Donnerstag, 12 Oktober 2006 09:26

Ich bin radioaktiv

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Zu Beginn der 90iger stand ich auf einem Atomreaktor, im Atominstitut der österreichsichen Universitäten - mitten in Wien - auf dem Forschungsreaktor TIGA Mark II. Mein Studium hatte mich dorthin geführt - und zwar lockte eine Messmethode, die es gestattet, einzelne Elemente quantitativ in Proben zu bestimmen. Neutronenaktivierungsanalyse (NAA) heißt diese Methode. Die Ironie wollte es so, dass meine Arbeit etwas mit Tschernobyl zu tun hatte und in der Untersuchung von Pilzen bestand. Dieses verdammte Caesium 137 spielte dabei eine Rolle.
Dieses 137Caesium spielt heute noch eine Rolle. Auch bei uns. 25 Jahre nach Tschernobyl ist es immer noch da, weil es eine Halbwertszeit von 30,17 Jahren hat. Das heißt, nach rund 30 Jahren ist die Hälfte der Ursprungskonzentration immer noch da. In der Natur gibt es dieses 137Caesium eigentlich nicht. Es wird gemacht - es entsteht bei einer Kernspaltung - in einem Atomreaktor etwa.
Ich erinnere mich an die damalige Diskussion rund um die Atomkraft: Damals ging es vordergründig darum, was man noch essen kann und was nicht. Pilze, vor allem den Steinpilz, hieß es, solle man meiden - zumindest nicht in rauhen Mengen essen. Die Milch, das Wildfleisch, der Salat: in einigen Landstrichen war ein Essverbot ausgeprochen - ist es teilweise heute noch.
Die Diskussion damals: Der Kernreaktor in Tschernobyl war ein russischer, ein schlecht gebauter, ganz miese Qualität, - Graphit-moderiert - schlechter geht’s kaum. Ein solches Unglück kann im Westen gar nicht vorkommen. Und nun fliegen Reaktoren in Japan in die Luft. Eines ist sicher: Dem 137Caesium - als radioaktives Beispiel - ist es egal, in welchem Reaktor es entsteht. Auch deshalb gehören sämtliche Atomreaktoren sofort abgeschaltet. Und auch, wiel es keine „Endlagerung“ für Atommüll geben kann.


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