Dienstag, 12 Dezember 2017 09:26

Rosen in Tirol

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Dornenkrone TirolIn letzter Zeit wird hier über eine österreichische Staatsbürgerschaft für Südtiroler gesprochen. In Frage dafür kommen Personen, die durch Beruf, Geburt, Verwandtschaft oder sonstige Gründe eine besondere Nähe zu Österreich haben. Doppelte Staatsbürgerschaften gibt es bereits in verschiedenen Staaten, so auch in Italien für die ehemaligen Bewohner von Istrien oder deren Nachkommen. Mit dieser doppelten Staatsbürgerschaft sollte eine besondere Nähe zu Österreich ermöglicht und gefördert werden. Dass damit auch eine Reihe von Problemen entstehen könnten, wird beiseite geschoben.


Wir leben nun im vereinigten Europa, es gibt keine Grenzen mehr, wir Südtiroler können uns frei in alle Richtungen entfalten. Das war nicht immer so. Aber jetzt gilt es, nicht zu trennen, sondern zu verbinden ... eine europäische Staatsbürgerschaft, daran wird gearbeitet!
„Schenkt man sich Rosen in Tirol“ wird in der Filmkomödie der „Vogelhändler“ gesungen. In dieser Operette gibt es allerhand amouröse Verwirrungen, die immer wieder mit geschenkten Rosen aufgeklärt und gekittet werden. Mit Rosen wird wiederum Politik gemacht, so auch bei der 200 Jahrfeier zum Gedenken an die IMG 6087Unterdrückung der Südtiroler. Also Innsbruck, im Jahr 2009; die Feierlichkeiten sollten besonders üppig ausfallen. Was nicht fehlen durfte, das war die Erinnerung an die Zerreißung Tirols, an die uneinsichtige Politik des italienischen Staates, an die jahrelange Unterdrückung der Südtiroler. Anklagend wurde all dies dargestellt durch eine riesige, gusseiserne Dornenkrone der Künstlerin Elisabeth Fabel aus Telfs. Diese „Anklage“ wurde immer wieder bei Umzügen von Schützen herumgetragen.
Diese Übertreibung war kränkend für all die Italiener, die gerne unser Land besuchen und uns wohlwollend begegnen. Sorgen machte auch die Unterbringung des sperrigen Kunstwerkes mit den aggressiven Dornenspitzen. Seit 1959 diente der Eingang zum Passionsspielhaus von Erl als Standort; seit einigen Jahren darf es auf Privatgrund in Telfs aufgestellt werden.
Für die 200 Jahrfeier erwartete man neues Denken. Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben, den die Südtiroler Künstlerin Margot Klammer gewonnen hat. Unter ihrer Regie sollten die Spitzen der Dornenkrone mit 2009 roten Rosen geschmückt werden. „Jede Rose ist ein Zeichen der Liebe zu unserem Land, wenn auch - wie jeder weiß - keine Rose ohne Dornen ist“. Eine rote Rose für IMG 0624 2edes Jahr seit der blutigen Tiroler Erhebung unter Andreas Hofer.
Und tatsächlich ließen sich die oft wilden Schützen geduldig unter das „Rosenjoch“ spannen. Der Festzug wurde begleitet von über hunderttausend Zuschauern, von zahlreichen Medien natürlich ... die schmerzliche Spitze gegen Italien ertrank im Rosenmeer.
Zwei Frauen, die eine als Künstlerin der eisernen Dornenkrone, also Elisabeth Fabel aus Telfs und Margot Klammer aus Labers bei Meran machten Politik: mit eisernen Dornen und mit Rosen.
Nicht beim Umzug mitgetragen - weil zu kostbar und verletzlich - wurde eine seidene Schützenfahne aus dem Vinschgau. Sie stammt aus den frühen Tiroler Freiheitskriegen, zumal unserem Land seit der Französischen Revolution immer wieder Krieg und Fremdherrschaft drohte. Diese grüne Schützenfahne wird von unseren Leuten als ein besonders seltenes und kostbares Prunkstück verehrt.
Natürlich sind auch da wieder Frauen mit im Spiel, zumindest als Schneiderinnen und Pflegerinnen der kostbaren Seide.
Aber zurück zu den Rosen. Maria ist die Rosenkönigin; zu ihr wird gebetet. Sie wird dargestellt inmitten eines Kranzes von roten Rosen. Berühmt ist die 1506 gemalte Rosenkranzmadonna von Albrecht Dürer mit dem vor Maria und dem Jesuskind knienden Kaiser Maximilian; es hängt im Kunsthistorischen Museum von Wien. Zu den wertvollsten und beliebtesten Darstellungen der Gottesmutter gehört das Bild „Maria mit dem Kinde“ von Lukas Cranach in der Pfarrkirche von
umzug dornenkrone tirolInnsbruck. Zahlreiche Kopien dieses Meisterwerkes befinden sich im ganzen Land. Immer ist die Frau im Mittelpunkt für alles, was mit Leben zu tun hat.
Noch älter als der Marienkult ist die Verehrung der keltischen Frauengestalten mit den geheimnisvollen Namen Aubet, Cubet und Quere. Wir begegnen diesen Frauen mehrfach als Muttergottheiten in unserem Land, so in der Gegend von Brixen, aber auch im Vinschgau. Dieser keltische Kult verbindet unsere Geschichte mit einer frühen europäischen und noch vorrömischen Tradition, die bis England und weit darüber hinaus reicht. Auch die keltischen Frauen sind hilfreich.
Die Römer benannten unser Land nach der hier überall verehrten, gemeinsamen Muttergottheit „Raetia“.
Hans Wielander

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