Kinder im Umgang mit Tod und Trauer

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v. l.: Gabi Tscholl (SBO), Ruth Warger und Veronika Traut, die Vorsitzende des Bildungsausschusses Goldrain /Morter v. l.: Gabi Tscholl (SBO), Ruth Warger und Veronika Traut, die Vorsitzende des Bildungsausschusses Goldrain /Morter

Goldrain - Im Rahmen der 33. Goldrainer Dorftage 2024 organisierte der Bildungsausschuss Goldrain /Morter, in Zusammenarbeit mit der Südtiroler Bäuerinnenorganisation den Vortrag zum Thema „Kinder im Umgang mit Tod und Trauer“. Es referierte dazu die Malser Psychologin Dr. Ruth Warger. Warger sammelte bis vor kurzem Erfahrung im Krankenhaus Schlanders und Meran als Psychologin im Bereich Onkologie mit Tumorpatienten. Jetzt ist sie in Meran bei der Familienberatung tätig.
„Wenn etwas Schlimme passiert, wenn jemand stirbt oder sonst einen schweren Verlust erleidet, dann ist das wie ein Blitz, der alles andere in den Hintergrund drängt“, so Warger. Wir Erwachsene scheuen uns davor, Kinder in familiäre Trauer oder Todessituationen mit einzubeziehen. Wir versuchen alles, was mit Tod und Sterben zu tun hat, von ihnen fernzuhalten. Wir glauben, sie so vor Leid bewahren und möglichst lange im Zustand glücklichen Unwissens belassen zu können. Dabei ist es wichtig, dass Kinder in solchen Fällen Gelegenheit bekommen, über Tod und Trauer in ihrem Umfeld zu sprechen.
Kinder reagieren ganz unterschiedlich auf traurige Ereignisse. Potentielle Reaktionen wie pötzliche Gefühlsschwankungen, Regression, Vermeiden von Orten, Konzentrationsschwierigkeiten, Schreckhaftigkeit, Aggression und Trotzverhalten sind ganz normal. Diese typischen Verhaltensweisen dienen entweder der Ablenkung oder der Konfrontation. Beides ist richtig. Falsch wäre es zu meinen, man müsse Kinder unbedingt zur Konfrontation drängen, wenn sie nicht bereit dazu sind. Falsch ist auch zu meinen, Kinder verstehen das noch nicht und man müsse sie deshalb schonen. Kinder fühlen und verstehen sehr wohl, nur können sie starke Emotionen nur für kurze Zeit aushalten. Irgendwann werden sie Fragen stellen. Je kleiner sie sind desto öfters stellen sie die gleichen Fragen. Dann liegt es an uns, richtig darauf zu reagieren und ihnen mit Geduld, offen und ehrlich, Rede und Antwort zu geben. Kinder nehmen uns beim Wort!!
Kinder haben je nach Alter, in jeder Entwicklungsstufe, ein unterschiedliches Verständnis, eine unterschiedliche Wahrnehmung. Das sollte uns bewußt sein. Unsere Aufgabe als Bezugsperson ist es nicht, das schlimme Ereigniss ungeschehen zu machen, das können wir auch nicht. Wir können jedoch Kinder in Trauer und Tod begleiten, damit sie so bald wie möglich wieder ins „normale“ Leben zurückkehren können.
Trauerarbeit ist ein Prozess. Trauer und Tod müssen immer wieder neu „bearbeitet“ werden. Das Problem für uns Erwachsene liegt vielfach darin, dass wir nicht darüber sprechen wollen, aus Angst etwas Falsches zu sagen. Nicht darüber zu sprechen ist kontraproduktiv. Es wird mit Reden nicht leichter, aber es wird anders, und Kinder können anders durch den Trauer- und Sterbeprozess hindurchgehen. (pt)

 

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