Schlanders/Theater SKI - Einen außergewöhnlichen Abend erlebten die vielen Theaterbesucher:innen am 22. März im Kulturhaus von Schlanders. Auf dem Programm in der Theaterreihe des Südtiroler Kulturinstituts stand „Schiller Balladen Experiment“ mit dem bekannten österreichischen Schauspieler Philipp Hochmair und seiner Band, die Elektrohand Gottes. Literatur wird zum Experiment, das weder leise noch langweilig ist, so stand es in der Ankündigung. Und tatsächlich bestand das Experiment aus einem Musiktheater mit großteils lauter Rockmusik mit Schlagzeug und E-Gitarre und dem energiegeladenen Rockstar Philipp Hochmair. Dieser rezitierte ausdrucksstark mit ganzem Körper, kraftvoller Stimme und impulsiver Gestik die bekannten Balladen von Schiller. Dabei wälzte er sich am Boden, rauchte eine Zigarre, überschüttete sich mit Bier, ging auf die Knie, stand wieder auf, streckte beide Hände nach oben und lief immer wieder zum Schlagzeuger, um mit den Drumsticks, den Schlagstöcken, mit voller Kraft auf die Becken zu hauen. Die hochdramatischen Balladen handeln von Krieg und Frieden, Freundschaft, Leben und Tod, dem Schicksal, vom Glück und Verderben. Durch die elektrisierende Musik, die gewaltige Stimme und Gestik von Hochmair wurde die Dramatik der Texte noch gesteigert und zugespitzt. Die vorgetragenen Balladen von Schiller „Ring des Polykrates“, „Der Handschuh“ „Die Bürgschaft“ und „Der Taucher“ wurden in ihrer Dramatik körperlich spürbar. Auch die vorgetragene Ballade „Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe, der Ritt des Vaters mit seinem kranken Kind durch die finstere Nacht und die Halluzinationen des Kindes, wurden zu einem theatralischen Erlebnis. Vor allem den vielen jungen Theaterbesucher:innen wurde durch diese musikalisch-theatralische Interpretation ein ganz anderer Zugang zu den klassischen Balladen geboten. Die älteren Theaterbesucher haben den Abend mit gemischten Gefühlen erlebt. Klassische Balladen mit Rockmusik und in Disco-Stimmung, ein gewagtes aber gelungenes Experiment. Am Ende gab es viel Applaus und im Foyer überraschte die Firma Recla mit Umtrunk, Speck und Brot. Philipp Hochmair mischte sich unter die Theaterbesucher:innen und ließ sich fotografieren. (hzg)
Haideralm/Schöneben - Das trübe Wetter tat der guten Stimmung beim Schneefestival am Samstag, den 22. März 2025 auf der Haideralm keinen Abbruch. Rund 1.500 Tagesgäste ließen es sich nicht nehmen, dabei zu sein. Dazu kamen noch unzählige Skifahrerinnen und Skifahrer, die im Besitz der Saisonskarten sind. Während der Talkessel in Nebel eingehüllt war, zeigte sich in der Höhe teilweise sogar der blaue Himmel. Besucherinnen und Besucher aus nah und fern genossen ein Konzert der Superlative mit hohem Unterhaltungswert. Der vielseitige Musiker Jason Nussbaumer aus dem Sarntal begrüßte die Gäste und heizte ihnen richtig ein. Er gewann die Herzen der Menschen mit seinen stimmungsvollen und authentischen Balladen und Songs, die sich über alle Grenzen der Musikinterpretationen hinwegbewegen und Alleinstellungswert haben. Die Tanz-Choreografie der ehrgeizigen Kids von VENOSTADANCE unter der Leitung von Julia Oester berührten als nette Farbtupfer auf der Schneebühne. Der absolute Höhepunkt des Festivals war der Auftritt der bekannten deutschen Schlagersängerin Vanessa May. Sie erreichte bereits Nummer 1 und Nummer 3 Alben, ist mit Gold- und Platinauszeichnungen dekoriert und gewann den Echo Preis. Einen berührenden Auftritt hatte auch die jungen Sängerin von der Staffel „The Voice of Kids 2024 Rosalie. Mit poppigen Alpenhits überraschten die Almigos bei der After-Show-Party.
