Mittwoch, 21 März 2012 00:00

Eine Sünde wert

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Irmi und Klaus Oberhofer veredeln ihre Bio-Äpfel zu natürlichem Apfelsaft. Am Höhepunkt ihrer Reife werden die Äpfel gepflückt, am Gipfel ihres Geschmacks in die Flaschen abgefüllt. EVA nennt sich das paradiesische Produkt vom Burghof in Latsch.

Text: Angelika Ploner | Fotos: Foto Wieser Schlanders

s32burgLatschs32_VerkostungEs gibt da eine Geschichte: Die einstigen Besitzer der Burg Latsch, das waren die Adeligen Von Breitenberg. Einer dieser Von Breitenberg, so erzählt man sich, soll eine geheime Liebschaft gehabt haben. Die Allerliebste, die lebte auf Schloss Juval. Und weil es damals kein Telefon oder gar Handy gab, sandte man sich Leuchtsignale, um sich heimlich zu verabreden. Über 100 Jahre sind seitdem vergangen, und steht man ganz oben auf dem Dach der Burg Latsch, zwischen den Zinnen, und blickt hinunter zum Bergrücken des Juvaler Hügels, dann kann man, schaut man genau, die Umrisse entdecken vom Schloss Juval.

Die Geschichte hat Reinhold Messner, Herr über Schloss Juval, einmal ganz nebenbei erzählt. Durch das Projekt Bauernladen am Fuße des Juvaler Hügels hatte Klaus Oberhofer, Besitzer der Burg Latsch und Burghof-Bauer öfters mit Reinhold Messner zu tun. Eigentlich von der ersten Stunde an, denn Klaus Oberhofer stand von Anfang an hinter der Idee authentischen, ehrlichen Bauernprodukten einen gebündelten Auftritt zu verschaffen. Damals, vor sieben Jahren, als die Türen des Bauernladens öffneten, konnte man die Produzenten an zwei Händen abzählen, mittlerweile, sagt Klaus Oberhofer, sei die Zahl auf satte 75 angewachsen. Einer der 75 ist er selbst. Der Burghof-Bauer produziert biologischen Apfelsaft, benannt nach der ersten Frau im Paradiese: EVA. Und wenn man so will, dann war auch ein bisschen Verführung mit dabei, denn der Apfelsaft, den Klaus Oberhofer und seine Frau Irmi nur für ihre Familie und für ihre Freunde herstellten, war so lecker, dass die Nachfrage eine immer größere wurde.

Gute Produkte sprechen sich eben herum; und mit der Nachfrage stieg auch der Anspruch der Familie Oberhofer nicht irgendeinen, sondern den „besten Apfelsaft zu produzieren.“ Seitdem sind fast zehn Jahre vergangen, der Anspruch ist derselbe geblieben.

Die Erntezeit auf dem Burghof ist die intensivste Zeit des Jahres. Parallel zur Apfelernte läuft nämlich auch die Produktion von EVA an. Dann nämlich, wenn die Äpfel auf dem Höchststand ihrer Reife angekommen sind und das beste Aroma in sich bergen. Aufs Timing kommt’s an, aufs perfekte Timing. Das Geheimnis „des besten Apfelsafts“ liegt nämlich im Geschmack.
s32_EVAIn Kisten, separat von jenen Äpfeln, die für die BIO-Vinschgau bestimmt sind, werden die Äpfel für den Saft gepflückt und sofort - frisch von der Wiese weg - in den Produktionsraum gebracht. Dort stehen Produktionsanlagen, Kisten und Kartons bereit. Doch bevor die Äpfel zermalmt und ausgepresst werden, durchlaufen sie einen Waschgang. Erst, wenn sie ganz sauber sind, kommen sie in die Presse. Reinster Apfelsaft fließt in einen Edelstahltank, zurück bleibt der sogenannte Trester, das trockene Fruchtfleisch samt Schale und Kernen. Eine Nacht lang ruht der Apfelsaft dann im Tank. Reine Schönheitssache. Die sogenannten Trübstoffe, jene Stoffe die den Saft trüben, sinken nämlich zu Boden und bleiben dort liegen. Das Geheimnis klaren Aussehens liegt demnach in der Nachtruhe. Am nächsten Tag wird der naturtrübe Apfelsaft erhitzt, im Fachjargon pasteurisiert, und in Flaschen oder Boxen gefüllt. Ohne Zusatzstoffe und ohne Antioxidantien. Reine Natur kommt in die Flasche oder Box.

Die Natur, die Kreisläufe der Natur spielen auf dem Burghof eine, wenn nicht die zentrale Rolle. Anders ausgedrückt: Die Natur steht im Mittelpunkt des Tuns. Und: des Seins. Eine Hackschnitzelanlage, die den Wärmebedarf am Hof deckt, beschickt Klaus Oberhofer nicht mit irgendeinem Holz, nein, fast zur Gänze mit eigenem Apfelbaumholz wird geheizt. Das zum einen. Zum andern bringt er den erwähnten Trester, das Abfallprodukt beim Pressen der Äpfel in die Biogasanlage nach Prad a. Stj.. Von dort bezieht er in einem zweiten Moment wieder den Dünger für seine Apfelwiesen.
s32_FassMan kann es Kompromisslosigkeit nennen, dieser Versuch viele kleine Kreisläufe zu schließen, für Klaus Oberhofer ist es die logische Konsequenz, betreibt man biologische Landwirtschaft, ein Ausdruck von Transparenz und Sinnhaftigkeit. Nachhaltigkeit hingegen ist ein Begriff, dem er nur wenig abgewinnen kann. Nachhaltig, sagt er, ist heutzutage fast alles und jeder geworden, ein Modewort. Mit viel Wenn und Aber. Für Klaus und Irmi Oberhofer gibt es kein Wenn und kein Aber. Nur ein Entweder-oder. Das hat sie zu Bio-Pionieren im Vinschgau gemacht. In einer Zeit, als Bio belächelt und angefeindet wurde, als die Beratung im Bio-Anbau - vor Ort - gänzlich fehlte, begab sich Klaus Oberhofer auf die Suche nach Antworten, informierte sich in ganz Europa. Das, was er erfahren hat, brachte er im eigenen Bio-Betrieb ein, versuchte es umzusetzen. Heute, 14 Jahre später, sagt er, ist das anders. Heute wird gut beraten, sauber kontrolliert, alles hinterfragt und vielfältige Hilfe angeboten.

s32_FamilieMomentan ist’s still auf dem Burghof in Latsch. Die Bäume sind geschnitten, die Blüte steht an. Es ist noch kein Jahr her, da gab’s am Burghof besonderen Grund zur Freude: Der EVA-Apfelsaft ist bei der Fachmesse „Mostbarkeiten“ in Kärnten auszeichnet worden. Über 300 Säfte bewertete die Jury. Der EVA-Apfelsaft von Irmi und Klaus Oberhofer bekam Gold, der EVA-Apfel-Johannisbeer-Saft, das zweite Produkt am Burghof Bronze. Es gibt aber noch eine andere Anerkennung, eine überaus lohnende: Die Kunden, die Irmi und Klaus Oberhofer in ihren Anfängen hatten, sind bis heute Kunden geblieben. Keiner von ihnen möchte mehr die Produkte des Burghofes missen. Das ist mindestens genauso viel Grund zur Freude. Wenn nicht noch ein ganz klein wenig mehr.


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