Die Veranstaltung am 1. Juli 2023, bei der die Stilfserjochstraße ab Trafoi bei Nacht für den motorisierten Verkehr gesperrt und auf den letzten sieben Kilometern indirekt beleuchtet worden war, wird noch lange in Erinnerung bleiben. Für die 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - zu Fuß oder mit dem Rad - gab es entlang der 14 Kilometer langen Strecke vom Start bis zum Ziel fünf Stationen mit regional-gastronomischen Produkten.
Laas - Man hatte bis zur Gemeinderatssitzung am 4. Juli alle Zweifel von Bürgerlistlern und einigen SVP-Räten ausgeräumt und einen Kompromiss über die Zuweisung des Verwaltungsüberschusses in Laas gefunden gehabt. Über 5 Millionen galt es zu verteilen: 3,5 Millionen davon frei verfügbar. Umsicht, um keinen Schuldenberg anwachsen zu lassen, wurde vor dem Hintergrund von mehreren Großprojekten und Preissteigerungen angemahnt. Der Neubau der Feuerwehrhalle in Eyrs steht auf der ausgearbeiteten Prioritätenliste ganz oben. Die Dorfgestaltung Laas hat in Umsetzung und Details noch Klärungsbedarf. Der Marktplatz und die Etschbrücke müssen warten.
Allein bei der FF-Halle Eyrs sind bis jetzt Mehrkosten von 810.000 € dazu gekommen, eine Preissteigerung von 35 Prozent. Insgesamt schlägt der Neubau der FF-Halle nun mit 5,7 Millionen zu Buche, ein Bau, der - und daran besteht kein Zweifel - dringendst nötig ist.
Lob gab es für die Photovoltaikanlage, mit der die ALPE eingekleidet wird. Ein Industriedesigner wurde dafür beauftragt. Der Entwurf enstand in „Anlehnung an die Laaser Leitn“. Wie man die vakante Stelle des Gemeindesekretärs besetzt, darüber scheiden sich die Geister. Einerseits möchte man mittels Ausschreibung einen eigenen Sekretär finden, andererseits denkt man eine Zusammenarbeit mit der Gemeinde Schluderns an. (ap)
Wer sich ein Tier anschafft, übernimmt Verantwortung. Bevor man sich für einen Hund entscheidet, sollte man sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Eigentlich wäre es sinnvoll, wenn ein Hundeführerschein zur Pflicht gemacht würde. Denn nicht selten geschieht diese Anschaffung zu wenig durchdacht, oft aus einer spontanen Laune heraus, weil der Welpe so herzig ist, weil die Kinder unbedingt einen haben wollen. Oft spielt dann der Gedanke mit, dass man das Tier im Tierheim abgeben kann, wenn man seiner überdrüssig ist. Vielen ist nicht bewusst, was es bedeutet einen Hund zu halten. Ein Hund braucht Zuwendung und täglichen Auslauf. Er braucht Futter, das einiges kostet. Er braucht eine konsequente Erziehung, bei der alle Familienmitglieder an einem Strang ziehen, damit der Umgang mit ihm möglichst konfliktfrei abläuft und einiges mehr. Wer sich einen Hund anschafft, sollte sich auch fragen: Bin ich bereit, meinen Lebensstil, meine Freizeitplanung, meine Urlaubsplanung an die Bedürfnisse des Hundes anzupassen? Bin ich bereit auch bei Regen, Eis und Schnee mit dem Vierbeiner Gassi zu gehen, und das Hundehäufchen zu entsorgen? Auch die Anschaffung einer Katze sollte überlegt sein. Wenn man sie im Haus hält, sollte man wissen, dass man täglich das Katzenklo reinigen muss. Kurzum alle Haustiere erfordern Verantwortung - ein Tierleben lang. Und wer auf Verantwortung keine Lust hat, sollte sich besser kein Tier anschaffen.
20. int. Stabhochspringen in Schlanders - Am 21. Juli findet die 20. Ausgabe des internationalen Stabhochspringens in Schlanders statt. Heuer neu findet vor dem Männerbewerb auch ein Damenbewerb statt. Beginn um 19:00 Uhr.