Die Verantwortlichen der Schöneben AG mit Geschäftsführer Helmut Thurner (recht im Bild mit Mitarbeiterin Sigrid Köllemann) sorgten für den reibungslosen Ablauf des Schneefestivals. Dieses wurde mit großem Applaus bedacht und begeisterte Jung und Alt. (mds)
Schlanders - Unter dem Motto „Shaolin Qi Gong - Heilsame Übungen für einen gesunden Rücken“ trafen sich kürzlich die Freiwilligen des Family Support Vinschgau und die zuständigen Fachkräfte der Eltern-Kind-Zentren Naturns und Schlanders zu einer gemeinsamen Fortbildung oberhalb der Feuerwehrhalle in Schlanders. Die Referentin Ingrid Gurschler führte die Teilnehmenden mit Feingefühl und Fachwissen in die wohltuende Praxis des Qi Gong ein. Im Mittelpunkt standen Übungen zur Stärkung des Rückens – einer wichtigen Ressource für alle, die tagtäglich Familien begleiten und unterstützen. „Ein gesunder Rücken trägt nicht nur den Körper, sondern auch den Alltag mit seinen Herausforderungen“, betonte Gurschler.
Die Fachkräfte Evi Gufler (ELKI Naturns) und Elisabeth Schweigl (ELKI Schlanders) freuten sich über den lebendigen Austausch.
Der „Family Support Vinschgau“ begleitet Familien mit kleinen Kindern im Alltag – niederschwellig, unkompliziert und getragen von freiwilligem Engagement. In enger Zusammenarbeit mit den ELKIs und anderen Partnerorganisationen entsteht so ein starkes Netzwerk für Eltern und Kinder im ganzen Tal.
Eyrs/Prad - Das Gesicht auf dem Bild ist in Südtirol wohl bestens bekannt. Thomas Hochkofler aus dem Sarntal zählt zu den bekanntesten Schauspieler Südtirols. Er glänzt in vielen Rollen und ist als Regisseur und Filmemacher tätig. Das Bild gemalt hat der Künstler Thomas Biedermann aus Eyrs anhand einer Fotovorlage auf einer Putzplatte in Acryl. Auf die Stirn klebt ein Zettel mit den Worten „Oschpele wos isch iatz do?“ Hochkofler hat sich darüber amüsiert und das Bild auch signiert. Es stand für einen guten Zweck zum Verkauf bereit. Den Kontakt zu Hochkofler hatte Thomas Biedermanns Freundin Ramona Zöschg in einem Fitnesstudio in Lana hergestellt, wo sie bis vor einiger Zeit als Physiotherapeutin gearbeitet hat. Mittlerweile hat sie in Prad ihr eigenes Studio eröffnet. Nun hat sie das Bild mit Hochkoflers Portrait gekauft und es im Studio an die Wand gehängt. Der Erlös von 500 Euro geht an die Schmetterlingskinder Debra Family. (mds)
Schloss Goldrain - Die Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft Vinschgau organisierten am 21. März im Bildungshaus Schloss Goldrain eine Tagung zum Thema Migration & Integration. Im Mittelpunkt standen die Themen Arbeit und Wohnen, Gesundheit und Zugehörigkeit, Schule und Bildung.
