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Montag, 10 Mai 2021 13:01

Rom Info ins Tal

von Albrecht Plangger - „Vediamo“.. Dieses Wort hat Ministerpräsident schon bei den Konsultationen mit uns zur Regierungsbildung gebraucht. Die Regierung Draghi agiert sehr zurückhaltend. Da wird wenig versprochen und noch weniger angekündigt. Wenig Presse oder am Liebsten überhaupt nichts. Auch die Minister versprechen lediglich eine rasche verbindliche Antwort. Das Land hat die Finanzierung des eigenen Corona-Hilfspakets mit Außenständen an staatlichen Steuern von fast € 500 Mio. eingetragen. Der Finanzminister bestreitet zwar nicht die Schuld als solche, aber die Höhe der Schuld und will alles vor dem Verfassungsgerichtshof anfechten. Auf der anderen Seite möchte sich das Land verschulden und auf 3 Jahre jene € 479 Mio. stunden, die das Land aufgrund des Finanzpaketes 2014 jährlich zur staatlichen Schuldentilgung zu entrichten hat. Im Fall von Südtirol eigentlich kein Problem, wenn es nicht noch 20 Regionen in Italien geben würde. Bei Südtirol ist man sich zwar sicher, daß der „Kredit“ mit Zinsen zurückbezahlt wird, aber ebenso ist man bei anderen Regionen vom Gegenteil sicher. Somit wird auch dies eine schwierige Partie und es braucht jetzt viel Überzeugungskraft und noch mehr Phantasie, wie man etwas nur für Südtirol allein einfädeln könnte, ohne auch andere Regionen miteinzubeziehen. Auch bei der Verlängerung der Autobahnkonzession A22 stehen die Zeichen auf Sturm. Entweder es gibt bis Ende Juli eine Einigung mit den privaten Gesellschaften der Brenner Autobahn AG, ansonsten kommt die europaweite Ausschreibung mit unsicherem Ausgang für Südtirol. Das wäre dann die Katastrophe. Die Situation ist insgesamt nicht gerade leicht, aber noch ist nichts verloren. Auf allen drei Ebenen kann es immer noch ein gutes Ende nehmen. Linderung in der Not kommt auch mit einem weiteren staatlichen Corona-Hilfsprogramm von zusätzlichen € 38 Milliarden. Da kann nochmals ordentlich nachgebessert werden, vor allem dort, wo bis heute die Corona-Hilfen noch überhaupt nicht oder nur spärlich angekommen sind.

Donnerstag, 29 April 2021 08:05

Impressionen Gianni Bodini

Die Steine erzählen... Beim Betrachten der Ruinen auf Patsch, ist mir etwas eingefallen. Die Mauer auf der rechten Seite besteht aus durchgehenden Steinen. Bei der linken Mauer sind die Steine kleiner und mit Mörtel getrennt. Ein Beispiel von „Klimahaus“ dazumal!

Foto und Text: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it

Donnerstag, 29 April 2021 07:46

Radprofis durchqueren den Vinschgau

Radsport/ Tour of the Alps - Radprofis aus aller Welt waren in der vergangenen Woche zu Gast im Vinschgau. Grund dafür war die diesjährige Tour of the Alps. Die Tour wurde über fünf Etappen ausgetragen, der Startschuss fiel am 19. April in Brixen. Zwei Etappen führten die Teilnehmer auch durch den Vinschgau. Die dritte Etappe, welche in Imst gestartet wurde und 162 Kilometer lang war, führte das Teilnehmerfeld über den Reschenpass nach Naturns. Den Etappensieg sicherte sich der Italiener Gianni Moscon, der bereits die Auftaktetappe für sich entscheiden konnte. Einen Tag später fiel in Naturns der Startschuss der vierten Etappe, bei der sich die Radprofis auf den Weg nach Pieve di Bono machten. Den Sieg auf dieser Etappe, welche die Königsetappe der diesjährigen Tour of the Alps war, sicherte sich der Spanier Pello Bilbao. Den Gesamtsieg holte sich der Brite Simon Yates. Die gesamte Tour, welche insgesamt 713,6 Kilometer lang war, wurde auch im TV live übertragen.  (sam)

