Laas - Auf Einladung der Diskussionsplattform SkepTisch hielt Astrophysiker David Gruber im Laaser Josefshaus einen kurzweiligen Vortrag zum Thema „Die Kraft des Mondes“. Dabei wurden scharfe Grenzen zwischen Wissenschaft und Volksglauben gezogen.
von Maria Raffeiner
Die Macher von SkepTisch wollen die Diskussionskultur im Tal zu stärken. Ihrem Konzept treu, die Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm zu holen, luden sie zum 3. Mal zu einem Austausch. 2020 waren sie erstmals mit einer Veranstaltung zum Klimawandel aufgetreten, die viel Zuspruch bekam. Während der Lockdowns hatte das Forum ein digitales Gespräch mit Fachleuten rund um das Erkennen von Fakten/Fake News organisiert.
Um den Mond unter die Lupe zu nehmen, trat ein renommierter Redner auf. David Gruber aus Bozen war als Astrophysiker in der Forschung tätig, bevor er das Planetarium in Gummer leitete und die Stelle des Direktors am Naturmuseum in Bozen antrat. Für den Vortrag in Laas durchforstete er eine Reihe von Studien, die nicht immer die Schlüsse enthielten, die sich das Publikum erwartet hätte. Es ging so manches Licht auf. Zunächst erläuterte Gruber die Mondphasen, bedingt durch die Reflexion des Sonnenlichtes je nach Position. Eine Wirkung des Mondes auf die Erde gibt es, denn seine Anziehungskraft beeinflusst die Gezeiten. Ebbe und Flut sind das Ergebnis von physikalischen Kräften, die Druck ausüben. Wenn große Gewässer vom Einfluss des Mondes bewegt werden, lässt sich dieser Einfluss dann auch auf den Menschen übertragen, wo wir doch mehrheitlich aus Wasser bestehen? Nein, sagt Dr. Gruber. Das sei ein populärer Trugschluss, dafür seien wir zu klein. Auch der Kalterer See reiche nicht aus. Es brauche große Ozeane dafür. Gruber nahm das junge Publikum ein, komplexe Dinge mit Witz und Alltagsbildern zu erklären.
Bei Behauptungen über die Kraft des Mondes befragte er die Zuhörer:innen. Die Hände schnellten nach oben, wenn es um den Zeitpunkt des Friseurbesuchs oder den Zusammenhang von Schlaf und Mondzyklus ging. Und doch bleibt die Botschaft des Abends: Es lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht keine Begründung für diese Behauptungen herleiten. Der Zeitpunkt von Geburten oder der Menstruationszyklus hätten genauso wenig mit dem Mond zu tun, Operationen verliefen nicht erfolgreicher oder weniger ideal. Aus Sicht der Wissenschaft würden Pflanzen nicht schneller oder besser wachsen und das Wetter schlage nicht nach Mondphasen um. Aus astronomisch-physikalischer Warte habe der Mond all diese Einflüsse nicht.
Um die weit verbreiteten Meinungen zu widerlegen, zitierte Gruber Studien, verglich und erklärte die Ergebnisse. Wenn trotzdem einmal etwas zusammenfalle, sei das die statistische Korrelation, Zufälle seien immer möglich. Alles, was nicht wissenschaftlich untersuchbar sei, gehöre in das „Reich der Legenden“. Er verwies zudem auf die Gefahr, dass sich rund um den Mond einiges gut vermarkten lasse. Noch eine Botschaft: Wir nehmen nach dem Selektionseffekt wahr. Es kann also sein, dass wir öfters schlecht schlafen, es bleibt uns aber tiefer im Gedächtnis, wenn wir den Mond deutlich sehen. Aha, Vollmond. Und schon sei dem Mond und seiner imposanten Erscheinung eine kausale Wirkung zugewiesen. Den Neumond sehen wir nicht, so machen wir ihn auch nicht verantwortlich und vergessen schnell wieder. Im Leben würden wir uns eben lieber an die Treffer als an die Nieten erinnern, nahm Gruber die Andichtungen mit Humor.
SkepTisch spricht die Vinschger:innen an und macht sie mit jedem Auftritt näher mit dem wissenschaftlichen Argumentieren vertraut. Wer den Mond-Abend nachsehen möchte, findet ein Video auf der Facebookseite von SkepTisch.
Kolping im Vinschgau - Adolph Kolping ist kein Politiker. Äußert er sich in seiner Korrespondenz oder in Ansprachen zu Politik als Mittel der Willensbildung, bleibt sein Urteil sogar ausgesprochen kühl. Ungeachtet dessen ist er zweifellos ein politischer Mensch, sowohl innerhalb der Kirche wie außerhalb. Kolping war im Wortsinn ein Kümmerer für die Gesellen seiner Zeit. Sind wir es heute für „unsere“ Mitglieder und Anvertrauten?