von Heinrich Zoderer
Seit 2018 ist der SAI-Dienst (Servizio accoglienza integrazione) der Bezirksgemeinschaft Vinschgau aktiv. Dieses staatliche Aufnahme- und Integrationsprogramm unterstützt geflüchtete Personen darin, ihre Selbständigkeit (wieder) zu erlangen. Es geht um die materielle Grundversorgung (Unterkunft und Verpflegung), Begleitung und Unterstützung bei der sozialen Eingliederung, sowie um die Wohn- und Arbeitseingliederung. Barbara Wopfner ist die Koordinatorin dieses Dienstes. Zusammen mit Karin Tschurtschenthaler, der Direktorin der Sozialdienste und unterstützt von Urban Rinner, dem Generalsekretär der Bezirksgemeinschaft und Roselande Gunsch, der Präsidentin der Bezirksgemeinschaft, wurde diese Tagung organisiert. Rund 80 Personen aus dem ganzen Land, von verschiedenen Sozialdiensten, aus Politik und Verwaltung, der Industrie, Tourismus und Landwirtschaft, den Schulen und Bildungseinrichtungen trafen sich in Goldrain, um erstmals bereichsübergreifend Erfahrungen auszutauschen, Kooperationen zu fördern und gemeinsame Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Derzeit gibt es 8 % nicht italienischer Staatsbürger im Vinschgau, der Großteil davon stammt aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, so Sadbhavana Pfaffstaller, Forscherin an der Eurac in Bozen. Ohne Zuwanderer würden unser Betrieb nicht mehr funktionieren, so ein Unternehmer. Aber auch in der Landwirtschaft, im Tourismus und im Pflegebereich arbeiten viele Migranten. Ausgehend von diesen Fakten wurde in sechs Arbeitskreisen über Arbeit & Wohnen, Zugehörigkeit & Gesundheit und Bildung & Schule gesprochen. In der Schlussrunde wurde betont, dass von den Migranten und den Einheimischen Toleranz und Akzeptanz notwendig sind, um zu einer inklusiven Gesellschaft zu werden, die in der Migration nicht nur Probleme, sondern auch Chancen sieht. Das sind große Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Migranten brauchen Sicherheiten: vor allem eine Wohnung und Arbeit. Der Spracherwerb ist der Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Wichtig ist, dass nicht nur die Kinder in der Schule die Sprache erlernen, sondern auch die Erwachsenen, vor allem auch die Mütter. Sprachkurse in den Betrieben, von Freiwilligen und die Integration durch die Vereine sind wichtig. Es bräuchte mehr Sprach- und Kulturmediatoren. Einzelne Betriebe bemühen sich, für ihre Mitarbeiter auch Wohnungen zu finden. Notwendig wären auch ein Arbeiterwohnheim im Vinschgau, sowie eine stärkere Unterstützung der Integrationsbeauftragten in jeder Gemeinde und in den größeren Betrieben.
Mals-Landeck - Seit dem 10. Dezember 2023 verkehren zwischen Mals und Landeck die Busse der grenzübergreifenden Linie 273. An sieben Tagen pro Woche finden zwischen 6.40 Uhr und 21.17 Uhr je 14 Hin- und Rückfahrten statt. Betrieben wird die Linie vom Verkehrsverbund Tirol (VVT), in Zusammenarbeit und mit Finanzierung des Landes Südtirol und der STA – Südtiroler Transportstrukturen AG.
Am 25. März hat die Landesregierung nun die Fortführung der Direktbuslinie zwischen Mals und Landeck genehmigt und den Direktor der Landesabteilung Mobilität ermächtigt, die entsprechende Vereinbarung für grenzüberschreitende Verkehrsleistungen zwischen Land Südtirol, VVT und STA zu unterzeichnen. Insgesamt wird das Land Südtirol im Zeitraum von April 2026 bis April 2036 rund 22,7 Millionen Euro in die grenzüberschreitende Direktverbindung investieren. Aufgeteilt auf zehn Jahre wird jährlich an den Verkehrsverbund Tirol die Mitfinanzierung des Dienstes erstattet.
„Diese umsteigefreie Anbindung an Landeck ist ein wichtiges Angebot für Pendelnde, Studierende und Reisende im Vinschgau“, sagt Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider, der den Beschluss eingebracht hat. Neben der Verbindung mit Müstair in der Schweiz bleibe auch die Verbindung mit Landeck in Tirol strategisch wichtig für einen zukunftsfähigen Nahverkehr, der Menschen über Grenzen hinweg verbindet und gleichzeitig die Umwelt schone, erklärt Alfreider.
