Ungewisse Wege

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Latsch - Lange sah es im Vorfeld nach einer ruhigen, unaufgeregten Gemeinderatssitzung in Latsch aus, welche am 02.03.2020 über die Bühne gehen sollte. Doch die geplante Erhöhung der Gemeindereferenten und der schnell auf die Tagesordnung geholte Punkt der endgültigen Übertragung der Güterwege an das Bonifizierungskonsortium, sorgten dann doch für eine der seltenen Gemeinderatssitzungen, bei der kein Gemeinderat fehlen wollte.
Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister und der Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung wurde kurz über die Umbenennung des Äueleweges im Italienischen abgestimmt. Diese Änderung wurde nötig, da die italienische Bezeichnung Via Ischietta im Gemeindegebiet vorkommt, was der Post immer wieder Probleme bereitet, der Morterer Äueleweg darf sich also ab jetzt Vicolo Ischietta nennen, die Auswirkungen dieser Änderung auf das Dorf Morter werden wohl überschaubar bleiben.
Bereits beim nächsten Punkt, nämlich der Erhöhung der Anzahl der Referenten um einen Posten auf fünf, wurden die Wortmeldungen zahlreicher und der Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, die Meinung jedes einzelnen Gemeinderates zu diesem Punkt zu hören. Die überaus große Mehrheit der Räte befürwortete dann in der Diskussion die Aufstockung, forderte aber die Kosten gleich zu halten, also das Gehalt der heutigen vier Referenten auf fünf aufzuteilen. Unter dieser Prämisse wurde der Vorschlag dann angenommen, wobei ein Vertreter der Opposition förmlich darauf bestand gegen diese Erhöhung, für welche er keine Begründung erkennen konnte, zu stimmen. Ein guter Einwand von Seiten einer Gemeinderätin war dann noch, das Inkrafttreten auf die neue Legislatur zu verschieben, um in der wenigen verbleibenden Zeit nicht noch jemanden suchen und ernennen zu müssen.
Die politischen Wogen hochgehen ließ dann aber der eilig auf die Tagesordnung gesetzte Punkt über das endgültige Übergehen einiger Güterwege im Latscher Gemeindegebiet auf das Bonifizierungskonsortium Vinschgau. Das Thema schwelt seit Jahrzehnten und ist in einem touristisch genutzten Gebiet wie dem Vinschgau auch nach langen Diskussionen alles andere als gelöst, mit Problemen und Verantwortungen auf allen Seiten. Während die bäuerlichen Vertreter bei den öffentlichen Wegen immer wieder mit den gültigen Dekreten in Bezug auf Abstandsregelungen und Beregnungen im Konflikt stehen, ist die Instandhaltung der Wege für die Gemeinde natürlich kostenintensiv und gerade bei Stichwegen ohne öffentliches Interesse auch wenig nachhaltig.
Gerade diese Komplexität der Materie erstickte dann auch die Diskussion fast im Keim, da der Gemeindereferent Zagler Robert für diesen Punkt sofort um eine Verschiebung ersuchte. Das Thema sei zu komplex, um es auf der Zielgeraden ihrer Legislatur noch durchzuboxen und außerdem wären auch zu viele Dinge noch ungeklärt. Kritisiert wurde vor allem, dass das Thema jahrelang vernachlässigt worden sei, und jetzt noch schnell über die Bühne gehen sollte.
Dieser Meinung schloss sich nach angeregter Diskussion dann auch der große Teil des Gemeinderates an, man stimmte überein, dass es sich um viele Hektar Grund handelt, welche kostenfrei an das Bonifizierungskosortium übergehen sollen und es deshalb richtig ist, das Thema mit Vertretern aus allen Lagern wie den bäuerlichen Vertretern, aber auch den Touristikern und den Wirtschaftstreibenden zu diskutieren. Der Bürgermeister, der als einziger gegen die Vertagung stimmte, unterstrich sichtlich enttäuscht, dass ein abschließendes Konzept schwierig sei und er die rechtlichen Eckpfeiler einhalten muss.
Unter dem Punkt Diverses wurde dann die Frage nach dem Gerücht eines geplanten Zusammenschlusses der Skigebiete Tarscher Alm und Ulten gestellt, welche der Bürgermeister so beantwortete, dass man wegen einer Machbarkeitsstudie an ihn herangetreten sei, welche eine Zubringerseilbahn von Latsch nach Tarsch vorsehen würde, diese aber noch nicht vorliege und bei Vorlage dann auch in breiter Runde besprochen werden würde. (ea)

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