Kolping TAT etwas für seine Gesellen, er redete nicht nur. Dieses Kolping- Gen durchzieht die Verbandsgeschichte auf internationaler und örtlicher Ebene und wirkt bis in unsere Tage hinein. Dabei spielt es keine Rolle, ob durch die Hilfe für andere in der Öffentlichkeit große Meriten zu erwerben sind. Oft passiert vieles eher im Verborgenen, was es nicht minder wertvoll macht. Entscheidend ist, dass Möglichkeiten zur Mitwirkung auch genutzt werden. So kann oft auf dem vielbeschworenen kleinen Dienstweg etwas erreicht werden und die Palette ist vielfältig, wo Kolpingmitglieder mit ihrer Expertise, mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Kolping wollte seine Gesellen als tüchtige Staatsbürger sehen und sie animieren politische Verantwortung zu übernehmen, wenn dies ihnen damals auch oft verwehrt blieb. Wie ist es heute? Uns wäre es heute möglich: tun wir es? Letzten Endes setzt wohl nur unser Terminkalender dem eine Grenze.
Kolping bewegte sich immer in einer besonderen Nähe zur Politik, als sich für das Allgemeinwohl einsetzender Mensch. Dieser Auftrag gilt auch heute!
Otto von Dellemann
Als Apotheker in Prad hat sich Hartmann Köfler über drei Jahrzehnte in den Dienst der Menschen gestellt. Er sah es als eine wichtige Aufgabe an, den Kundinnen und Kunden zu helfen wann immer er konnte. Im vergangenen Juli hat er die Apotheke an seine Nachfolgerin übergeben.
von Magdalena Dietl Sapelza
Der Geruch aus der Apotheke faszinierte ihn jedes Mal wenn er einst auf seinem Schulweg in Mals daran vorbeiging. Interessiert beobachtete er das Hantieren des Apothekers mit Dosen und Fläschchen. Das Ganze barg etwas Geheimnisvolles. Dass er selbst einmal als Apotheker von diesem Geruch umgeben sein würde, konnte er sich damals nicht vorstellen. Hartmann wuchs mit vier Geschwistern im „Gasthof Sonne“ in Mals auf. Seine halbseitige spastische Lähmung beeinträchtigte ihn von klein auf. Sein Vater betrieb einen Weinhandel und nahm ihn oft ins Oberland mit, wo er Fässer auslieferte. „I bin togweis afn Traktor ghuckt“, meint er. „Selm bin i an beschtn aufghebt gwesn“. In der Volksschule förderte ihn sein Lehrer Robert Winkler und bereitete ihn auf die Latein-Mittelschule vor. „Viele hobm selm norr fa miar ogschriebm“, schmunzelt er. Als pubertierender Jugendlicher litt er ganz besonders unter seiner Beeinträchtigung. Er konnte mit anderen nicht mithalten zum Beispiel beim Sport. Nach der Pflichtschule war der Besuch einer Oberschule für ihn die einzige Option, denn ein praktischer Beruf kam nicht in Frage. Er entschied sich für das klassische Gymnasium-Lyzeum in Meran. Im Heim am Rennweg sorgte Pater Matthias Strobl für Hartmanns gute Integration. „Di Heimzeit hon i positiv in Erinnerung“, meint er. Er fühlte sich beschützt, wurde selbstbewusster und überzeugte mit guten Noten.