Es ist wieder soweit und es wird leider zum letzten Mal soweit sein: das internationale Stabhochsprungmeeting auf dem Kulturhausplatz in Schlanders feiert heuer 20 Jahre! Das heurige Jubiläumsspringen wird allergrößter Wahrscheinlichkeit nach das letzte Stabhochsprungmeeting auf dem Kulturhausplatz sein. Umso mehr haben wir Organisatoren uns bemüht, den sportbegeisterten Zuschauern ein tolles Jubiläumsspringen samt einigen tollen Neuerungen zu bieten.
Das Stabhochsprungmeeting in Schlanders gehört mittlerweile zu einem der sportlichen Höhepunkte in Südtirol.
Im Jahr 2001 fand das erste Springen im Rahmen des „Langen Freitags“ in Schlanders statt. Die Initiatoren Michael Traut und Thomas Stürz hatten die Idee einen Stabhochsprungwettbewerb der etwas anderen Art zu organisieren: Der Wettkampf sollte vom Sportplatz in die Dorfmitte verlagert werden, um somit den Zuschauern das Springen so hautnah wie möglich zu zeigen. Erwin Schuster übernahm die Aufgabe des Athletenmanagers. Dank seiner ausgezeichneten Kontakte zur internationalen Stabhochsprungszene konnte er stets Weltklassespringer für das Meeting gewinnen.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten und nicht immer idealer Witterungsbedingungen, erfreut sich das Event gerade wegen seiner Publikumsnähe und atemberaubender Atmosphäre immer größerer Popularität.
Neue Impulse brachte der neue Präsident Heinrich Pohl mit. Besonders hervorzuheben ist, dass der Aufbau der Anlage und ein Großteil der anfallenden Arbeiten während der Veranstaltung von Mitgliedern des Vereins und freiwilligen Helfern übernommen werden. Die Leitung dabei haben Michael Traut und Rupert Pfeifer.
Am 21. Juli 2023:
15.30 Uhr: Sprint Champion (30m Laufbahn - Start jederzeit möglich, Teilnahme ist kostenlos, alle Kinder der Jahrgänge 2010 und jünger können teilnehmen - genauere Infos in Broschüre)
17.30 Uhr: NEU lokale Athleten (es werden 4 Vinschger Nachwuchsathleten einen kleinen Wettkampf machen)
19.00 Uhr: NEU Frauen - Wettkampf!!! Folgende Athletinnen werden springen: Nathalie Kofler (Südtirol), Magdalena Rauter (AUT), Sonia Malavisi (ITA), Maria Roberta Gherca (ITA), Francesca Boccia (ITA).
20.00 Uhr: Vorstellen der Athleten Hauptspringen
Nicolò Fusaro (Südtirol); Matteo Madrassi (ITA); Mattia Beda (ITA) - Jahrgang 2006 versucht U18 Italienrekord zu springen!; Claudio Stecchi (ITA); Dennis Schober (ITA); Austin Miller (USA); Piotr Lisek (POL); Ben Broeders (BEL); Gillian Ladwig (GER)
20.10 Uhr: BEGINN DES WETTKAMPFES
22.30 Uhr: Siegerehrung und Prämierung
Motorsportgemeinschaft Vinschgau - Motorsportgemeinschaft Vinschgau mit schwierigem Jahr.
Im Jahr 2023 will es einfach nicht so richtig klappen. Die heurige Rennsaison ist für die Piloten der MSGV mit mehreren Ausfällen oder Unfällen geprägt.
Kevin Lechner traf es als Ersten, beim Bergrennen in Levico hatte er durch einen Defekt an der Bremse einen unverschuldeten Unfall. Sein BMW M3 ist immer noch in Reparatur, er wird aber bei seinem Heimrennen in Laas an den Start gehen.
Auch die Piloten der Prototypen hatten mit großen Problemen zu kämpfen. Der Gloria C8P von Markus Schuster fing beim Trainingslauf in Vallecamonica Feuer. Markus konnte zum Glück rechtzeitig anhalten und sich aus dem Fahrzeug befreien. Der Brand wurde von Streckenposten gelöscht, und somit konnten weitere Schäden verhindert werden. Auch Gerold Rainer mit seinem Formel Gloria hatte einen kleinen Unfall beim Mendelbergslalom, der glücklicherweise aber gut ausging und der Rennwagen ist wieder einsatzfähig.
Die MSGV hofft, dass die restliche Saison besser verläuft und die Fahrer wieder an den sehr guten Ergebnissen der letzten Jahre anschließen können.