Donnerstag, 29 April 2021 07:43

Weltcupdirektor und Corona-Manager

Partschins/Vinschgau - Der Partschinser Andreas Castiglioni hatte im vergangenen Winter alle Hände voll zu tun. Der Grund: Er musste als Sportdirektor des Internationalen Rennrodelverbandes FIL nicht nur den Weltcup und Junioren-Weltcup organisieren, sondern auch noch darauf achten, dass die gesamte „Rodel-Blase“ nicht mit dem Coronavirus in Kontakt kommt. „Es war wirklich kein einfacher Winter. Normalerweise stellen uns Wetterkapriolen auf die Probe, diesmal war es jedoch die weltweite Corona-Pandemie“, erzählt der 40-Jährige. Bereits im Sommer 2020 wurde daher ein Plan B ausgearbeitet. „Niemand wusste was auf uns zukommt, niemand konnte uns sagen, ob und in welcher Form im Winter 2020/21 internationale Sportveranstaltungen durchgeführt werden dürfen. Daher haben wir im Internationalen Rennrodelverband ein eigenes Hygienekonzept ausgearbeitet. Das war ein entscheidender Vorteil“. Ein großes Fragezeichen stellte das viele Reisen dar. Damit die Nationalteams nicht den ganzen Winter über quer durch Europa zu den Weltcups reisen müssen, wurden alle Rennen nach Österreich und Südtirol verlegt. Die Anreise war nur nach einem negativen Coronatest möglich, zudem war vor Ort ein neuerlicher Test vorgeschrieben. Außerdem wurde an jedem Austragungsort nicht nur ein Rennen bestritten, sondern zwei. „Die Strategie des Doppelweltcups ist voll aufgegangen. Wir konnten alle sechs Weltcups durchführen, auch die Weltmeisterschaften in Umhausen (Tirol) fanden bei perfekten Bedingungen statt“, zieht Castiglioni zufrieden Bilanz. Damit es im Falle einer Erkrankung mit Covid-19 nicht zu einer Wettbewerbsverzerrung kommt, fanden die Weltcups im Abstand von zwei Wochen statt. Dadurch hätten sich Athleten bzw. Funktionäre vor der nächsten Etappe auskurieren können. Insgesamt wurden im vergangenen Winter 969 Coronatests durchgeführt, vier positive Fälle wurden durch den späteren PCR-Test bestätigt. Diese Infektionen betrafen jedoch keine Personen aus der „Weltcup-Blase“, sondern waren Helfer des örtlichen Organisationskomitees. „Wir hoffen natürlich alle, dass der kommende Winter wieder ein normaler Winter wird. Vor allem für die Vereine war es eine ganz bittere Pille, dass keine Zuschauer zu den Weltcups durften. Die fehlenden Einnahmen belasten die Vereinskassen“, sagt der Vinschger Andreas Castiglioni.

Donnerstag, 29 April 2021 08:55

Zum dritten Mal kein Happy End

Der Pokal war zum Greifen nah, doch zum dritten Mal in Folge reichte es für den HC Meran und die fünf Vinschger Eishockeycracks, welche dem Kader der Passerstädter angehören, nicht zum Titel. Wie in den vergangenen drei Jahren verlief die Finalserie – welche im Best-Of-5 Modus ausgetragen wurde – sehr eng und erneut fehlte den Adlern das letzte Quäntchen Glück zum Meistertitel.