„I hon glearnt zu kämpfn“, meint er. Neben literarischen Fächern interessierte er sich besonders für Naturwissenschaft und Chemie. „Di Professorin Ina Schenk hot mi begeistert“, betont er. Sie vermittelte ihm ein Grundwissen für sein späteres Pharmaziestudium in Florenz. Die Stadt am Arno hatte Hartmann bewusst gewählt. „I hon in a scheaner Stodt studiern gwellt, mit viel Geschichte unt Kunst“, erklärt er. Bei der Anmeldung überlegte er noch, welche Studienrichtung er einschlagen sollte, denn auch den klassischen Fächern war er nicht abgeneigt. Als er dann am Schalter für „Lettere“ die große Warteschlange sah, entschied er sich für den Pharmazie-Schalter, vor dem nur drei Leute warteten. „I hon di Chance, dia sich miar boutn hot, ergriffen“, betont er. Er schloss sein Studium im Frühjahr 1975 ab. Nachdem seine Promotion veröffentlicht worden war, erhielt er ein Arbeitsangebot aus einer großen Bozner Apotheke. „I hon mi selm geschmeichelt gfühlt“, sagt er. Er nahm die Stelle an und erwartete sich, man würde ihn in die Berufswelt einführen. Doch er wurde enttäuscht. „Für miar isch olz viel zu kommerziell ogloffen.“ Bereits nach einem Monat kehrte er nach Mals zurück. Dort suchte der Mittelschuldirektor Paul Thöni verzweifelt nach Lehrern. Hartmann ließ sich von ihm überreden und nahm eine Supplenzstelle in Mathematik an. „Deis Johr hot mi bereichert“, meint er. Viele Feiern in Lehrerkreisen würzte er mit seinem spitzbübischen Humor. Dass er nicht im Schuldienst bleiben würde, wusste er. Nach einem Bewerbungsgespräch bei einem Pharmakonzern im nebelverhangenen Mailand, das er in schlechter Erinnerung hat, stellte er sich beim Malser Apotheker Siegfried Fragner Unterpertinger vor. Obwohl dieser keinen Apotheker brauchte, lud er Hartmann ein, sich mit ihm auszutauschen. „I hon selm gonz viel learnen kennt“, betont er. Eine Anstellung erhielt er dann 1976 in der Apotheke in Schlanders. 1979 erklärte er sich bereit, die Apotheke in Prad zu eröffnen. Die Bevölkerung dort hatte schon lange darauf gewartete. Privat fand Hartmann sein Glück mit der fünf Jahre jüngeren Birgit Wacker aus dem Sauerland. Auf einer Hochzeit in Mals hatte er sie kennengelernt. Sie war die Freundin der Braut. Die beiden jungen Frauen waren einst Mitglieder einer Feriengruppe im Haus Gasser gewesen. Bei gegenseitigen Besuchen kamen sich Birgit und Hartmann näher. 1985 läuteten die Hochzeitsglocken. Das Paar bezog sein neues Heim und wurde Eltern zweier Töchter.
Seine Arbeit in der Apotheke führte Hartmann sehr gewissenhaft aus. „Wichtig isch miar olm gwesn den Leuten zu helfn“, unterstreicht er. „Sel hon i über s‘ Gschäftliche gstellt.“ Seine Frau unterstützte ihn. Sein Arbeitstag umfasste täglich bis zu 10 Stunden. Für seine Hobbys dem Kartenspiel, dem Wandern und dem Radfahren blieb ihm wenig Zeit. Das hat sich nun geändert.
Am 1. Juli 2021 hat er die Apotheke an seine Nachfolgerin Patrizia Köllemann übergeben.
„I bin iatz erleichtert den Schritt gmocht zu hobm“, bekräftigt er. Er hilft nur noch drei- bis viermal einen halben Tag lang in der Apotheke aus. „Deis isch guat zun Ogwöhnen“, lacht er. Irgendwann will er sich dann ganz ins Privatleben zurückziehen und den Ruhestand genießen. Der Geruch der Apotheke wird ihm wohl immer faszinierend in Erinnerung bleiben.
Aus dem Gerichtssaal - Der Hinterburghof in Tschengls-Berg ist heute ein stattliches Anwesen. Man merkt ihm nicht an, dass hier in der Vergangenheit 3 Familien ihr kärgliches Auskommen finden mussten. Und schon gar nicht, dass er im fernen Jahr 1867 Schauplatz einer grausigen Bluttat war. Doch nun die traurige Geschichte der Reihe nach: Auf Hinterburg lebte um diese Zeit auch Anna Stieger, 56 Jahre alt, Analphabetin, Mutter von 6 Kindern, Witwe des 1864 verstorbenen Sebastian Wielander, mit ihrem ältesten Sohn Johann und der Tochter Klara. Als diese vom Hofe fortzog, legte die Mutter ihrem Sohn nahe, sich eine Frau zu suchen. Die war auch bald in der 37 Jahre alten Ursula Wolf aus Tschengls gefunden, die daraufhin mit ihrer 8 Jahre alten unehelichen Tochter einzog. Ihren ¼-Anteil am Hof hatte die Mutter vorher unter den üblichen Auflagen (Ausgedinge, Unterkunft und Verpflegung) auf den Sohn übertragen. Die Hochzeit fand um Lichtmess 1867 statt. An dieser nahm die Mutter nicht teil. Noch am Abend des gleichen Tages verließ sie Hinterburg, um eine Stelle bei einem Bauern in Kastelbell anzutreten. Das dürfte aber auch nicht „das Wahre“ gewesen sein, denn schon nach ein paar Wochen kehrte die Mutter wieder zu ihrem Sohn und der Schwiegertochter zurück. Das Verhältnis zwischen den beiden Frauen scheint sich immer mehr verschlechtert zu haben. Es entlud sich unter den auf engstem Raum zusammenlebenden Menschen in Gehässigkeiten wie diesen: Die Schwiegertochter versperrte der Schwiegermutter das Brot und beklagte sich bei ihr: „Es isch nix im Haus, lei a Kuh und kein Tuch, wir müssen bald alle lottern gehen.“ Außerdem machten ihr die weichenden Kinder Vorwürfe, dass sie selbst vom „Hoamat“ vertrieben worden waren. Diesem ständigen Druck hielt die Frau nicht stand. Er entlud sich im Juni 1867 im Entschluss, die Schwiegertochter aus dem Weg zu räumen. Sie streute ihr Mausgift zuerst in die Pfanne mit den Nocken und am nächsten Tag in den Teller mit der Suppe. Und als diese „Beigaben“ zwar zum Abortus eines 12 Wochen alten Fötus, nicht aber zum Tod führten, versetzte ihr die Schwiegermutter mit dem Dreschflegel auch noch zwei Schläge auf den Kopf.