Umso mehr freut sich die Motorsportgemeinschaft Vinschgau auf das anstehende Nightrace in Laas. Die zweite Auflage findet am 15. Juli in der Industriezone von Laas von 14:00 Uhr bis 21:00 Uhr im Rahmen der Autoslalom Landesmeisterschaft statt. Ob Serienfahrzeug, Oldtimer, Rennwagen oder Go-Kart, hier kann jeder mitfahren.
Hier bietet sich die passende Gelegenheit, abseits des öffentlichen Straßenverkehrs, die Grenzbereiche seines Autos auszuloten und sein Fahrkönnen unter Beweis zu stellen.
Für die Piloten wartet eine anspruchsvolle, flüssige Strecke. Topfavorit auf den Tagessieg ist Markus Tumler aus Goldrain mit seinen Fiat 126 4x4 Eigenbau. Auch Markus Berger (im Bild) aus Plaus mit seiner Lancia Delta Integrale wird um die Bestzeiten mitfahren.
Nach dem Rennen findet die Preisverteilung und das „Feierabendfest“ auf dem Firmengelände von Lechner Trans ab 21 Uhr statt.
Für Speis und Trank ist bestens gesorgt!
Die Motorsportgemeinschaft Vinschgau freut sich auf Euer Kommen.
(Die Veranstaltung findet bei jeder Witterung statt)
Schluderns - Der Sportpräsident des ASV Schluderns Rudi Trafoier spricht von einer sehr talentierten jungen Fußballtruppe der Spielgemeinschaft Schluderns, Glurns und Prad. Die Fußballspieler haben den Landesmeistertitel in der Kategorie U-15 erobert. Trainiert wurden sie von Michael Veith aus Prad und Alexander Telser aus Schluderns. Nachdem die Mannschaft im Kreis A den zweiten Platz in der Meisterschaft belegt hatten, waren sie berechtigt, um den Landesmeistertitel zu kämpfen. Sie traten gegen die Mannschaft des FC Gherdeina an und erreichten das Finale mit 3:1 im Hinspiel in Schluderns und 2:2 im Rückspiel in Gröden. Das Finale gegen die U-15 des ASV Jenesien gewannen die jungen Fußballer des ASV Schluderns dann anfangs Juni vor einer großen Zuschauerkulisse in St. Martin in Passeier souverän mit 3:0. Entsprechend groß war die Freude. Spieler, Trainer, Eltern, die Verantwortlichen im Sportverein und die Zuschauerinnen und Zuschauer feierten. Es war die zweite Meisterfeier im ASV Schluderns der Saison 2022/23. Vorher hatte die Altherrenmannschaft den Titel gewonnen (der Vinschgewind hat berichtet).
„Der Erfolg der U-15 Mannschaft hat sich nicht zuletzt deshalb eingestellt, weil die siegreichen jungen Fußballspieler seit sechs Jahren vom selben Trainergespann betreut und gefördert worden sind und an einem Strang ziehen“, erklärt Trafoier. Die Kontinuität hat sich bezahlt gemacht. Chapeau! (mds)
Seit Jahren kommen immer wieder Profi-Fußballmannschaften während der Sommermonate in den Vinschgau, um sich dort auf die kommende Saison vorzubereiten. Mit der deutschen U21-Nationalmannschaft, dem FC Lugano, der Spielvereinigung Unterhaching und dem TSG Balingen absolvierten in den vergangenen Wochen gleich vier Profiteams ein Trainingslager im Vinschgau. Die Fußballfans konnten in dieser Zeit nicht nur so manches Training vor Ort mitverfolgen, sondern bekamen auch spannende Testspiele zu sehen.
Von Sarah Mitterer
Den Profis beim Training hautnah über die Schultern schauen, mit so manchem prominenten Kicker ein Erinnerungsfoto knipsen oder Autogramme sammeln. Diesen Wunsch konnten sich viele Fußballfans - Dank mehrerer Trainingslager verschiedener Profi-Fußballvereine - vor kurzer Zeit erfüllen. Den Auftakt machte die deutsche U 21-Nationalmannschaft.
