Mittwoch, 10 Juli 2013 09:06

Nationalpark Stifserjoch - Legföhren-Buschwald - Die Latsche als Pionierbesiedler

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DSC 3931Wolfgang Platter, am Tag des Heiligen Ulrich, 4. Juli 2013

Die Legföhre oder Latsche (Pinus mugo) ist so wie die Grünerle (im Dialekt „Luttern“, in der wissenschaftlichen Fachsprache Alnus viridis) eine verholzende Baumart mit Säbelwuchs, die hoch in das Gebirge aufsteigt. Die Latsche kann die ökologische Nische der Felsstandorte besiedeln ebenso wie den Erosionsschutt der Geröllhalde. Ihre Anpassung besteht unter anderem in der Ausbildung niederliegender, sehr biegsamer  Sprosse, welche bei Überschüttung  durch Schneelawinen kaum knicken und weniger bruchanfällig sind als die Hochstämme anderer waldgrenzbildender Baumarten.

Durch die Ausbildung der Krummholzstämme mit Säbelwuchs kann die Latsche so wie auch die Grünerle in Lawinenstrichen überleben. Die Latsche hat eine extrem breite Höhenamplitude von Gipfelstandorten (auf über 2.000 Metern Meereshöhe) bis hinunter in Talschluchten. Die Legföhre bereitet als Pionierholzart den Boden für die Ansiedlung von Lärchen, Zwergsträuchern und Rasengesellschaften vor.
Legföhre und Zirbe
DSC 3827DSC 3938Von der Zirbe ist die Legföhre außer in der Wuchsform in den Nadeln gut zu unterscheiden. Die Zirbe bildet Hochstämme aus und die Nadeln sitzen immer als Fünferpakete in den Nadelbüscheln. Die Nadeln der Zirbe sind im Querschnitt dreikantig und auf der Innenseite blaugrün und mit Wachsstreifen versehen. Diese Wachsschicht verringert die Wasserverluste durch Verdunstung im Klima des Hochgebirges mit hohem Anteil an Ultraviolettstrahlung im Lichtspektrum.
Die Legföhre hingegen gehört zu den zwei-nadeligen Kiefern-Arten.  Die Nadeln der Latsche sind kurz (2-5 cm) und steifer als bei der Zirbe. Die Strauchform macht die Latsche äußerst anspruchslos und genügsam. Die Latsche erträgt Hitze und Trockenheit gleich wie Frost und lange Schneebedeckung. Sie ist anspruchsarm an den Boden. Sowohl auf Fels als auch auf erodiertem Schutt ist die Latsche den meisten anderen Holzarten überlegen. Die Legföhre besiedelt vornehmlich Kalk- und Dolomit-Substrat und gilt daher in der Vegetationskunde als Kalkanzeiger. Sie kommt aber auch auf silikatischem Untergrund vor. In ihrem Verbreitungsschwerpunkt ist die Latsche ostalpin.
Verschiedene Pflanzengesellschaften
CypripediumDSC 3935DSC 3833Die Legföhren-Buschwälder lassen sich nach ihren pflanzlichen Begleitarten in verschiedene Pflanzengesellschaften gliedern: Eine recht häufige Gesellschaft im Latschenwald ist der Kalk-Schneeheide-Latschen-Buschwald als wärmeliebende Pflanzengesellschaft auf trockenen Standorten. Namensgebend ist die  Schneeheide (mit wissenschaftlichen Namen Erica carnea, in unserem Dialekt „die Hoaderlen“ genannt). Die rosa blühenden Kriechsträucher  der Erica füllen die Vegetationslücken zwischen den Latschen meist vollständig aus. Diese Schneeheiden-Latschen-Gresellschaft kommt zum Beispiel am Fuße des Bormianer Hausberges Cima di Reit (3.049 m) vor. Wie die Bilder der Begleitpflanzen im DSC 3829heutigen Beitrag zeigen, lohnt es sich allemal, entlang eines Steiges in das sonst schier undurchdringliche Latschengestrüpp einzusteigen. Unerwartet viele und attraktiv schöne Arten von Blütenpflanzen besiedeln den Boden des Latschenwaldes und belohnen die körperlichen Anstrengungen.  So kommen im Latschenwald, recht  unerwartet mehrere Arten von Wildorchideen vor.

 


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