Vier Monate später fand vor dem Schwurgericht in Bozen der Prozess gegen Anna Stieger statt. Der Staatsanwalt ging hart mit ihr ins Gericht. Er geißelte vor allem die Kaltblütigkeit und die Hinterlist, mit der der Mordvorsatz ausgeführt worden war. Auch unterließ er es nicht, auf das „schlampige“ Verhältnis der Angeklagten zur Religion hinzuweisen: Diese habe in ihrem Herzen nie Wurzeln geschlagen, die Kirche besuchte sie, weil es so der Brauch ist, zur Beichte ging sie nur wegen des „Zettels“, die Sakramente habe sie immer „schlenderisch“ empfangen. All diese Umstände veranlassten den Öffentlichen Ankläger, die Todesstrafe zu fordern. Spätestens nach diesen Anträgen des Staatsanwalts musste für den Verteidiger klar sein, dass es um Kopf und Kragen ging. „Verteidigung ist Kampf, Kampf um die Rechte des Beschuldigten.“ Diesen Satz aus dem „Taschenbuch des Strafverteidigers“, zitiert in von Schirachs „Schuld“, dürfte der Verteidiger nicht gekannt haben. Seine Ausführungen bestanden nämlich, was man dazu aus den Quellen erfährt, nur aus juristischen Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien. Die wirtschaftlichen Hintergründe der Bluttat und der Geisteszustand der Täterin blieben dabei weitgehend unerwähnt. Denn die drei Familien, die damals auf dem Hinterburghof beheimatet waren, müssen in extremster Armut und auf engstem Raum neben-, über- und untereinander gelebt haben. Nachdem, wie es scheint, die Familie der Täterin eine einzige Kuh ihr eigen nennen konnte, lässt sich ausrechnen, dass der Schmalhans ständig Regie führte. Und wenn dann die angeheiratete Schwiegertochter diese Armut auch noch zum Gegenstand von andauernden Vorhaltungen machte, dann hätte das auch robustere Personen als die Angeklagte aus der Fassung bringen können, um deren Geisteszustand es ohnehin nicht zum Besten bestellt sein konnte. Das jedenfalls war schon aus ihrem Verhalten nach der Tat erkennbar, als sie angab, in der Kammer der Schwiegertochter Teufel, Ungeziefer, allerhand Geister und auch eine Schlange gesehen zu haben, weshalb sie mit der „Drischel“ wild um sich geschlagen habe. Auch ihre ganze Umgebung war nach der Tat überzeugt, sie müsse „besessen und wahnsinnig“ geworden sein.Trotz dieser offenbaren Zweifel an ihrer Zurechnungsfähigkeit wurde Anna Stieger vom Schwurgericht zum Tode verurteilt. Sie erhängte sich in der Gefängniszelle.
Peter Tappeiner, Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it
„Angezapfte“ Quellen:
- Schulmeister a. D. Herbert Raffeiner Tschengls;
- Südtiroler Haus-Kalender 1987, S. 115-124.