Von Sarah Mitterer

Die IHL-Saison 2020/2021 war eine ganz Besondere. Gleich zwei Mal wurde die Meisterschaft coronabedingt unterbrochen, doch im Gegensatz zur vergangenen Saison konnte in diesem Jahr die Meisterschaft zu Ende gespielt und ein Meister gekrönt werden. Der HC Meran – in dessen Kader die Vinschger Thomas Tragust, Thomas Mitterer, Manuel Lo Presti, Stefan Kobler und Fabian Platzer standen- startete als großer Favorit in die Meisterschaft. Kurz nach dem Saisonauftakt musste das Team jedoch für 75 Tage eine Zwangspause einlegen und kehrte erst Mitte Dezember wieder auf das Eis zurück. Trotzdem ließen sich die Adler davon nicht unterkriegen und wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Das Team beendete den Grunddurchgang auf Platz 1 und startete als großer Favorit in die Play Offs, in welchen die Adler auf die Dienste von Manuel Lo Presti verzichten mussten. In der Viertelfinalserie besiegte man den HC Alleghe, im Halbfinale sicherte man sich gegen den HC Varese das Finalticket. Im Finale kam es dann zu einer Neuauflage der letzten Finalserie in der Saison 2018/19. Die Gegner waren wieder die Hechte aus Kaltern, welche sich zwei Jahre zuvor in einem hochdramatischen entscheidenden fünften Spiel die Meisterkrone aufsetzen konnten. Die Rollen waren klar verteilt, Meran war der klare Favorit auf den Titel und hatte in der Best-Of-5 Serie Heimrecht. Wer zuerst drei Spiele gewann, der war Meister. Doch bereits im ersten Finalspiel gaben die Adler den Heimvorteil durch die 1:2 Niederlage aus der Hand. Nur zwei Tage später schlugen die Meraner durch Vinschger Power zurück, denn die beiden Tore beim 2:1 Sieg erzielten Thomas Mitterer und Fabian Platzer. Für die Vinschger Eishockeycracks und ihre Adler blieb es der einzige Finalsieg, denn Kaltern gewann Spiel 3 und sicherte sich mit dem Sieg in der Verlängerung im vierten Spiel den zweiten Meistertitel hintereinander. Auch wenn es erneut nicht zum Titelgewinn gereicht hat, so können die Eishockeycracks trotzdem erhobenen Hauptes in die Sommerpause gehen, denn der Kampfgeist und Einsatz über die gesamte Saison bis hin zum letzten Spiel waren stets meisterhaft.

Donnerstag, 29 April 2021 07:39

„Wir sind froh über den Trainingsstart“

Vinschgerwind: Der Ball hat im Amateurbereich seit fast 6 Monaten geruht. Nun sind die VSS- Fußballmeisterschaften 2020/21 endgültig abgesagt worden.

Martin Rinner: Ja, abgesagt wurden alle Jugend- und Freizeit-Meisterschaften im VSS-Bereich und auch jene im Bereich der LEGA von der III Amateurliga bis inklusive Landesliga.

Vinschgerwind: Ein richtiger Schritt?

Martin Rinner:  Es ist der richtige Schritt, denn die Mannschaften hatten in den vergangenen Monaten keine Möglichkeit zu trainieren und es wäre sich zeitlich nicht mehr ausgegangen, alle Spiele für die Meisterschaften 2020/21 unterzubringen. Nach langem Hin und Her ist jetzt endlich Klarheit geschaffen worden.

Vinschgerwind: Keine Meisterschaftspiele, aber es darf nun wieder trainiert werden?

Martin Rinner: Ja, wir sind froh über den Trainingsstart. Denn den Kindern und Jugendlichen hat etwas gefehlt. Nun können sich die Mannschaften in Ruhe auf den Start der Meisterschaften im Herbst vorbereiten. Einige Mannschaften trainieren bereits, anderen werden demnächst damit beginnen. Auch im Förderzentrum in Latsch wurde das Training wieder aufgenommen.

Vinschgerwind: Welche Sicherheitsvorkehrungen müssen getroffen werden?

Martin Rinner: Die geltenden Sicherheitsbestimmungen müssen eingehalten werden, die Abstands- Regeln müssen befolgt werden. Zweimal wöchentlich werden Kinder und Trainer getestet. Die Nasenbohrtests der Schule sind gültig. Die Vereine organisieren das Procedere selbst. Unterstützung erhalten sie aus dem VSS Hauptbüro in Bozen. Klar ist: Die Umkleideräume dürfen nicht benutzt werden.

Vinschgerwind: Wie ist die Stimmung und die Motivation für den Neustart?

Martin Rinner: Die Stimmung hellt sich nach dem langen Stillstand mit vielen Unsicherheiten langsam wieder auf. Was ich aus den Vereinen höre, sind die meisten motiviert mit dem Training zu starten. Das gilt für Spieler, für Trainer und Betreuer. 

