Dienstag, 09 Dezember 2014 00:00

Einsame Spiele

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von Ludwig Fabi

Spielen birgt eine Faszination, von der viele Menschen gefesselt sind und das schon seit Menschengedenken. Die Spielarten haben sich im Rahmen der gesellschaftliche Entwicklungen gewandelt: Waren es früher vor allem Würfel- und Kartenspiele, bei denen manchmal auch um „Haus und Hof“ gespielt wurde, so sind es heute „Gratta e Vinci“, „Slot-Geräte“, „Onlineglücksspiele“ und viele andere Angebote mehr, die das vermeintliche „schnelle Geld“ versprechen.

Da die Zahl der Personen, die dabei die Kontrolle über das Spiel verlieren, stetig steigt, bietet die Caritas-Beratungsstelle in Schlanders als einzige Beratungsstelle im Vinschgau in Zusammenarbeit mit landesweiten Akteuren für betroffene Spieler, Spielerinnen und Angehörige Unterstützung und Begleitung an.

Sogar der Tod ließ sich beim „Der Brandner Kaspar“, einer Erzählung aus dem 19. Jh., mit einem „Spielchen“ verführen und so konnte der Brandner Kaspar durch ein gewonnenes Spiel ein wenig „Schicksal spielen“. Letztendlich stand er aber schon vor Beginn des Spieles als Verlierer fest und zahlte später einen hohen Preis. So ähnlich verhält es sich auch mit dem Glücksspiel. Sich der Illusion hinzugeben, das Glück im Griff zu haben, ist ein gefährliches Spiel und mündet oft im finanziellen Ruin und führt zu familiärer und gesellschaftlicher Isolation. In Südtirol ist das Glücksspiel weit verbreitet. Laut offizieller Statistik geht man von einen Betrag von 1.400 € aus, welcher für verschiedene Glücksspiele pro Jahr und pro Einwohner (Kinder und Greise eingerechnet) ausgegeben wird. Welche Umstände begünstigen aber den Unterschied vom sozial unproblematischen „Glücks-spielen“, bei dem Spaß, Gesellschaft und Freizeitgestaltung im Mittelpunkt stehen, hin zum unkontrollierten Spielverhalten, bei dem Spielexzesse, Verschuldung und Kriminalität die Oberhand gewinnen? Der Psychotherapeut Oskar Giovanelli betreut bei der Caritas-Beratungsstelle in Schlanders Personen mit Spielsucht. Laut seinen Erfahrungen ist vor allem eine emotionale innere Leere ein guter Nährboden dafür, im exzessiven Spielverhalten einen Ausweg bzw. ein Ausweichmanöver daraus zu suchen. Spielen und Gewinnen gleichen diesen Zustand aus, ermöglichen emotionale Hochgefühle, welche ansonsten nicht erlebt werden. Zudem ist Spielen ja im Grunde nichts Illegales und anonym und im Onlinespiel selbst das Geld nur virtuell. Daher sind der therapeutische Schlüssel die Emotionen, welche zur Spielsucht führen. Hier setzt dann die Therapie an, nachdem eine Abklärung der Finanz- und Schuldensituation durchgeführt wurde und die Einstellung des problematischen Spielverhaltens erfolgte.

Was sind Zeichen für ein problematisches Spiel-Verhalten?
Verlust der Kontrolle über Ausmaß und Nutzung; Desinteresse am sozialen Umfeld;  Nachlassen von Freizeitinteressen; Leistungsrückgang (Schule, Beruf, Hobbies); Müdigkeit (chronischer Schlafmangel); Aggressivität; Nervosität bei verhindertem Konsum; sozialer Rückzug; Vernachlässigen der realen Beziehungen

Wie kann man einem problematischen Spiel-Verhalten vorbeugen?
Vor dem Spielen ein Geldlimit und Zeitlimit setzen, an das man sich strickt hält;
bei Stress, Depression oder starker Belastung nicht spielen; Spielen ist keine Geldbeschaffungsmöglichkeit;
Verlorenes Geld nicht durch erneutes Spielen „zurückgewinnen“; nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder Medikamenten spielen.

Caritas-Beratungs-stelle Schlanders
Öffnungszeiten Büro Schlanders - Widum:
Mo. bis Do. von 09.00 – 12.00 Uhr und 14.00 – 17.00 Uhr
Fr. von 09.-12.00 Uhr  - Im Sprengel Mals und Naturns nach Vereinbarung
Tel. 0473 621237
E-Mail: psb@caritas.bz.it

Tipp:
www.aktion-spielsucht.it Netzwerk Spielsucht, südtirol-weite Plattform mit weiteren Informationen und einen „Online-Selbsttest“ über das persönliche Spielverhalten

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