Naturns - Der Burggräflerplatz in Naturns, gegenüber der Bibliothek, wird von den Naturnsern mehr gemieden als geliebt. Seit der Neugestaltung durch den Architekten Karl Spitaler, selig, im Auftrag des damaligen Gemeindereferenten Andreas Heidegger, hat sich diese Distanz nicht geändert. Bei der durchaus beklatschten Einweihung im fernen August des Jahres 2004 stellte sich der streitbare Karl Spitaler eine Art „Gastgartenathmosphäre“ auf unversiegeltem Boden vor. Die Kritik blieb nicht aus und prasselte wenige Monate später heftig von Seiten des Heimatpflegevereines und von Naturnser Bürger:innen. Trotzdem: der Platz blieb, die damals gepflanzten Bäume sind gewachsen. Einzig die in Naturns als das „längstes Pissoir des Landes“ verspottete Wassermauer ist stillgelegt und die Steinwand, über die das Wasser geronnen ist, damit algenbefreit. Die Naturnser sind geduldig und haben die Gestaltung des Burggräflerplatzes jahrelang einfach ertragen. Nun kommt langsam Bewegung in die Sache: Vor einem Jahr, zum Tag der Bildungsausschüsse und unter der Schirmherrschaft des Bildungsausschusses Naturns haben Studenten der Uni Bozen von der Fakultät Design Wünsche und Anregungen aus der Bevölkerung gesammelt, mit Interviews ergänzt und ein „Manuale“ erarbeitet, wie der Burggräflerplatz künftig ausschauen und genutzt werden könnte. Begleitet wurden die Studenten von einer Arbeitsgruppe um Peter Erlacher, Wally Alber, Hartmann und VizeBM Michl Ganthaler, welche aus der Vision 2030 plus herausgewachsen ist. Das „Manuale“ sei, so die Präsidentin des BA Astrid Pichler und der Leiter der Arbeitsgruppe Peter Erlacher, in der Gemeinde hinterlegt und der Gemeinderat solle „was draus machen“ und einen Techniker mit der Planung beauftragen. Erlacher wünscht sich, dass die Studenten den Prozess in der Kommunikation noch begleiten sollten. Pichler hat die Vorstellung des Zwischenschrittes am 23. September 2021 auf dem Burggräflerplatz moderiert und das Trio Kom hat die Veranstaltung musikalisch umrahmt. Gekommen sind an einer Umgestaltung Interessierte, der aktuelle BM Zeno Christanell und der vorvorherige BM Walter Weiss. (eb)
Prad/Stilfs/Schluderns - Bei einer Pressekonferenz in Prad wurde am
30. September der Grundstein zweier Projekte für Senioren der Gemeinden Stilfs, Prad und Schluderns gelegt und von den drei Bürgermeistern unterschrieben. Vorgestellt wurde der Neubau des Seniorenwohn- und Pflegeheimes in Schluderns und das Pilotprojekt Betreutes Wohnen Plus in Prad.
von Heinrich Zoderer
Von allen Redner:innen wurde die übergemeindliche Zusammenarbeit zwischen Prad, Stilfs und Schluderns betont, aber auch die enge Abstimmung mit der Bezirksgemeinschaft und der Landesregierung. Deshalb waren nicht nur die drei Bürgermeister, zwei ex Bürgermeister und mehrere Gemeindereferent:innen anwesend, sondern auch Sibille Tschenett, die Direktorin des Altersheimes von Schluderns, Walburg Wielander, die Bereichsleiterin für Altenbetreuung und Pflege in der Bezirksgemeinschaft und die LH-Stellvertreterin Waltraud Deeg. Wie Heiko Hauser, der BM von Schluderns ausführte, sollen durch den Neubau des Altersheimes in Schluderns insgesamt 50 Einzelbettzimmer mit Bad errichtet werden. Rafael Alber, der BM von Prad erläuterte, dass in Prad ein Zubau an der bestehenden Wohngemeinschaft St. Antonius mit 16 Einzelzimmern geplant ist. Damit gibt es in Zukunft in Prad 22 Wohneinheiten für das betreute Wohnen und sieben Wohnungen für das begleitete Wohnen. Während das Ausführungsprojekt in Schluderns schon steht und rund 15 Mill. Euro kosten wird, ist in Prad erst ein Vorprojekt erstellt worden. Beide Projekte will man in rund fünf Jahren abschließen. Da die Überalterung zunimmt, braucht es neben Altersheim, Hauspflege, Tagespflegeheim und begleitetes betreutes Wohnen neue Formen der Seniorenbetreuung. In Prad wurde bereits von der alten Gemeindeverwaltung unter BM Karl Bernhart und dem zuständigen Referenten Udo Thoma darauf hingearbeitet, eine 24-Stundenbetreuung auf die Beine zu stellen. Mit diesen Vorarbeiten ist es nun gelungen ein entsprechendes Pilotprojekt zu erstellen, das auch von der Landesregierung abgesegnet wurde. Michaela Platzer, die Vizebürgermeisterin von Prad, stellte das Pilotprojekt vor. Mit dem Projekt „Betreutes Wohnen Plus“ will man die Selbständigkeit der Senioren so lange wie möglich erhalten, ihnen aber auch die notwendige Sicherheit geben. Die 24-Stunden-Betreuung an 365 Tagen im Jahr wird in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst Weißes Kreuz organisiert. Eine Person des Weißen Kreuzes übernachtet im Haus. Es ist aber kein Nachtdienst, sondern eine Nachtwache. Außerdem soll durch hochentwickelte mechanische, technologische Hilfsmittel die Sicherheit erhöht und die Autonomie gestärkt werden. Die Landesrätin Waltraud Deeg zeigte sich erfreut über die beiden Projekte und lobte die Zusammenarbeit der drei Gemeinden.