Partschins - Mit mehr als 600 Angeboten im Jahr 2024 ist der Tourismusverein Partschins ein belebendes Element im Gemeindegeschehen. Gäste und Einheimische, so wurde es bei der Vollversammlung am 17. März konstatiert, nehmen die Angebote gerne wahr.
von Erwin Bernhart
Auf ein sehr gutes Tourismusjahr 2024 blickte der Tourismusvereinspräsident Philip Ganthaler bei der Vollversammlung am 17. März im Vereinshaus von Partschins zurück. Mit rund 333.000 Nächtigungen habe man die Zahlen gegenüber 2023 halten können und ein wenig übertroffen. Regen Zuspruch haben die vielen und vielfältigen Veranstaltungen erhalten, von den Konzerten der Musikkapelle Partschins über die Garden Beats bis hin zum Kinderfest mit der Spende an Comedicus. Bei aller Euphorie vergaß Präsident Ganthaler, so wie man es von ihm gewohnt ist, nicht, auch auf diverse Forderungen und Wünsche hinzuweisen. So in Richtung Amt für Mobilität: Es sei auch an den Wochenenden die Busverbindung zum Bahnhof Töll zu starten. Die Busverbindung in Rabland müsse verstärkt werden, denn es komme vor, dass Gäste und Einheimische wegen überfüllter Busse zurückgelassen werden müssen. Erfreulich sei der Abschluss des Gemeindentwicklungsprogrammes, bei dessen Entstehung die Touristiker rege teilgenommen haben. Eine gemeinsame und tragbare Lösung habe man mit den Gemeindeverwaltern bei der Ortstaxe gefunden. Diese Lösung müsse dann im Herbst wiederum verhandelt werden. Stark unterstützen wollen die Tourismusvereine Partschins und Algund eine Hängebrücke über den Zielbach - und, so Ganthaler - „wir träumen von einem direkten Zugang zum Wasserfall.“
Das gehe, wie auch anderes, nur gemeinsam, wies BM Luis Forcher in seinen Grußworten hin. Tourismusrefernt Ulrich Schweitzer gratulierte den Touristikern und erinnerte an die Gastfreundschaft, die die besondere menschliche Note in der Gemeinde Partschins ausmache. In ihrem Rückblick auf die Tätigkeiten des Tourismusvereines richtete die Geschäftsführerein Karin Thaler die Aufmerksamkeit auch auf die vom Tourismusverein beim Ingenieurbüro Bergmeister in Auftrag gegebene Verkehrszählung. Das fertige Verkehrskonzept liege für die Gemeindeverwalter abholbereit im Tourismusbüro. Auf unzählige Veranstaltungen und Tätigkeiten wies Tahler hin und nicht zuletzt auf die 40 Jahre Meraner Höhenweg. Ein Fest dazu werde es am 30. Juni geben. Bei der Vorausschau auf das laufende Jahr forderte Thaler die Mitglieder dazu auf, den Newsletter, in dem aktuelle Informationen und Tipps weitergegeben werden, verstärkt zu lösen. „Es könnte bei einer Öffnungsrate von 50 % mehr sein“, sagte Thaler.
Über Nachhaltigkeit im Betrieb, über die Wege zur Zertifizierung dahin, informierte Anna Atz von der hgv-Unternehmensberatung.
Wer durch Prad in Richtung Stilfserjoch fährt, der begegnet dem Freilichtmuseum von Lorenz Kuntner. Skulpturen, Totempfähle, bemalte Steine, Tierknochen sind in seinem Freilichtmuseum zu bestaunen. Lorenz Kuntner hat kürzlich im Eigenverlag ein neues Buch mit dem Titel „Die geheimen Kräfte“ herausgebracht. Es ist bereits das 14. Buch von Kuntner. Kuntner gießt seine kunterbunte Gedankenwelt in Gedichtformen. Etwa: „Was erschallt, gleichwohl verhallt, das nennt sich Zeitgeschehen im Vorübergehen.“ Erhältlich ist das Buch beim Autor in Prad.