Das Team rund um den Jungstar Youssoufa Moukoko, der mit Dortmund den Gewinn der Meisterschaft in der Bundesliga knapp verpasste, absolvierte bereits Anfang Juni in Prad ein Trainingslager als Vorbereitung auf die wenige Wochen später stattfindende U 21-Europameisterschaft in Rumänien und Georgien. Neben den Fußballstars waren in jener Zeit auch zahlreiche Medienvertreter in Prad, um über die letzte EM-Vorbereitung des Teams zu berichten. Das öffentliche Testspiel gegen eine Vinschgau Auswahl lockte knapp 700 Zuschauern ins Suldenbachstadion. Bei der EM lief es jedoch nicht nach Wunsch für Deutschland, das als Titelverteidiger in das Turnier gestartet war. Die Mannschaft erreichte nicht die K.O. Phase und konnte sich damit nicht für die Olympischen Spiele in Paris 2024 qualifizieren.
Anfang Juli schlugen gleich drei Teams ihre Trainingszelte im Vinschgau auf.
Der FC Lugano, Teilnehmer in der ersten Schweizer Liga (Schweizer Super Liga), absolvierte bereits im vergangenen Jahr seine Saisonvorbereitung in Mals und kann mit Platz 3 in der Liga und der Teilnahme am Schweizer-Cup Finale auf eine starke Saison 2022-2023 zurückblicken. Nun baute das Schweizer Team erneut in Mals seine Trainingszelte auf und trainierte eine Woche lang intensiv in der Sportzone in Mals. Auch zwei Testspiele standen auf dem Programm: Im ersten Spiel trafen die Schweizer auf den deutschen Drittliga Aufsteiger Unterhaching, der seit Jahren im Sommer nach Schlanders kommt.
Zum Abschluss traf Lugano auf den deutschen Regionalligateilnehmer TSG Balingen, der in St. Valentin auf der Haide trainierte.
Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Bendikt, 11. Juli 2023
Jetzt im Sommer zieht es uns Älpler selbst und die Besucher der Alpen in die Höhe der Berge. Die langen Tage und die ausgeaperten Steige lassen lange Wanderungen und erlebnistiefe Gipfeltouren zu. Die Nivalstufe als oberste Vegetationsstufe im vertikalen Transsekt ist die Höhenstufe mit den extremsten Standortbedingungen für Pflanzen und Tiere. Durch den rapiden Rückgang der Gletscher als Folge des Klimawandels werden neue Flächen eisfrei. Diese Gletschervorfelder werden von Pionierpflanzen-Arten erstbesiedelt. Dieser Einzug von Pflanzen auf eisfreie Flächen ist vergleichbar mit der Pionierbesiedlung auf erstarrten Lavamassen nach Vulkanausbrüchen.
Armin Landmann beschreibt in seinem Buch „Die Natur der Alpen“ (Franckh-Kosmos Verlag 2021) den Abschmelzvorgang des Gletschereises: „In den Alpen haben nach Daten eines Forschungsteams der Universität Erlangen-Nürnberg allein zwischen 2000 und 2014 die Gletscher 17% ihres Eisvolumens oder mehr als 22 Kubikkilometer Eis eingebüßt. Dieses Schmelzwasser würde ausreichen, um ganz Europa ein Jahr lang mit Trinkwasser zu versorgen.“
Leben endet nicht am Gletscherrand
In Gletschervorfeldern lässt sich modellhaft die räumlich-zeitliche Dynamik neuer Ökosysteme erforschen. Der Forschungszweig der Alpinökologie ist seit Jahren ein Schwerpunkt der Feldforschung in den biologischen Fächern auch der Universität Innsbruck. Was naheliegend ist, liegen doch die „Freilandlabors“ vor der Haustür. Dass auch Gletscher selbst belebte Gebilde, ja recht komplexe Ökosysteme sind, haben in den letzten Jahren die Kryobiologen mehr und mehr aufgedeckt. Die Bezeichnung der Kryobiologie leitet sich aus dem griechischen Wort „kryos“ für „Eis“, „Frost“, „Kälte“ ab. Auf den Gletschern herrschen an sich lebensfeindliche Bedingungen: Ein steter Wechsel von Tauen und Frieren und zwar nicht nur jahreszeitlich, sondern auch im Tag-Nachtrhythmus. Dazu kommen Eiswind, Kälte und eine extrem hohe Ultraviolettstrahlung. Nichtsdestotrotz haben kryologische Forschungen eine Vielzahl tierischer Spezialisten auf der Eisoberfläche (supraglazial), im Eis (englazial) und unter dem Eis (subglazial)aufgedeckt. An Wasser, Grundvoraussetzung jeden Lebens fehlt es am Gletscher nicht. Aber für das dauerhafte Vorkommen und Überleben von Organismen braucht es weiteres anorganisches und organisches Material. Und solches Material kommt vor allem durch den Wind auf die Gletscher. Der als „Kryokonit“ bezeichnete Gletscherstaub ist an der Farbveränderung der Gletscher erkennbar. Er färbt die Gletscheroberfläche je nach seiner Herkunft und Zusammensetzung unterschiedlich. Insbesondere im Frühjahr und Sommer zeigen sich die Gletscher oft großflächig „geschwärzt“, können aber auch Gelb-, Orange- oder Rottöne aufweisen, ja sogar „bluten“.
