Über Jahrzehnte war sie beim Kirchenchor, leitete den Kinderchor, war Pfarrgemeinderatspräsidentin, arbeitete aktiv beim Seniorenclub, Familienverband und im sozialen Bereich mit. Silvano erzählt dann von Nosellari, seinem Heimatdorf auf der Hochebene des Lavarone in der Gemeinde Folgaria.
Die Kindheit war geprägt von Armut. Sein Vater arbeitete im Kohleabbau in Deutschland. Zu Ostern und Weihnachten kam er nach Hause, zuletzt mit einer Staublunge. Mit 58 Jahren starb er. Seine älteren Brüder gingen nach Frankreich, um als Maurer zu arbeiten, seine Schwester wanderte mit ihrem Mann nach Argentinien aus. Es war der Wunsch der Mutter, dass Silvano, der Jüngste der Familie, eine Oberschule besucht. In Trient machte er die Lehrerbildungsanstalt, doch als er 1958 die Schule abschloss, gab es keine Arbeitsstelle im Trentino. Der Pfarrer besorgte ihm eine Stelle in einem Schülerheim in Meran. Im Jahr darauf bewarb er sich als Italienischlehrer. Bei der Stellenwahl konnte er zwischen Schnals und Moos im Passeier wählen. Für ihn war beides fremd, er entschied sich für Schnals weil es etwas näher zu Meran ist. In Unsere Frau, Vernagt und Kurzras unterrichtete er. Gewohnt hat er in Unsere Frau, denn bis dort fuhr das Postauto. Nach Vernagt und Kurzras musste er zu Fuß gehen, rund eine Stunde bis Kurzras. Für ihn war alles fremd: die Sprache, das Tal, die Menschen. Als er in Schnals das erste Mal in seinem Leben eine verrußte Selchküche sah und die Steine auf den Schindeldächern, fragt er sich wo er da wohl gelandet sei.
Am Anfang unterrichtete Silvano viele Schüler ohne Bücher, ohne brauchbares Unterrichtsmaterial. In Vernagt war die Klasse im Keller des Stauseewärters, 20 Kinder, 5 Klassen, alle in einem Raum. In Kurzras war er mit den 15 Kindern auf dem Marchegghof im Dachgeschoss und in Unsere Frau gab es zwei Klassen in einem Bauernhaus. Erst später wurden eigene Schulgebäude gebaut. In der Früh auf dem Fußweg nach Vernagt und Kurzras war es finster, kalt und oft lag viel Schnee. Auf halbem Weg machte Silvano eine Zigarettenpause. Am Anfang hatte er keine Bergschuhe. Die Wirtin, bei der er wohnte, sagte nur: „Geh in den Stall und such dir ein Paar Stiefel“. Am Donnerstag war schulfrei. Oft traf er sich dann mit anderen Italienischlehrern, um die nächsten Unterrichtsstunden vorzubereiten. Silvano ist ein guter Zeichner. Das half ihm bei der Vorbereitung. So konnte er den Kindern die Wörter durch gezeichnete Bilder erklären. Erst nach einigen Jahren gab es dann auch Schulbücher und Unterrichtsmaterial. 30 Jahre lang, von 1959 bis 1989 unterrichtete Silvano Pergher im Schnalstal. Schnell hat er die Sprache gelernt, 1964 eine Schnalserin, Maria Gamper, geheiratet und sich im Tal engagiert. Er war Vereinsgründer, Präsident, Vorstandsmitglied, Kassier, Sekretär und Buchhalter. Die Liste seiner Vereinstätigkeit ist sehr lang. Über Jahrzehnte war er bei mehreren Vereinen aktiv. Silvano zeichnete gerne, war ein guter Organisator und ein geschickter Verhandler. Er ging auf die Menschen zu, half überall mit und brachte sich ein. Er interessierte sich für die Menschen und das Tal.
„Wenn du die anderen respektierst, dann respektieren sie auch dich“, meinte Silvano. Er wurde Sekretär beim Schiclub, war aktiv beim Aufbau der Bibliothek beteiligt, er hat den Fischerverein Schnals gegründet. Mit anderen gründete er den Fußballclub, den Tourismusverein, den Seniorenclub und den Kulturverein. Beim Eissportverein war er Präsident und auch Sekretär. Für den Theaterverein malte Silvano die Bühnenbilder und half beim Bühnenbau mit. Im Archeopark war er „Hausmeister“ und machte Führungen.
1970 kandidierte er als Italiener auf der SVP Liste für den Gemeinderat und bekam am drittmeisten Stimmen. Aus Proporzgründen konnte er nicht in den Ausschuss gewählt werden. Bei der nächsten Wahl kandidierte er nicht mehr. Viele Jahre sorgte Silvano für die Erhaltung und Beschilderung der Wanderwege. Auch heute noch ist er im sozialen und kirchlichen Bereich engagiert. In den Sommermonaten verbringt er in seinem alten Heimatdorf Nosellari einige Tage mit seiner Frau. Früher waren auch seine inzwischen erwachsenen drei Kinder Claudia, Patrizia und Lukas dabei. Und nach den Sommerferien fährt er wieder gerne in sein Schnalstal.
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