Partschins - Heuer gelingt es dem Sprenger Seppl genau zum Frühlingsbeginn das Wasserwosser in den Partschinser Waal einzuleiten. Nach dem Ausputzen und Säubern des Waalbettes gemeinsam mit Sohn Daniel und anderen diversen Vorarbeiten ist es am 21. März um 14.00 Uhr soweit und Sepp Sprenger kurbelt die Wassersperre hoch, so dass sich der Waal rasch zu füllen beginnt. Der Partschinser Bauernbundobmann und gleichzeigi Obmann des Bodenverbesserungskonsortiums Partschins betreut den Waal seit 34 Jahren. Je nach Witterung sind auch zwei Inspektionsgänge entlang des Waalweges notwendig, um sicher zu sein, dass der Waal „hepp“ bzw. der Waal an den neuralgischen Stellen intakt ist und dass bei Wolkenbrüchen nicht zuviel Wasser im Waal ist. Die Konzession von 38 Sekundenlitern ist für die Vegetationsperiode vom 15. März bis zum 30. November vorgesehen und das Wasser dient der Beregnung von rund 72 Hektar. An der Nutzleistung und an der Pflege des naturbelassenen Waales und des beliebten, rund einen Kilometer langen Waalweges, erfreuen sich nicht nur die Bauern im Einzugsgebiet, sonder auch die Einheimischen und Gäste, die den Waalweg das ganze Jahr über als Spazierweg, heute sagt man Naherholungsraum, nutzen und genießen. (eb)
Die 23-jährige Natalie Sprenger aus Prad hat bereits mehr von der Welt gesehen als die meisten Gleichaltrigen. 2023 ist sie zum ersten Mal allein nach Südostasien aufgebrochen, wo sie sechseinhalb Monate lang mehrere Länder erkundete. Vom Fernweh getrieben stieg sie 2024 erneut in den Flieger. Derzeit lebt und arbeitet sie in Neuseeland.
von Magdalena Dietl Sapelza
Natalie wuchs mit einem Bruder in Prad auf. An die Pflichtschule hat sie schlechte Erinnerungen. „Die Mitschüler haben mich gemobbt“, erinnert sie sich. Nach der Pflichtschule erwarb sie in dreijähriger Ausbildung in der „Johannes Gutenbergschule“ in Bozen das Diplom als Grafikerin. Anschließend stieg sie in die vierte Klasse der WFO in Schlanders ein, weil ihre beste Freundin dort war. Nach der Matura 2021 wollte sie im Rahmen von Work&Travel“ Australien erkunden. Doch wegen Corona waren die Grenzen gesperrt. Daraufhin jobbte sie als Kellnerin und half bei der Apfelernte, bis sie in der Firma „Siebdruck“ in Glurns eine Arbeit als Grafikerin fand. Kurze Zeit später wechselte sie in die Firma LICO nach Müstair. Der Gedanke an eine Reise in die Ferne ließ sie nicht los. „Ich hatte das große Bedürfnis wegzugehen“, sagt sie. Diesmal nahm sie Südostasien ins Visier und begann mit den Vorbereitungen. Am 27. September 2023 saß sie mit dem Backpacking Rucksack, mit Handy und Kreditkarte im Flieger nach Thailand. Mit Hilfe von Apps, die sie sich vor der Reise heruntergeladen hatte, plante sie von Bangkok aus ihr Leben in der unbekannten Welt. Bei der Suche nach der ersten Unterkunft war ihr ein Einheimischer behilflich. „Die Leute sind alle sehr gastfreundlich und helfen dir weiter“, betont sie. Der erste Weg führte sie in einen buddhistischen Tempel, dessen Farbenmuster und Verzierungen sie faszinierten. Angetan war sie auch vom Essen. „Das war für mich als Vegetarierin ganz nach meinem Geschmack“ erklärt sie. Ihr nächstes Ziel war die Tempelstätte Ayutthaya. Dort traf sie auf andere