Dass das Vinschger Obst, überwiegend Äpfel, das Vinschger Gemüse und die Vinschger Beeren gemeinsam vermarktet werden, ist der Beharrlichkeit in der VI.P-Führungsetage, auch dem durchsetzungsstarken und wortgewaltigen VI.P-Direktor Sepp Wielander, zu verdanken. Zuvor waren es die einzelnen Genossenschaften, die sich am Markt Konkurrenzkämpfe geliefert haben. Heute undenkbar.
Weil Wielander pensionsreif ist, war die Suche nach einem Nachfolger angelaufen. Die Entscheidung ist auf den bisherigen Direktor der MIVOR Martin Pinzger gefallen. Die MIVOR ist die mengen- und mitgliedsstärkste Genossenschaft im Vinschgau. Pinzger leitet die MIVOR seit 2007, zuvor war er 10 Jahre lang Direktor der Mivo. Die Übergangszeit hat begonnen. Pinzger wird einen neuen MIVOR-Direktor einarbeiten und Wielander den neuen VI.P-Direktor. Bevor diese Arbeiten nicht abgeschlossen sein werden, sagt Wielander, gebe es keine Stabübergabe. Die laufenden Entscheidungen werde er zu treffen haben. Längerfristige und strategische Entscheidungen werden nur in Absprache mit dem „Neuen“ erfolgen.
Die Apfel-Branche steht unter gesellschaftlicher Beobachtung. Vor allem sind es die Anbaumethoden und da vor allem das Ausbringen von Pestiziden, die für teils heftige Diskussionen sorgen. Neben den Preisen am Markt stehen die Apfel-Bauern auch von dieser Seite unter Druck. Deshalb sind die Erwartungshaltungen gegenüber Martin Pinzger hoch. Und zwar mindestens zweifach. Hardliner unter den Bauern ist es am Liebsten, wenn Pinzger eine harte Kante gegenüber Pestizidkritikern und -gegnern fahren würde. Viele Bauern allerdings erwarten sich, dass es Pinzger gelingen möge, den Druck vor allem im Pestizid-Topf durch eine Art „Agrios 4.0“ nehmen zu können. Denn der langjährige Vorsprung durch den Alleinstellungswert der Vinschger Äpfel am Markt durch die Anbaumethode „Agrios“, also integrierte Produktion, schmilzt immer schneller. Einen Wettbewerbsvorteil am internationalen Markt sehen deshalb viele Bauern darin, sich von den Mitbewerbern radikal zu unterscheiden. Die VI.P-Zeichen deuten bereits in diese Richtung: Seit Anfang 2018 ist die Aktion „Freiwilliger Verzicht auf Herbizide“ gestartet. Dabei werden jene Bauern mit einer Umweltprämie belohnt, die auf ihren Anbauflächen gänzlich auf Herbizide verzichten.
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