Vinschgerwind: Könnte es sein, dass nach der lange Pause einige Akteure ihre Fußballschuhe an den Nagel hängen?

Martin Rinner: Das hoffe ich nicht. Was ich aus den Vereinen gehört habe, machen die meisten wieder voll motiviert mit, das gilt für Kinder und Jugendliche genauso wie für die Trainer- und für die Betreuerteams. Das Testen könnte allerdings schon etwas nerven. Was der Stillstand bewirkt hat, ist derzeit schwer einzuschätzen. Wir im VSS-Bezirksausschuss hoffen jedenfalls, dass viele Kinder und Jugendliche wieder mitmachen und dann gut vorbereitet in die nächste Meisterschaft starten. Und wir hoffen natürlich auch, dass sich die Corona-Situation bessert. Danken möchte ich allen, die um das Gelingen des Neustarts kümmern, den Mitgliedern im Bezirksausschuss sowie den Trainern und Betreuern vor Ort. Den Kindern und Jugendlichen wünsche ich wieder viel Spaß beim Fußball und beim Sport im Allgemeinen. 

Interview: Magdalena Dietl Sapelza

Donnerstag, 29 April 2021 07:30

Ergänzung Wirtschaftsstandort Prad am Stj.

von Angelika Ploner

Die Landwirtschaft in Prad ist vielfältig und hat nicht nur Äpfel, Obst und Gemüse zu bieten. Diese Kritik hagelte es nach der jüngsten Präsentation des Wirtschaftsstandortes Prad. Zu Recht. Denn in Prad wird von vielen Bauern Viehwirtschaft betrieben. „Die Viehbauern haben es hier nicht leicht und einen schweren Stand“, sagen mehrere zum Vinschgerwind. Wir möchten uns entschuldigen und reichen die Zahlen zur Viehlandwirtschaft in Prad nach. Einerseits um das Bild der Landwirtschaft vollständiger zu machen. Zum anderen - und das ist uns vom Vinschgerwind wichtig - um den Viehbauern der Marktgemeinde Prad die gebührende Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegenzubringen. Die Zahlen haben uns Barbara Folie, Stationsleiterin der Forststation Prad, Markus Joos vom Bezirksamt für Landwirtschaft West, Reinhard Schuster von der Bergmilch Südtirol und Sigrid Sparer, die Geschäftsführerin der Dorfsennerei Prad auf Nachfrage zukommen lassen. In Prad halten 97 Viehhaltungsbetriebe mindestens 3 Großvieheinheiten (GVE) und in Summe 1.284 Großvieheinheiten (alle Viehgattungen gerechnet).  Jeder Viehhaltungsbetrieb hält demnach im Schnitt gut 13 Großvieheinheiten. 53 Viehhaltungsbetriebe halten mindestens 10 Großvieheinheiten, 23 Viehhaltungsbetriebe hingegen mindestens 20 Großvieheinheiten. Von den 97 Viehhaltungsbetrieben bauen  10 Betriebe - parallel zur Viehhaltung - auch Äpfel an. Die Viehhaltungsbetriebe bewirtschaften zusammen gut 500 ha Wiese (insgesamt 580 ha Futterflächen, dabei werden Ackerfutterbauflächen wie Mais oder anteilsmäßig Heimweideflächen ebenfalls mitgezählt). „Zusätzlich scheinen bei den Betrieben in Prad noch gut 7 ha Getreide, 20 ha Feldgemüse, 4 ha Marillen und 2,5 ha Beerenobst auf“, lässt Markus Joos den Vinschgerwind wissen. Reinhard Schuster, bei der Bergmilch Südtirol unter anderem  für die Mitgliederverwaltung zuständig, erklärt:  „Die Bergmilch Südtirol zählt in Prad 62 Mitglieder, die im vergangenen Jahr 4.151.679 Liter Milch an die Mila lieferten.“  4 Bauern aus Prad und Stilfs halten ca. 300 Ziegen und liefern die Milch an die Dorfsennerei Prad. Sigrid Sparer, die Geschäftsführerin: „Im Jahr verarbeiten wir an die 150.000 Liter Heumilch zu ca. 15 Tonnen Käse, momentan haben wir 8 verschiedene Sorten an Schnitt-Weich und Frischkäse im Sortiment.“

Ein Ausschnitt aus den Agrarflächen zeigt wie folgt: 439,6 Hektar; Dauerwiese 2.023,5 Hektar; Wald 27,5 Hektar; Weide und 801,2 Hektar Alpe.