Wüstenstaub und Blutschnee
Nicht selten wehen Luftströmungen und Winde Wüstensand und damit Mineralstoffe von der Heiß- in die Eiswüste. Eine solche Fracht von Saharasand ist letztmals in der vierte Juniwoche dieses Jahres zu uns gekommen, hat die Luft massiv eingetrübt und sich als Staub auch auf den Gletschern niedergeschlagen.
Gletscherstaub oder Kryokonit als düngendes Mineralkombinat speist sich aber auch aus dem Abrieb von gletschernahen Felsen und Steinen und aus Feinerde. Auch Pollenstaub von Blütenpflanzen wird als organisches Material durch Wind auf die Gletscher verfrachtet. Manchmal „blutet“ der Schnee, dann nämlich färben sich nasser Altschnee oder feuchte Gletscheroberflächen rosa- bis karminrot. Dieser „Rote Schnee“ entsteht bei einer Massenvermehrung der mikroskopisch kleinen, einzelligen Grünalgen der Gattung Chlamydomonas oder Chloromonas. Bei diesen Algen ist das Blattgrün in den Chloroplasten durch rote Carotinoide des Cytoplasmas überdeckt. Die alpinen Schneealgen beziehen ihre Mineralstoffe aus dem Gletscherstaub und manchmal eben auch aus der Fernfracht aus der Sahara.
Über die Funktion der dunklen Carotinoide der Schneealgen gibt es in der Wissenschaft noch unterschiedliche Bewertungen. Wahrscheinlich schützen die Carotinoide die Chloroplasten in den Pflanzenzellen vor Starklicht oder spielen eine Rolle als Antioxydantien, um das Zellinnere vor Radikalen zu bewahren, oder beides.
Jedenfalls sind die Schneealgen und die Eisalgen, die zur Gruppe der Jochalgen gehören, zentrale Elemente im Stoffkreislauf der Eis- oder Kryobiotope. Sie bilden nämlich die Nahrungsbasis für Bakterien und tierische Mikroorganismen wie Wimpern- oder Sonnentierchen und in weiterer Folge für mehrzellige Lebewesen wie Rädertierchen, Bärtierchen und Gletscherflöhe.
Kryonitlöcher
Hauptlebensraum der vielfältigen Mikrobionten-Lebensgemeinschaft auf den Gletschern sind die sogenannten „Kryonitlöcher“, die bis zu 10%, ja manchmal 20% der Gletscheroberfläche bedecken können. Diese trichterförmigen Vertiefungen werden durch dunklen Gesteinstaub, Schutt oder größere Steine in das Eis eingeschmolzen. Das dunkle Gesteinsmaterial erhitzt sich in der Sonne stärker und absorbiert Strahlung auch stärker als die weiße Eisfläche. Am Grund dieser kleinen Wasserpfützen als „Miniseen“ tummelt sich dann reges Leben in mikroskopisch winziger Ausformung.
Kryokonit als Lebensraumzerstörer
Der Gletscherstaub schafft nicht nur die Basis für das Gletscherleben, sondern ist gleichzeitig auch ein Zerstörer dieses speziellen Lebensraumes. Wie ausgeführt, nimmt er - farbedingt – verstärkt Wärmestrahlung auf. Als ob die Klimaerwärmung nicht schon genug Gletscherschmelze bedingen würde. „Nicht auszuschließen ist daher, dass Rote Gletscherflöhe und Rote Gletscheralgen künftig in den Roten Listen der bedrohten Arten landen werden.“ (Armin Landmann).