Der Bahnexperte Massimo Giudice (Bildmitte) aus Tirano besuchte kürzlich mit zwei Freunden den Erlebnisbahnhof in Naturns. Der Präsident des Vereins Freunde der Eisenbahn zeigte diesen die gesamte Anlage. Giudice sagte: „ In Italien gebe es keinen anderen so schönen Bahnhof für Kinder, wie in Staben, Naturns. Auch interessierte er sich für die Geschichte des alten Bahnhofes Schnalsthal. Er staunte, dass noch das alte Restaurant steht, wo der hohe Adel vor dem ersten Weltkrieg, nach der Fahrt mit dem Dampfzug von Meran, Kaffee getrunken hat.
Kontinuität. Kaschlin oberhalb von Stilfs, Ganglegg oberhalb von Schluderns oder Rossladum oberhalb von Kortsch... sind Siedlungen mit 1000jähriger Geschichte. Vielleicht 100 Generationen von Menschen waren hier sesshaft. Die Sache ist faszinierend.
Foto und Text: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it
Vergessener Tunnel der Reschenbahn wiederentdeckt
Im Oberen Gericht fand gestern ein Lokalaugenschein für die mögliche Streckenführung der Reschenbahn statt. Anhand der historischen Baupläne wurden jene Streckenabschnitte gesucht und dokumentiert, die bereits errichtet wurden und für einen Neubau verwendet werden könnten. Dabei wurde ein völlig vergessener Eisenbahntunnel wiederentdeckt, der auf den Bauplänen von 1918 zwar verzeichnet ist, von dem aber niemand mehr wußte, ob er überhaupt gebaut wurde, da die Zugänge zugemauert bzw. verschüttet waren und somit von außen nicht mehr ersichtlich sind.
Zwischen April und November 1918 fanden im Oberen Gericht umfangreiche Bauarbeiten für die Reschenbahn von Landeck nach Mals statt. An mehreren Abschnitten wurde mit über 5.000 Arbeitern gleichzeitig gebaut und somit innerhalb kürzester Zeit große Teile der Bahnstrecke bis Tösens errichtet. Auf diesem Abschnitt sind sechs Eisenbahntunnels eingeplant, von denen heute aber nur mehr drei ersichtlich und somit bekannt sind. Einige vergilbte Photos und Rechnungen im Verkehrsarchiv in Wien lassen aber darauf schließen, dass alle sechs Tunnels bereits im Rohbau errichtet wurden. Kurz vor der Pontlatzer Brücke ist in einem Felsmassiv zwischen der Runserau und dem Inn ein 200 Meter langer Tunnel in den alten Plänen eingezeichnet. Nach intensiver Suche wurde gestern im völlig unwegsamen Gelände am Inn das zugemauerte Südportal dieses „Runserau-Tunnels“ gefunden und somit ein weiterer Tunnel der Reschenbahn wiederentdeckt. Die anschließende Besichtigung des Tunnels, den wohl seit 1918 niemand mehr betreten hat, hat ergeben, dass die Durchbrucharbeiten bereits von beiden Seiten vollendet wurden. Der Tunnel befindet sich in einem sehr guten Zustand und im Inneren wurde sogar schon mit dem Durchbruch des First- und Sohlestollens begonnen. Die Wiederauffindung des Runserau-Tunnels ist nicht nur historisch eine spannende Entdeckung, sondern auch für die aktuellen Pläne zum Bau der Reschenbahn von großer Bedeutung, da die bereits gebauten Abschnitte für den Neubau verwendet werden können. Dies spart Zeit und sehr viel Geld.