Mittwoch, 28 April 2021 14:17

Köfelguter Spargelzeit ist Frühlingszeit

Kastelbell -  Der Frühling schreitet voran und mit dem Frühling kommen die Spargel. Frühlingszeit ist Spargelzeit und umgekehrt. Die  einzigen Spargelbauern im Vinschgau sind Martin und Sohn Max Pohl vom Köfelgut in Kastelbell. Der Kastelbeller Spargel genießt seit den Anfängen des Spargelanbaues vor rund 30 Jahren  einen ausgezeichneten Ruf. Von unvergleichlichem Geschmack und von guter Festigkeit bereitet der Kastelbeller Spargel Gaumenfreuden. Das wissen auch die Gastbetriebe und in den Kastebeller Restaurants hat sich ein einzigartiger Spargelkult gebildet. Im vorigen Jahr ist aus der bekannten Kastelbeller Spargelzeit  wegen des Lockdowns nichts geworden  und heuer sind die Zeiten noch unsicher. Die heurige Ernte ist bereits losgegangen, sagt Martin Pohl. Weil der Winter heuer lange gedauert hat und vor Kurzem noch Frostnächte zu verzeichnen waren, hat sich das herrliche Gemüse heuer etwa 10 Tage länger Zeit für die Erntereife gelassen. Momentan ist die Ernte noch bescheiden, sagt Martin Pohl. Aber täglich im Zunehmen. Welche Erntemenge zu erwarten sein wird, kann nicht abgeschätzt werden. Erst nach der Ernte kann ein Vergleich mit Erntemengen aus der Vergangenheit gezogen werden. Denn die Behandlung und die Pflege des empfindlichen Spargels erfolgt im Sommer und im Herbst durch Zugabe von Biodünger, bei Bedarf auch Kalk oder auch anderer im Boden mangelhaft vorhandener Nährstoffe oder Spurenelemente. Weil die Gasthäusser im vorigen Jahr geschlossen hatten und die lokale Gastronomie so als Kunde ausgefallen ist, mussten sich die Pohls auf private Vertriebs- und Verkaufswege konzentrieren. „Wir sind ein Einzelunternehmen im Spargelanbau“, sagt Pohl im Hinblick auf die fehlende lokale Gastronomievernetzung. Die bescheidene Ernte im vorigen Jahr konnte so mit Haushaltszustellungen ab Hof an die Kunden gebracht werden, weil die Kunden damals wegen der Kontaktbeschränkungen nicht einmal zum Köfelgut fahren konnten. „Das Ausliefern werden wir heuer wohl auch so handhaben“, sagt Martin Pohl. Die Organisation jedenfalls laufe bereits in diese Richtung. (eb)

Bestellungen unter: WhatsApp Tel. 349 059 25 77 oder per E-Mail info@koefelgut.com

