So wurde mehrfach das wunderschöne Martelltal begangen, „wo noch so manch verborgenes Schmuckstück seiner Auffindung entgegenharrt: allen voran Staurolithe und Turmaline“. Aber auch in das Passeiertal/Fraujoch und auf den Schneeberg hat es ihn auf seiner Suche verschlagen.
Trotzdem ist ihm das Heimatdorf Stilfs mit seinen Knappenlöchern – aus welchen einstmals mühsam Kupfer, silberhaltiger Bleiglanz und ein wenig Silber abgebaut wurde – stets wertvolle Fundgrube geblieben. Gleiches gilt für Trafoi (Arsen) und Zumpanell (zw. Sulden- und Trafoital), wo noch bis in die 70er Jahre Magnesit abgebaut wurde. „Die meisten der Bergwerke wurden aber 1972 wegen Erschöpfung aufgelassen. Das gab dem Sammler letzthin Gelegenheit vorhandene Stollen zu erkunden und Kupfer und Mineralien aufzuspüren. In Stilfs selbst findet man 3 Hütten, von wo aus man direkt in die Löcher eingestiegen ist – sozusagen ein direkter Zugang ab Haus zum weitläufigen Tunnelsystem“, erklärt der Steinsucher erheitert. „Hierbei handelt es sich allerdings ausschließlich um jüngere Stollen aus dem 17–18. Jh.. Die ältesten Gänge verlaufen dem Tramentanbach entlang. Über jene, welche unter- und oberhalb des Ortes verlaufen, weiß niemand mehr etwas Genaueres.“
Kristallsuche am zerklüfteten Berg ist allerdings nicht immer ungefährlich. Auch das hat Karl am eigenen Leib erfahren: Vor einigen Jahren hatte er sich in einer Felskluft derart verklemmt, dass ein Befreien aus eigener Kraft nicht mehr möglich war. Zu seinem Glück war an diesem Tag die Familie dabei und der damals noch minderjährige Sohn Martin hat ihn aus seiner misslichen Lage befreien können: „Susch warr i heint nu drinn!“. „Rückblickend“, so Karl „befand man sich oftmals in brenzligen Situationen… der Berg hat immer seine Tücken!“
Genauso wie bestimmte Territorien ihre Besonderheiten haben: So findet man in der Schweiz z.B. oft schon Verbotstafeln mit „Strahlen verboten!“ (Strahlen nennt man die Tätigkeit des alpinen Kristall- und Mineraliensuchens), da man dort meist nur in bestimmten Zonen bzw. gegen Bezahlung suchen darf. Wer sich nicht rigoros daran hält, hat Probleme und so wurde auch dem Sammler bereits des Öfteren der Weg hinaus gewiesen. „Wir haben uns nämlich nicht immer an alle Verbote gehalten!“ erzählt Karl amüsiert und präzisiert: „Mir Stoansuchr im Nationalpark brauchn a a seprats Patent!“
Erst heuer hat Karl in Laas den 1. Preis der Mineraliensammler für jenen selten gefärbten Fluorit erhalten, welchen er zufällig im Zebrutal auf 2900m Höhe gefunden hatte. Stolz präsentiert er auch ein weiteres Prachtstück: ein äußerst seltenes Exemplar eines Calcits, welchen er mühsam einer engen Felskluft abgerungen hat und seitdem sein Eigen nennen darf.
Der Kössler Karl ist zudem ein versierter Wünschelrutengeher. Gar so manches Knappenloch hat er nur mithilfe seiner Winkelruten finden können; gleiches gilt für Hauptstollen, Beregnungsrohre, Wasseradern und -leitungen. Wie die Rute anschlägt, hat er vom findigen Stilfser Ludwig Schöpf. „Erst er hat mir gezeigt, dass ich eine Reaktion habe“. Dem folgten unzählige Versuche und ein enormer Zeitverschleiß. Langsam, langsam aber gewahrte er dies und jenes, denn „je öfter man es macht, umso besser wird die Reaktion - allein das erforderliche Gefühl für die Gerte muss man entwickeln, um Verbindung herzustellen. Danach aber sollte man sich auf die gestellte Frage konzentrieren und offen fürs Ergebnis bleiben!“ Idealist Karl ist sich immer treu geblieben und macht „solche Sachen“ ausschließlich für ein Dankeschön. „Bezahlung ausgeschlossen!“, stellt er resolut klar, „sollte es sich doch stets um einen Gefallen handeln!“
Renate Eberhöfer
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau