Dienstag, 26 September 2017 00:00

Zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen

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s17 683Golden leuchtet die Septembersonne; taucht Bäume und Wiesen in warmes Licht. Die Apfelernte in Latsch hat begonnen. Vor dem kleinen Einfamilienhaus der Familie Lampacher in der Hofgasse fährt der Jungbauer die erste Ernte ein.

von Cornelia Knoll

Drinnen im Haus sitzt Hermann Lampacher an seinem Klavier und spielt mit geschlossenen Augen einige Klänge seiner selbstkomponierten Latscher-Festmesse.

Klänge welche einst tief in seiner Komponistenseele gespeichert, nun wie von selbst, den Weg nach außen finden. „Seit 2014 ist mein Augenlicht so schlecht geworden, dass ich leider keine Noten mehr lesen und auch nimmer komponieren kann“, erzählt der 86-Jährige. Die Weihnachtsmesse 2014 mit dem Frauenchor in Morter war dann auch sein letzter Auftritt als langjähriger, allseits bekannter und geschätzter Organist und Chorleiter.
Eigentlich hätte Hermann, Sohn einer kleinen kinderreichen Bauernfamilie, Priester werden sollen und wurde 1945 zum Studium ins Johanneum geschickt. Dort durfte er nebenbei das Orgelspiel erlernen und kam so das erste Mal mit seiner großen Leidenschaft “der Musik“ in Berührung
Es folgte das Studium der klassischen Matura sowie die Ausbildung zum Grundschullehrer welche ihn bis zu seiner Pensionierung in die Schulen nach St. Walburg, Freiberg, St. Martin und Latsch führte.
In St. Wallburg begann der damals junge Lehrer dann auch seine Karriere als Organist. Nachfolgend, im Jahre 1954, trat er in seinem Heimatdorf Latsch das große Amt des Chorleiters und Organisten an. Es wurden ganze 43 Jahre in welcher Hermann Lampacher dort als Kirchenmusiker tätig war, nachfolgend 17 weitere Jahre in Morter.
Jahre in denen er unzählig viele Sonntagsmessen, Lieder und mehrere große Festtagsmessen für seine Chöre selbst komponierte und zur Aufführung brachte. Im Latscher Kirchenchor lernte er seine Frau Edith kennen, welche dort als Sopranistin sang. Das junge Paar heiratete im Februar 1959 und wohnte alsbald mit 3 kleinen Kindern(Karlheinz, Roswitha, Doris) in der kleinen Dienstwohnung in Latsch. 8 Jahre später musste die 5-köpfige Familie jedoch fluchtartig ihr Heim verlassen, da eine Bodensenkung in Latsch ihre eigenen 4 Wände praktisch unbewohnbar werden ließ. Doch Hermann und seine damals hochschwangere Edith machten sich sofort ans Werk und bauten zusammen mit einem Handwerker sowie einer Maltamaschine in nur 10 Monaten ihr eigenes Haus auf. Kurz darauf kam dort Sohn Erhard zur Welt; 1 Jahr später Tochter Nora.
„Meine Frau war eine allumsorgende Frau„ flüstert Hermann mit Tränen in den Augen, während er liebevoll das Foto seiner 2016 verstorbenen Edith betrachtet. Sie war mir 57 Jahre lang eine gute, fleißige Partnerin und unseren Kindern eine liebevolle Mutter. Sie hat mich immer unterstützt und meine ehrenamtlichen Tätigkeiten in all der Zeit mitgetragen“.
 Durch seine vielen Tätigkeiten sei er leider viel von Zuhause weg gewesen, berichtet der 10 fache Groß- und zweifache Urgroßvater nachdenklich. Viele Jahre hielt er musikalische und pädagogische Seminare im In und Ausland, engagierte sich mit großer Freude im Heimatschutzverein, bei den Sportschützen und den Trachtenschützen. Als begeisterter Hobbybienenzüchter war er Obmann der Imkervereinigung; außerdem Chronist der Gemeinde Latsch und als Literat für verschiedene Zeitungen und Organisationen tätig. Sogar ein großes Theaterstück hat Hermann Lampacher 2006 geschrieben, welches zur Feier der „100-jährigen Marktgemeinde Latsch“ dort uraufgeführt wurde.
„Es ist als wenn plötzlich Worte einfach aus mir herausflössen und unbedingt gesammelt und aufgeschrieben werden wollen“, erzählt der Hobbydichter mit blitzenden Augen. Neben seinem Bett würde immer ein Blatt und ein Stift liegen, sodass er, wenn er wieder einmal nit schlafen könne, seine Gedanken notiere und sie als Gedichte und Erzählungen zusammenfasse.
Über 1000 Gedichte und Erzählungen sind so zusammengekommen.2 große Bänder wurden publiziert, sowie unzählige Drucke im Eigenverlag gestaltet.
„Ich habe ein sehr bewegtes, erfülltes Leben hinter mir“, sinniert Hermann. „Aufgehoben in meiner wunderbaren Familie, konnte ich so, auch außerhalb vieles bewegen und gestalten. Ich durfte meine Tätigkeiten zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen einsetzten“.
Bewegt zeigt der Latscher Senior seine „Bienen-Much-Medaille“ in Gold, sowie die goldene Verdienstmedaille des Landes Tirol für große ehrenamtliche Dienste; als auch die 2014 von Bischhof Muser überreichte Verdienstmedaille der Diözese für die Tätigkeit um die Kirchenmusik.
Er freue sich über diese Ehrungen und sei dankbar für sein Leben, sagt der Latscher Senior, während er leise am Klavier einige Tasten spielt. Er wünsche sich sehr, noch ein halbwegs gesundes Leben inmitten seiner, ihn liebevoll versorgenden Kinder, erleben zu dürfen.

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