Dienstag, 04 September 2012 00:00

Samuraischwert und Motorsäge

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Portrait - Markus (Maik) Nabersberg

s15sp4_nadersbSeit 15 Jahren bildet die fernöstliche Kampfsportart Yoseikan Budo den fundamentalen Angelpunkt in Markus Nabersbergs Leben. Als „Weg des Kriegers im Haus der Ehrlichkeit“ schildert der ausgebildete Trainer die Essenz dieser japanischen Kampfkunst. „Vor allem für die Jungen ist diese Sportart besonders wertvoll, denn die Kinder werden beweglich und lernen mentale Überlegungen konkret umzusetzen. Gleiches gilt übrigens auch für uns Erwachsene!“

Besonders für die heutige Generation Facebook, welche ihre Freizeit meist sitzend und relativ bewegungsarm vor irgendwelchen Monitoren verbringt, erscheinen Kampfsportarten oftmals der einzige Weg, Grenzen des eigenen Körpers auszuloten und wahrzunehmen; sei es im physiologischen, als auch im persönlich, sozialen Bereich. RESPEKT wird beim Yoseikan Budo groß geschrieben: Achtungsvolles Miteinander und ein fairer Umgang in der Gruppe ist elementar; gewisse Grenzen sind unentbehrlich, denn „erst eine sichere Umrandung lässt den jungen Menschen reifen und färbt kräftigend auch auf seine Seele“.
Für Markus war Yoseikan Budo aber niemals nur ein Bekommen, sondern immer auch ein Geben. Nicht zuletzt aus diesem Grunde hat er die Trainerausbildung absolviert und die Stilfser Kids in 3 fruchtbaren Kurseinheiten bereits erfolgreich in die starke Welt des Yoseikan Budos eingeführt.
Zudem befasst sich der aktive Stilfser seit ungefähr 6-7 Jahren auch intensiv mit Holz und dessen kunstvoller Bearbeitung. Als Forstarbeiter in einem Weiterbildungskurs auf den Geschmack gekommen, ist er mit viel Geschick und eiserner Disziplin alsbald zum versierten Künstler herangereift, welcher alleinig mit seiner Motorsäge fantastischen Holzgebilden das Leben schenkt. Dabei ist sein Repertoire an geschaffenen Skulpturen so vielfältig und eigenwillig wie er selbst: Stühle, Schuhe, Schwäne, Eichhörnchen, Adler usw., oftmals kombiniert mit anderen Gestaltungselementen. „Das Schöne ist aber, dass wenn ich irgendwo Zwiesel oder andere interessante Bäume sehe, ich mir sofort denke, dass ich diese unbedingt haben muss. Innerlich unruhig baut sich dann meist vor meinem geistigen Auge bereits das Bild eines noch imaginären Kunstwerks auf. Ich weiß aber nun auch um den Wert des Holzes und dessen Schönheit, so faszinieren mich nun auch Bäume wie z.B. der imposante Fasslarer Ur-Larch und ziehen mich in ihren Bann. Die Arbeit an der Motorsäge ist mir längst zur Passion geworden … denn Holz ist lebendig: es arbeitet, verändert sich, springt, wird dunkel … so rinnt denn auch der Wassertrog des Schwiegervaters alljährlich an einer anderen Stelle“, amüsiert sich Markus.
Vielseitig, wie er ist, ganz dem Stilfser Naturell verpflichtet, gilt sein Interesse aber auch den tierischen Bewohnern unseres Waldes. Anregung dafür war eine Wette zu später Stunde des fernen Jahres 1991: Herausgefordert und angespornt zugleich hat Markus unverzüglich begonnen, sich für die schwierige Jägerprüfung kurzerhand vorzubereiten.
Trotz seines - wie er heute selbst sagt - legeren Einsatzes meisterte er gleich beim 1. Antritt die schwierige Jägerprüfung und konnte fortan Jagdschein und Weidmannstitel sein Eigen nennen. Einziger Wermutstropfen war und ist natürlich, dass die Stilfser Jägerschaft leider über kein eigenes Revier zur Hege und Pflege des Wildes verfügt, „aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt!“
Mit Herz und Seele wird Maik immer Stilfser bleiben, „wobei jedoch klar ist, dass vor allem finanzielle Aspekte darüber entscheiden, ob man dableibt oder geht. Hier kennt jeder noch jeden und man grüßt sich auf der Straße. Das soziale Gefüge ist weitestgehend intakt. Die Jungen haben noch Achtung vor dem Alter und althergebrachte Bräuche wie z.B. Pfluagziachn und Klosn werden mit Inbrunst und Liebe gepflegt, schweißen die Dorfgemeinschaft eng aneinander und stärken das Zugehörigkeitsgefühl ungemein.“ Die schlichten, traditionellen Holzmasken der Stilfser Klaubaufe mit ihren Hörnern und ihrem Fell, gefallen ihm besonders gut, denn „sie haben etwas Urtümliches und auch die Kinder erschrecken sich nicht allzu sehr! Andernorts gleichen die Larven mittlerweile mehr Fratzen aus Horrorfilmen …“, gibt Markus nicht ohne Fingerzeig zu bedenken.  Der Stilfser Brauch dagegen laufe immer noch gemäß altem Ritus ab und sei zudem weitestgehend frei von Verkitschung und Kommerzialisierung geblieben. „Auch siegte bei unseren Vorfahren im Kampf von Licht und Dunkel, von Gut und Böse letzten Endes immer die gute Kraft. Die geheime und heilsame Botschaft der Bräuche sollte nicht vom ’Immer mehr, immer größer und immer schauriger’ verunstaltet und bis zur Unkenntlichkeit verkrüppelt werden!“
Dies ist auch der Grund, weshalb er selbst keine Krampusmasken anfertigen will und sein einziger Prototyp einer teuflischen Fratze, begonnen auf Wunsch eines guten Bekannten, für immer unvollendeter Rohentwurf bleiben wird.
Dass man im engen Stilfs aber beim Nachbarn durch die Stube musste, um ins eigene Schlafzimmer zu gelangen, erscheint heute unwirklicher und ferner denn je … und so spaziert Markus des Abends zumeist verlassen und allein durch vereinsamte Gassen und holt sich seine Inspiration ...

Renate Eberhöfer

Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau


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