Große Beutegreifer: Euregio will im Management zusammenarbeiten

Über die Situation in Südtirol berichtete Landesrat Schuler, im Bild neben dem (v.l.) Tiroler Landesrat Geisler und der Trentiner Landesrätin Zanotelli. (Foto: Presseamt Trentino) Über die Situation in Südtirol berichtete Landesrat Schuler, im Bild neben dem (v.l.) Tiroler Landesrat Geisler und der Trentiner Landesrätin Zanotelli. (Foto: Presseamt Trentino)

Die großen Beutegreifer, deren Management und die entsprechende Prävention standen in den vergangenen zwei Tagen in Rovereto und in Lessinia im Mittelpunkt eines euregionalen Treffens.

Für das Management der Großraubtiere wie Braunbär, Wolf und Luchs sind gemeinsame Strategien benachbarter Länder und Regionen unerlässlich. Angesichts der zunehmenden Präsenz großer Beutegreifer haben die Länder im Alpenraum die überregionalen und internationalen Kontakte intensiviert. Dies gilt auch für die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino und deren Mitgliedsländer. Nach einem ersten Treffen im Jahr 2021 in Innsbruck sind die politischen und technisch Verantwortungstragenden der drei Länder in den vergangenen zwei Tagen auf Einladung der zuständigen Landesrätin Giulia Zanotelli in Rovereto und im Gebiet der Lessinia zu einem zweitägigen Arbeits- und Diskussionstreffen zusammengetroffen. Südtirol war dabei durch Landesrat Arnold Schuler vertreten. 

Entscheidend für Landwirtschaft und Sicherheit in den Bergen

"Mit diesem Treffen haben wir die Zusammenarbeit zwischen dem Trentino, Südtirol und Tirol beim Management von Bären und Wölfen fortgesetzt", sagte Landesrätin Zanotelli. Das Thema der großen Beutegreifer sei entscheidend für die land- und forstwirtschaftliche Tätigkeit in Berggebieten und für die Sicherheit derjenigen, die dort arbeiten und oder unterwegs sind. "Ich hatte die Gelegenheit, meinen Kollegen in Bozen und Innsbruck unsere Vorschläge zur Änderung des Landesgesetzes Nr. 9 von 2018 vorzustellen", erklärte Zanotelli, "wir wollen damit autonome Zuständigkeiten ausschöpfen und eindeutig festlegen, wie im Sinne der geltenden Vorschriften vorzugehen ist, eine Notwendigkeit, die sicherlich in allen drei Ländern besteht", sagte Zanotelli.

Regulierung und Entnahme problematischer Tiere nicht möglich

"Die Situation in Bezug auf die großen Beutegreifer hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert: Neben dem Bären hat sich auch der Wolf weiter ausgebreitet und eine sehr hohe Dichte erreicht. Der Frage der Akzeptanz bei den Landwirten und der veränderten Wahrnehmung in der Bevölkerung kommt daher immer größere Bedeutung zu", sagte Südtirols Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler: "Auf gesamtstaatlicher Ebene konnten bisher kaum Fortschritte erzielt werden, während in den Euregio-Gebieten Maßnahmen getroffen wurden, die kritisiert werden. Abgesehen von der Habitat-Richtlinie hat die staatliche Behörde Ispra keine Lösung als akzeptabel anerkannt. Es ist aber notwendig, die Tätigkeit auf den Almen stärker zu berücksichtigen und die Entnahme von Bären und Wölfen vorzusehen." 

Die gegenwärtige Situation beim Management des Großraubwildes bezeichnete Schuler "als äußerst herausfordernd". Die Regulierung und Entnahme problematischer Tiere sei nach wie vor unmöglich. Daher sei man bestrebt, auf lokaler Ebene aktiv zu werden. Allerdings stoße man auf äußerst restriktive gesetzliche Rahmenbedingungen. "Der Austausch und die Kooperation auf Euregio-Ebene spielen eine maßgebliche Rolle, um gemeinsam Maßnahmen zur Förderung eines effektiven Großraubwildmanagements voranzutreiben", betonte Schuler.

Änderung der Habitat-Richtlinie angestrebt

Der Tiroler Landesrat und Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler bedankte sich für die Gelegenheit, "dieses heikle Thema anzusprechen und zu analysieren, um auf Weichenstellungen für künftige Entwicklungen hinzuarbeiten". Die Situation sei bekannt: Auch in Tirol gäbe es Probleme im Zusammenhang mit der Zunahme großer Raubtiere. "Ursprünglich ging es um den Schutz der großen Beutegreifer. Heute geht es nicht mehr darum", sagte Geisler. Auf europäischer Ebene bestehe der Wunsch, die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie zu ändern. Dies sei aber ein langwieriger Prozess. Es gehe in die Richtung, auf nationaler und regionaler Ebene durch Ausnahmeregelungen zu operieren, die auch Entnahmequoten berücksichtigen", erklärte Geisler, der sich auch eine Zusammenarbeit im Rahmen der Arge Alp vorstellen kann. 

Auf die Rolle der Euregio verwies die ebenfalls anwesende Generalsekretärin der Euregio, Elisa Bertò: "Das Treffen zum Thema Großraubtiere unterstreicht einmal mehr die Bedeutung der Euregio, die es als grenzüberschreitende Institution ermöglicht, wichtige Probleme mit allen beteiligten Partnern zu teilen und Lösung für gemeinsame Herausforderungen in die Wege zu leiten."

Diskussion in Rovereto, Lokalaugenschein in der Lessinia

Das Trentino war bei dem Treffen durch Rechtsamtleiterin Laura Murru und den Koordinator des Großraubtiersektors, Claudio Groff, sowie Forstdienstleiter Giovanni Giovannini vertreten. Aus Südtirol nahmen neben Landesrat Schuler, der Leiter der Forstabteilung, Günther Unterthiner, und Mitarbeitende des Amtes für Jagd und Fischerei teil. Für Tirol waren der Euregio-Beauftragte Fritz Tiefenthaler sowie verschiedene Vertretende der zuständigen Fachabteilungen anwesend. Mit dabei war auch der Wildbiologe des Tiroler Jagdverbandes, Martin Just.

Im Verlauf des zweitägigen Arbeitstreffens ging es am Montag um den Status und das Management von Bären, Wölfen, Luchsen und Goldschakalen im Trentino, das Schadens- und Präventionsmanagement, die verfügbaren finanziellen und personellen Ressourcen, die Überwachung und Umsetzung von Protokollen im Notfall sowie die Arbeit der Interventionsteams, die Hundestation und die tierärztliche Unterstützung durch Apps, über die Claudio Groff informierte. Gesprochen und vorgestellt wurden auch Verwaltungs-, Kommunikations- und Informationsmaßnahmen der drei Länder. Am heutigen Dienstag besuchten die Fachleute Almen in den Lessinischen Bergen, wo mit europäischen Mitteln Zäune errichtet wurden und Schutzhunde im Einsatz sind.

sm/jw

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