Mittwoch, 28 April 2021 14:14

Schlanders blüht auf

Gastbeitrag - Eine der wichtigsten Anforderungen unserer Zeit ist die Frage, wie wir die Welt unseren Kindern, unseren Enkelkindern, unseren Nachfahren hinterlassen wollen. Das Thema Nachhaltigkeit scheint in aller Munde und wird teils gelebt, aber auch interpretiert, missinterpretiert, missbraucht. Der Leitfaden reduce, reuse, recycle, auf gut deutsch reduziere und kaufe nur was du wirklich brauchst, verwende etwas wieder und erst im letzten Schritt recycle etwas, ist schon mal ein guter Anfang, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu minimieren. Was für eine Hose oder für Verbrauchsgegenstände des täglichen Bedarfs gilt, findet seine Berechtigung auch im großen Maßstab. Um so erfreulicher ist es zu sehen, wie die verlassene Drususkaserne aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Bereits seit 2018 wird in einem der vier Baukomplexe emsig gearbeitet. Im ehemaligen Kasernen-Versorgungsgebäude, der sogenannten Palazzina Servizi, hat die Gemeinde Schlanders im Rahmen des Regionalentwicklungsprojekts für Forschung und Innovation sowie Kreativwirtschaft in den letzten Jahren ein Social Activation Hub gebaut, ein Ort, der Menschen dazu inspirieren soll, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.Die Vinschger sind seit jeher ein widerspenstiges Volk, das schon viele kreative Köpfe und Denker:innen hervorgebracht hat. So ist es nicht verwunderlich, dass dieser Schaffensdrang längst schon über die Grenzen der Basis, in den Außenbereich und in die Nachbarsgebäude übergeschwappt ist.Kreativität braucht freien Raum. Und freier Raum braucht Kreativität. Diese Symbiose hat schon viele illustre Beispiele hervorgebracht.

Leerstand als Brutstätte für Kreativität

Wo es Leerstand gibt, findet sich bald jemanden, der ihn füllt. Diese These hat sich zumindest in Berlin immer wieder bewahrheitet. Eines des angesagtesten Szeneviertel Berlins, der Prenzlauer Berg, entwickelte sich auf dem Nährboden verlassener Altbausubstanz und hinter bröckelnden Gründerzeitfassaden. Zwischen Außentoiletten und verfallenen Höfen entwickelte sich schon vor dem Fall der Mauer ein kreativer Geist, welcher sich in den 90er-Jahren frei entfalten konnte. Häuser konnten sehr günstig gemietet werden oder wurden gleich besetzt. Es entstanden Galerien, Künstlerateliers und hippe Kneipen, in denen die Ostberliner Boheme zu Hause war. Schon bald fühlten sich Studenten:innen aus dem Westen magisch vom archaischen Leben in dieser Gegend angezogen und waren bereit, ihre Wohnungen mit schmutzigen Kohlenbriketts zu heizen und in telefonzellenartigen Duschkabinen in der Küche zu duschen. Trotz der eingesetzten Gentrifizierung und der damit verbundenen strukturellen Erneuerung, dem Anstieg der Mieten und der Verdrängung der ursprünglichen Künstlerszene durch besserverdienende Gesellschaftsschichten, ist der Prenzlauer Berg dennoch ein interessantes und authentisches Viertel geblieben.

Viel Raum für viel Kunst

Ein anderes Beispiel, wo in alten Gemäuern Kunst und Kreativität Einzug erhielten ist das Arsenale von Venedig. Es handelt sich um ein sehr ausgedehntes Areal am östlichen Ende der Insel, welches sich im 12. Jh. zum Mittelpunkt der Schiffs- und Waffenproduktion der Republik Venetien entwickelte. Wo einst riesige Schiffe gebaut wurden, mit welchen Venedig sich gegen die Osmanen verteidigte, erhielten 1980 die Kunst und Kultur ihren Einzug mit der 1° Internationalen Architekturausstellung. Nun findet jährlich die Kunst-bzw. Architekturbiennale statt und konnte 2019 noch 600.000 Besucher:innen verzeichnen. 