Sobald die Dokumentation aller vorhandenen Bauwerke abgeschlossen ist, werden die Ergebnisse den Gemeinden und dem Land präsentiert, um sich in der Folge auf eine definitive Streckenführung zu einigen, damit der Bau der Reschenbahn so bald als möglich beginnen kann.
L.-Abg. Sven Knoll,
Süd-Tiroler Freiheit
Wer wünscht sich nicht eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur steht…?
Die Produktion von gesunden, gentechnikfreien und mittelfristig rückstandsfreien Lebensmitteln muss oberste Priorität haben. Der Umstieg ist für den Großteil der Südtiroler Bevölkerung sehr wichtig, er soll durch gezielte Förderungen erleichtert werden, und nicht durch Zwangsmaßnahmen.
Die wirtschaftliche Lage aller landwirtschaftlichen Betriebe ist zu sichern - unabhängig ob integrierte oder biologische Anbauweise. So sollte die landwirtschaftliche Versuchsanstalt Laimburg endlich verstärkt in die Resistenzzüchtung und integrierte bzw. ökologische Landwirtschaft forschen.
Meine persönliche Meinung zu:
In der öffentlichen Diskussion führt die vermehrte Verwendung von chemischen Begriffen in Zusammenhang mit Lebensmitteln zu negativen Assoziationen und Abwehrreflexen von den Produzenten und auch Konsumenten.
Im Schlepptau fühlen sich die Verbraucher- und Umweltschutz- Zuständigen in Politik (Landwirtschaft und Tourismus) und Behörden (Gemeinden und „Umweltinstitute“) sowie Verbände (SBB – HGV) zum Handeln oder Mitkommentieren gedrängt – unabhängig von einer nüchternen Abwägung der tatsächlichen Sachlage.
Der technologische Fortschritt infolge des Messens immer kleinerer Zahlen und Werte erweckt das Gefühl einer immer größeren Bedrohung ausgesetzt zu sein.
Wo irgend ein Rückstand oder eine Zahl vorgefunden wird, da ist auch ein vermeintlicher Grund! Eine Analyse der wirklichen korrekten Situation und dazu eine tragfähige Abwägung finden nicht ausreichend statt. Schlussendlich ist eine weitere Folge, dass unsere großteils ehrlichen Bauern, kleine sowie mittelständische landwirtschaftliche Unternehmen, mit den ständig wechselnden Kontaminationsproblemen und mit den dadurch verursachten bürokratischen und ökonomischen Konsequenzen überfordert sind. Die auch oft angezweifelte Glaubwürdigkeit der durchgeführten Messungen, seien es diese von einem „ausländischen Umweltinstitut“ – oder auch die vom Land Südtirol, sollten zur Wahrheitsfindung an vier oder fünf Messstationen in Südtirol, in gegenseitigem Vertrauen und Respekt, einvernehmlich und identisch wiederholt werden.
Schlussendlich ist jeder Grundbesitzer selbst rechtlich verantwortlich, was er mit seinem Grund erwirtschaftet und wie er ihn bearbeitet….
Wegmann Erwin - Schluderns
Di olt Kuch in Mundart
A Heart, a Tisch, a Koschtn in dr Nisch,
a Holzkischt, di Kondlan mit Wosser,
van Dorfbrunn drnebm,
ban Brunn hots oft, a Ratscharle gebm.
Inzwischn isch dr Prei vrsotn,
s‘ Greascht ounbrennt,
bolzana ingfolln isch, du dia Weibr sein grennt.
Innan Egg, a inngmaurtr Kessl
Für dr groaß Wasch,
gschtotn Waschpulvr, a Laug, mit Wossr und Asch.
In Kuch hotma haifi Sochn
aff Neigl, odr aff an Droht afkongan,
grod a sou, um olls leicht zu drlongan.
Fir di Pfonnen ban an Brett,
an Schlitz ingschnittn,
lei oani folsch drauf, sell hobm di Frauan it drlittn.
Di Köllalan affan Droht,
noch Greaß und Längan,
a dia hobm genau gmiast hängan.
Di groaß Köll affn Heartstangl,
gleim nebm Wossrwandl.
Schisslan und Tallar,
aff dr Schisslroum,
Hafn und Scholn, hotma in Koschtn innitoun.
Firn Bochoufn, armlongi Scheitr kliabm
und durchn Stubabalchal,
hot ma kennt s´ Essn
und di Broatfleckn durchschiabm.
Di Jungi hobm an zweitn Koschtn gmocht,
der hot a Problem mit sich brocht,
dös Zuig wos af dr Maur gwesn,
schun ba dr vourdr Generation,
hot di Schwigrtochtr iaz, in di Trichlan innitoun.