Reisende, die sich wie sie in einer Jugendherberge eingemietet hatten. Eine Trekkingtour führte sie in den Dschungel und zu einem eingezäunten Elefantengehege. „Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass die Tiere frei sein sollten, doch cool war es schon, die Elefanten aus der Nähe zu sehen“, erklärt sie. In einem Bergdorf lebte sie für Tage in einer hippiemäßigen Gemeinschaft. Bei einer nächsten Tempeltour freundete sie sich mit einer Deutschen an, mit der sie eine zeitlang weiterzog. Plötzlich spürte Natalie Krämpfe im Bauch und bekam hohes Fieber. Der Besitzer eines Hostels brachte sie mit einer breiigen Suppe wieder auf die Beine. Während der Bootsfahrt auf dem Mekong nach Laos kehrten die Schmerzen zurück. Sie sorgte sich, dass es eine Blinddarmentzündung sein könnte. Doch man erklärte ihr, dass es wohl die Essensumstellung sei. In einem nächsten Hotel kurierte sie sich dann aus. Die Landschaft und die kulturellen Stätten bezauberte sie. „Ich bin ganz viel gewandert, habe aber auch Busverbindungen genutzt“, sagt sie. „Viele Fahrer sind gefahren, als hätten sie nur ein Leben“, schmunzelt sie. Auf einer Bootstour zur Insel Cat Ba erfuhr sie auf bittere Weise, was es heißt, seekrank zu sein. Vietnam bereiste sie 42 Tage lang teilweise als Sozius auf einem Motorrad. „Vietnam ist ein wunderschönes Land“, schwärmt sie. Silvester 2023 verbrachte sie im Süden Thailands, wo sie Feuerlaternen steigen ließ.
Dann zog sie weiter nach Indonesien. In George Town auf Malaysia erwarb sie den Tauchschein. Dort lernte sie auch ihren heutigen Freund, einen Musiker, kennen, von dem sie sich jedoch im September 2023 verabschieden musste, um heimzukehren. „Ich war traurig, aber froh meine Familie und meine Freunde wiederzusehen“, sagt sie. „Doch ich habe lange gebraucht, bis ich hier wieder richtig angekommen bin.“ In der Firma Siebdruck nahm sie erneut Arbeit an, jedoch nur für befristete Zeit, denn das Fernweh ließ sie nicht los. Im September 2024 landete sie erneut in Bangkok und zog dann mit ihrem Freund nach George Town. Sie suchte nach einer Arbeit und fand keine. Sie informierte sich über Arbeitsmöglichkeiten in Neuseeland. Sie traf auf einen Neuseeländer, der ihr und ihrem Freund eine kostenlose Unterkunft in seiner Heimat Auckland anbot. Natalie und ihr Freund nahmen das Angebot an. Sie nahmen eine sogenannte Freiwilligenarbeit an. Das heißt, sie arbeiteten einige Stunden am Tag in Hotels im Austausch für Verpflegung. Nebenbei erkundeten sie den Tongario Nationalpark mit seinen drei aktiven Vulkanen. Ein besonderes Erlebnis war die Teilnahme am 22 km langen „Tongariro Alpine Crossing“, bei dem eine Bergkette überquert werden musste. „Das war anstrengend, aber schön“, bekräftigt Natalie. Seit kurzem verpacken sie und ihr Freund in Te Puke auf der Nordinsel Neuseelands Kiwis für den Versand. Ihr Arbeitstag hat bis zu zehn Stunden. „Es ist sehr anstrengend, aber mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt“, meint Natalie. „Im Juni endet der Vertrag. Dann sehen wir weiter“.
Ihr Working & Holiday-Visum für Neuseeland läuft noch bis Jänner 2026. „Irgendwann möchte ich schon wieder heimkommen“, bekennt sie. „Denn ein bisschen Heimweh habe ich schon.“