Schlanders blüht auf

Wohl wissend, dass Schlanders nicht Berlin und nicht Venedig ist, können diese Beispiele dennoch in für einen kleineren Maßstab interessant sein. Die Idee, dass zukünftig Menschen miteinander in einer großen Kreativwerkstatt arbeiten, kreieren und sich austauschen, liegt im Fokus der weiteren Entwicklung des Gründerzentrums BASIS und des gesamten Vinschgaus. Es geht darum, individuelle Potentiale zu nutzen, Synergien zu stärken und den Vinschgau als Standort für Kreativwirtschaft zu festigen. Eine Dynamik die keine beruflichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Grenzen kennt.Die Palazzina Tagliamento, der östliche Gebäuderiegel der Drususkaserne, ist ein weiterer Schritt einer sinnvollen Zwischennutzung von Leerständen und Anziehungspunkt für Rückkehrer. Es ist das Ziel, diese bedarfsorientiert und lebendig zur Verfügung zu stellen und in diesem Kontext regionsübergreifend, ein weiteres Vorzeige-Projekt im Zuge der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu sein.Bis Ende 2023 kann der Verein Basis die leerstehenden Räumlichkeiten der Palazzina Tagliamento als „Kreativwerkstatt“ nutzen und so der stetig wachsenden Anfrage an individuell nutzbaren Werk- und Produktionsräume für Kunsthandwerker:innen und Künstler:innen gerecht werden. Bereits über 550m² konnten zum Marktpreis an verschiedenste Nutzergruppen vermietet werden. Schlendert man durch die verschiedenen Räumlichkeiten, ist es wie eine spannende Reise, wo man altes Handwerk kennenlernen und die Künstler:innen beim Bearbeiten des Marmors beobachten kann. Alte Gegenstände werden upgecycled und mancherorts fliegen die Holzspäne. Das entstandene kreative Netzwerk der Basis gibt Rückkehrern eine frische Perspektive und generiert lokal verwurzelte Arbeitsplätze. Dank fortschreitender Digitalisierung rückt die Welt ein Stück zusammen, und wir sind auch in der Peripherie mitten im globalen Geschehen. Während es vor einiger Zeit viele in die Städte zog, angelockt vom Rausch der vielfältigen Eindrücke, so kann man doch langsam eine Kehrtwende beobachten. Work and travel, arbeite und reise, ist nun um eine Destination reicher, und dies mitten im Vinschgau. Das Kasernenareal ist ein sehr wertvolles Ensemble, dessen Formgebung einiges an Fingerspitzengefühl und kollektiver Abwägung und Planung abverlangt. Freier Raum braucht Kreativität. Freier Raum braucht Vernetzung. Freier Raum braucht die Schwarmintelligenz und die Mitsprache der Bevölkerung.Bei der Gestaltung des gesamten Areals wird die Staudenvinschger Kreativität sicher wieder zum Blühen kommen und beim Mitgestalten der Freiflächen in Form einer Arbeitsgruppe  ihre Früchte tragen. Wir sind gespannt!     

 Freunde der Drususkaserne

Mittwoch, 28 April 2021 13:57

Manfred A. Mayr Kunst am Bau im Vinschgau

Kunst am Bau ist mehr als nur ein Fresko an Fassaden. Kunst am Bau ist ein weit gefasster Begriff. Er kann Skulpturen, Wandmalereien, Installationen und  mehr beinhalten. Spricht man von Kunst am Bau im Vinschgau denkt man unweigerlich an Manfred Alois Mayr, bei vielen auch bekannt als der „Kapplmayr“. Geboren ist Manfred A. Mayr 1952 in Tscherms, aufgewachsen in Schlanders.  Von 1972 bis 1977 studierte er in Wien an der Akademie der Bildenden Künste, Grafik und Malerei bei Prof Maximilian Melcher, wo er anschließend bis 1981 einen Lehrauftrag innehatte.  Nach dem Wienaufenthalt wohnte er mit der Künstlerin Carmen Müller bis 2008 in Goldrain, seither in Meran. Heute betreibt er sein Atelier in Bozen. Auf die Frage, wie er zu seiner Kunstform gekommen ist, antwortet Manfred: „Bereits als Kind habe ich mich lieber mit Zeichnungen als mit Worten ausgedrückt. Mein Interesse galt  schon damals den Farben und dem Basteln. Mein Vater besaß im Zentrum von Schlanders eine Tischlerei. Von ihm bekam ich den Bezug zum Holz und von meiner Mutter, die in einem Stoffgeschäft arbeitete, den Bezug zu den Stoffen. Durch meine Freunde Paul und Konrad Tappeiner lernte ich auch das bäuerliche Leben kennen, verschiede Bräuche im Jahresablauf – vom Scheibenschlagen bis zum Glockenläuten.  All diese Erinnerungen, Geschichten und Kindheitsempfindungen haben mich ohne Zweifel unbewußt geprägt. Auch die Jahre in Wien und Aufenthalte in verschiedenen Ländern haben Spuren hinterlassen und mir den Weg zu meiner Kunstform geebnet.“ Im Vinschgau finden sich u.a. folgende Werke von Manfred A. Mayr

