Geschäftstüchtiger Beda Weber

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v. l.: Abt Philipp, David Fliri , Toni Bernhart, Verena Pohl und John Butcher v. l.: Abt Philipp, David Fliri , Toni Bernhart, Verena Pohl und John Butcher

Marienberg/Meran - Eines der handschriftlichen Nibelungenlieder wurde 1834 auf Schloss Montani vom Marienberger Bendiktinerpater Beda Weber entdeckt, für wenig Geld angekauft und über Innsbruck nach Berlin für viel Geld weiterverkauft. Anlässlich dieses Entdeckungsjubiläumsjahres veranstaltet Kunst Meran gemeinsam mit der Akademie Meran unter der wissenschaftlichen Leitung von John Butcher Vorträge, Konzerte und Ausstellungen. Ein Vortrag fand am 9. März unter dem Titel „Beda Weber, Tirol und die Entdeckung einer Nibelungenhandschrift“ in Marienberg statt. Abt Philipp bezeichnete Beda Weber als illustren Mitbruder, der viele Werke in liebe- und humorvoller Weise verfasst habe. Charakterlich sei Weber aus Klostersicht etwas problematischer gewesen, da er sich vom Kloster nach Meran und dann nach Frankfurt entfernt habe und letztlich säkularisiert wurde. Traurig sei es, dass die Nibelungenhandschrift nicht im Kloster aufbewahrt werden konnte. Sie sei in der Staatsbibliothek zu Berlin allerdings gut aufgehoben.
Die organisatorische Leiterin Verena Pohl las Passagen aus den Werken von Beda Weber, darunter auch eine Predigt, die Weber in Schlinig hielt, John Butcher referierte über den Werdegang vom getauften Johann Chrysant Weber zum Pater Beda Weber.
Mit der Rezeption des Nibelungenliedes im Laufe der Jahrhunderte befasste sich der Literaturwissenschaftler Toni Bernhart. Die in Morter gefundene, aus dem Jahr 1323 stammende und von Beda Weber um 10 Gulden erworbene Handschrift sei die 37. Handschrift des Nibelungenliedes und enthalte den gesamten Text inklusive der Nibelungenklage.
Der Historiker, Klosterarchivar und am Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien tätige David Fliri ließ Beda Weber über Aussagen seiner Mitbrüder Albert Jäger und Cölestin Stampfer durchscheinen. Jäger beschrieb ihn als „stürmisch und feurig“, als „eifrigen und beliebten Prediger“ und seine Reiseführer seien „von geringerem Wert“. Stampfer warf ihm „mangelndes Quellenstudium“ vor. Fliri beschrieb den Werdegang der Bibliothek der Annenberger und die Vorgänge rund um den An- und Verkauf der Nibelungenhandschrift und anderer Werke durch Beda Weber und wie sich Weber über den „dummen Verkäufer“ geäußert habe. „Er wollte es zu Geld machen“, sagte Fliri und in Berlin wurden für das Werk 200 Gulden gezahlt. Das Original des Nibelungenliedes von Montani wird ab Ende März in Kunst Meran zu bewundern sein. (eb)

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