhöhlen und in Kletterpflanzen an Mauern. Legebeginn ist Mitte bis Ende April. Bei einer Gelegegröße von 4-6 Eiern werden 2-3 Jahresbruten gezeitigt. Beide Partner brüten 11-13 Tage und füttern die Jungen 13-16 Tage im Nest.
Wegen der hohen Vermehrungsrate kommt der Haussperling mancherorts in großen Dichten vor. Als klassischer Kulturfolger mit großen Anpassungsfähigkeiten fehlt der Sperling in keiner Siedlung. Nach der Brutzeit bilden sich im Spätsommer meist Sperlingsschwärme, die vor allem in ländlichen Gebieten ausstrahlen, um das Nahrungsangebot der Umgebung wie reifende Gräser und Getreide zu nutzen. Auch die Jungvögel sammeln sich in wachsenden Schwärmen; sie werden wohl zum Teil von den Altvögeln aus dem Nestbereich vertrieben.
In Südtirol reicht die Verbreitung des Haussperlings von der Talsohle bis auf 1.700 Meter Meereshöhe. Dem Vogel-Atlas Südtirol ist zu entnehmen, dass die höchsten Vorkommen aus Kurzras in Schnals (2.000 m MH), Sulden (1.900 m) und Schlinig (1.700 m) gemeldet worden sind. In vielen städtischen Räumen nehmen die Haussperlinge neuerdings dramatisch ab.
Die Geschichte des Haussperlings als Begleiter des Menschen ist eine lange. Sobald Menschen sesshaft wurden und die ersten bescheidenen Anfänge der Ackerbaues entwickelten, waren auch die Haussperlinge zur Stelle: Der bekannte deutsche Ornithologe Einhard Bezzel schreibt in seinem BLV-Handbuch Vögel, dass sich die Spuren des Haussperlings 10.000 bis 15.000 Jahre zurückverfolgen lassen.
Der Italiensperling (Passer italiae)
Die systematische Stellung dieser Sperlingsart, die im Italienischen Passera d´Italia heißt, ist umstritten: In manchen ornithologischen Fachbücher wird sie als eigene Art klassifiziert, andere Autoren führen den Italiensperling als Unterart des Haussperlings. In Südtirol kommen beide, Haussperling und Italiensperling, in einer breiten Kontaktzone vor, die sich nahezu über das ganze Land erstreckt. Nördlich des Brenners lebt nur mehr der reine Haussperling, gegen Süden findet man Mischlinge bzw. neben den Haussperlingen auch Italiensperlinge. Dem Vogelatlas Südtirol ist als weiteres Detail zu entnehmen, dass sich der Haussperling weit nach Süden ausgebreitet hat während der Italiensperling lediglich über den Reschenpass nach Norden gedrungen ist.
Die Artmerkmale des reinrassigen Italiensperlings sind die braune Kopfplatte, der rein weiße Wangenfleck und ein angedeuteter Augenstreif.
Der Feldsperling (Passer montanus)
Beim Feldsperling (ital.: Passera matuggia) unterscheiden sich die beiden Geschlechter in der Ausfärbung ihres Federkleides nicht. Vom Haussperling ist der etwas kleinere Feldsperling durch den schokoladebraunen Scheitel zu unterscheiden. Vom Italiensperling unterscheidet sich der Feldsperling hingegen durch den schwarzen Fleck in den weißen Ohrdecken. Der schwarze Kehllatz ist beim Feldsperling scharf abgegrenzt und kleiner als beim Männchen von Haus- und Italiensperling. Der Feldsperling hat zudem einen weißen Halsring, der fast den ge- samten Umfang des Halses umspannt.
Als Lebensraum besiedelt der Feldsperling im Vergleich zum Haussperling eher die Außenbereiche der Siedlungen am Übergang zur offenen Landschaft, dann auch Feldgehölze, Gärten, Parks und Obstwiesen.
In Südtirol ist der Feldsperling deutlich weniger weit verbreitet als der Haussperling. Er bewohnt tiefe Lagen, brütet bis auf 1.000 Meter Meereshöhe und dringt nicht in höher gelegene und enge Täler vor. Gerne nutzt er vorhandene Nistkästen als Bruträume. Er hat sich dadurch in den Obstanlagen mit Niederstammbäumen und aufgehängten Nisthilfen wieder vermehrt, nachdem ihm zwischendurch mit dem Ausklingen des Streuobstbaues mit Hochstämmen und ausfaulenden Astlöchern Wohnraumnot entstanden war.
Auch Haussperlinge sind Nistkastenbewohner, manchmal zum Ärger von Singvogelschützern, die Meisen oder andere Höhlenbrüter ansiedeln wollen. Haussperlinge kann man von den Nistkästen relativ leicht abhalten: Durch Fluglöcher von 30 Millimetern Durchmesser können Kohlmeisen noch ohne Schwierigkeiten durchschlüpfen, Haussperlinge aber nicht mehr. Die kleineren Feldsperlinge schlüpfen noch durch Fluglöcher von 27 mm Durchmesser hindurch und besiedeln also Meisen-Nistkästen. Gegen ein paar Feldsperlinge wird man allerdings nichts einzuwenden haben, zumal sie in viel geringeren Dichten vorkommen als die Haussperlinge und in manchen Gegenden neuerdings stark abgenommen haben.
Besuch in avimundus
Wenn Sie sich die oben beschriebenen Artmerkmale und die besonderen Kennzeichen der drei Sperlingsarten aneignen und nachhaltig einprägen wollen, empfehle ich Ihnen einen Besuch unseres Informationspunktes avimundus in der Kapuzinergasse am Beginn der Fußgängerzone in Schlanders. In dieser naturkundlichen Bildungseinrichtung der Gemeinde Schlanders und des Nationalparks Stilfserjoch finden Sie die präparierten Vogelbälge nicht nur der Sperlingsarten, sondern auch noch einen viel breiteren Artenquerschnitt durch die Südtiroler Vogelwelt in qualitativ hochwertigen Präparaten. Ausgewählte Vogelarten werden entweder den Lebensräumen zugeordnet gezeigt oder nach ihrem Verhalten (Zugvögel, Wintergäste), ihrer Brutbiologie (Nesthocker, Nestflüchter, Wirtsvogel) oder nach der zoologischen Systematik der Familien (Tag- und Nachtgreifvögel, Raufußhühner). Auch den Vogel des Jahres 2013, die Bekassine zeigen wir. Jährlich wählt der Naturschutzbund eine Vogelart aus, welche besonders bedroht ist. In den letzten Jahren hat sich dabei immer wieder gezeigt, dass Bedrohungen der Arten auf Bedrohungen der Lebensräume gründen.
Die Präparate in avimundus sind eine Leihgabe von Hansjörg Götsch aus Schlanders. Der Eintritt in den Infopoint ist kostenfrei. Unsere Mitarbeiterin Dr. Lucia Villa betreut Sie als Naturkundlerin kompetent und erwartet Sie gerne. Die Öffnungszeiten von avimundus sind noch bis Ende Oktober von Dienstag bis Samstag von 10-12 und von 14-18 Uhr. Am Sonntag, Montag und an den Feiertagen bleibt der Infopoint geschlossen.