Di olt Muatr konn dös it vrstean,
obr in Friedn z`liab,
lotzis, in dein nuian Koschtn innitean.
Angerer Anton, Schlinig
Nachhaltigkeit als Wahlparole – eine Seifenblase im Wind?
Bei der SVP-Veranstaltung in Glurns wurde gerne das Wort „Nachhaltigkeit“ verwendet. Kandidat Armin Bertagnolli predigte ständig das Wort „Nachhaltigkeit“, auch im Zusammenhang mit Bodennutzung, Luft, Wasser, usw.... Sehr verwunderlich, denn er führt seinen Betrieb in intensivster Weise, z.B. durch Bodenausnutzung, Überdüngung mit Gülle, unzählig viele Gras- und Maisballen, die durch Umwickeln mit Nylonfolien haltbar gemacht werden. Diese werden an seinem Hof und direkt an der Malser Straße gelagert und beeinträchtigen das Ortseingangsbild, verursachen auch Geruchsbelästigung und sehr viel Müll. Wäre es nicht besser, erst von Nachhaltigkeit zu sprechen, sobald die Betriebsführung diesem Wahlslogan entspricht und umgesetzt wird? Es ist ein Widerspruch: Weihwasser zu predigen und Wein zu trinken.
Dein Nachbar Sprenger Boris
Kastelbell/Tschars - Dass die Ratssitzung am 23. September in Kastelbell mit 10-minütiger Verspätung begann, hat auch mit einem Tagesordnungsantrag der Opposition zu tun. Man wusste nicht, wie umgehen damit. Erst am Ende der Sitzung nahm BM Gustav Tappeiner „zur Kenntnis, was sui geschrieben haben“. Die Diskussion kam nach der Jahresabschlussrechnung, nach dem Beschluss über die Ncihterstellung des konsolidierten Haushaltes, nach der Sicherung des Gleichgewichtes und der Genehmigung der Änderung des Landschaftsplanes und nach der Genehmigung für die 2. Ausschreibung der Stelle eines Gemeindesekretär:in. Das Freie Bündnis Kastelbell-Tschars schickte im Antrag voraus, dass Verzögerungen der Verwaltung eingetreten seien, dass erst zwei reguläre Ratssitzung im Jahr 2021 einberufen und dass Versprechungen nicht eingehalten worden seien. Benajmin Pixner, Benjamin Zwick und Michl Niedermair mahnten an, dass der zuständige Gemeindereferent Manfred Prantl endlich die Verkehrskommisssion einberufen möge, was schon längst versprochen sei. Der letzte Mobilitätsreferent habe nix getan, ob auch der heutige nix tun wird, war die spitze Formulierung aus den Reihen der Opposition. Die Parkraumbewirtschaftung, gab selbst der BM zu, sei versandet, weil die Unterlagen gefehlt hätten. Vor allem der Verkehrsknotenpunkt an der Tscharser Kreuzung. Über einen Kreisverkehr in Tschars sei in der Arbeitsgruppe Mobilität in der vergangenen Legislatur gesprochen worden, alles sei versandet. Elisabeth Tappeiner mahnte an, dass in Tschars unbedingt etwas passieren müsse. Sie sei bereit mitzuarbeiten. Georg Ausserer wollte hingegen nicht mehr mitmachen, „weil nix passiert.“ BM Tappeiner ließ verlauten, dass eine Lösung an der Tscharser Kreuzung in der programmatischen Erklärung drinnen stehe. Die Ampelregelung an der Kreuzung halte er für überholt. Tappeiner setzte ad hoc die Arbeitsgruppe Mobilität ein ohne Namen zu nennen. Der zuständige Referent Manfred Prantl fühlte sich vom BM beinahe im Stich gelassen und wies darauf hin, dass sich der Amtsdirektor Stephan Bauer gegen jeden Handstreich an der Tscharser Kreuzung wehre. Prantl habe immerhin durchgesetzt, dass die Grün-Phase vom Kesslwirt kommend während der Klauberzeit länger sei. Zudem sei man von den Landesräten, die vor den Wahlen allerhand versprochen hätten, im Stich gelassen worden. Vor allem Landesrat Alfreider habe nichts vom Versprochenen gehalten. Auch der VizeBM Thomas Plack meldete sich zur Mitarbeit, mit dem Vorbehalt, dass „von heute auf morgen“ nichts gehe. Alle von der Opposition angeführten Punkte sollen bei der Gemeinderatssitzung am 12. Oktober behandelt werdern. (eb)