Arbeiten am Vi.P Verwaltungsgebäude in Latsch:

Dazu erzählt er: „Als es zunächst darum ging, welche Farbe der obere Teil des neuen s26 05 mam VI P BESCH01 DKBürogebäudes erhalten sollte, habe ich mich für „Schurtzblau“ entschieden. Ich wählte die Farbe nicht aus dekorativ-ästhetischen Gründen sondern weil ich damit einen Bezug zum Bäuerlichen schaffen wollte. Die Farbe sollte Identifikation schaffen, die Zugehörigkeit zum bäuerlichen Leben verkörpern. Auch die „Steigenwand“, eine großformatige Wandskulptur aus einbetonierten Obststeigen im Inneren des Gebäudes ist aus demselben Grunde entstanden“. Für das Werk „Steigenwand“ im Verwaltungsgebäude Vi.P (Arch. Arnold Gapp) erhielt Manfred A. Mayr im Jahre 2008 den 1. Preis für Kunst am Bau von der Südtiroler Architecktenkammer und der Stiftung Südtiroler Sparkasse.

Das Hochregallager TEXEL in Naturns:

s26 12 mam TEXEL P1020079 BSVZManfred erzählt: „ Die Touristiker in Naturns protestierten anfangs vehement gegen das  Bauvorhaben der Bauern und  sprachen von einer „Verschandelung“ der Umgebung. Daraufhin ist man mit der schwierigen Aufgabe an mich herangetreten eine Lösung für die Gestaltung der Fassade des Hochregallagers zu finden. Ich suchte nach einer Verbindung zwischen monolithischer Geschlossenheit und einer leichten Kontruktion. Der künstlerische Ansatz war, eine von Obstgroßkisten abgeleitete Außenhülle als Botschaft des Inhalts, des Innenlebens und der Technik. Durch eine darauf abgestimmte Textur und einer ausgeklügelten Licht- und Schattenbildung variiert die Farbwirkung in den verschiedenen Tageszeiten. Ich versuchte also das Hochregallager optisch in seiner Dimension zu reduzieren und in die Landschaft zu integrieren.“

Die „Prominentengalerie“ im Kulturhaus und Bezirkstheater „Karl Schönherr“ in Schlanders:

Dazu sagt Manfred: „Als ich den Auftrag für das neue Theater in Schlanders bekam, ist mir gleich s26 01 mam IMG 0391 RET SCHZdas „Giggl Annele“ eingefallen. Als ich ein Kind war, ist das „GigglAnnele“ mit ihrem Koffer und ihren selbstgebastelten Handpuppen auf Einladung für ein Kasperletheater in die Häuser gekommen. Sie wurde für mich die Schlüsselfigur für mein künstlerisches Konzept der „Prominentengalerie“. Dorforiginale, Sonderlinge und Andersdenkende verstehe ich als Zeichen für eine individuelle und kreative Lebensgestaltung, als kulturelle Bereicherung des Alltagslebens und als Spiegel der Gesellschaft. Meist erkennt man ihre Wirkung erst, wenn sie nicht mehr da sind. Der damalige Bürgermeister Dr.Dr.Dr. Heinrich Kofler hatte sich unter einer „Prominentengalerie“ natürlich etwas anderes vorgestellt. Ich aber wollte durch die Dokumentationsarbeit von Gesichtern mit Geschichten auf den Verlust von Dorf-Typen hinweisen. Die Prominentengalerie und Schriftwand mit den Vulgo-Namen verbindet die Absicht auf das vielfältige Zusammenwirken hinzuweisen.“ Manfred ist sich selber immer treu geblieben und hat seinen künstlerischen Weg konsequent verfolgt. Vom gesellschaftlichen Druck läßt er sich nicht beeindrucken. Er liebt das „kreative Blödeln“ mit seinen Weinfreunden oder Bocciakollegen, Kontraste, Gegensätze und eine „gesunde Reibung“ mit Gleichgesinnten.

 Peter Tscholl


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