Wohnortnahe Gesundheitsversorgung wird ausgebaut

Mit Geldmitteln aus dem staatlichen Plan für Aufschwung und Resilienz (PNRR) werden strategische Projekte im Gesundheitsbereich mitfinanziert. Landeshauptmann Kompatscher und Ressortdirektor Burger bei der heutigen Vorstellung (Foto: LPA/Fabio Brucculeri) Mit Geldmitteln aus dem staatlichen Plan für Aufschwung und Resilienz (PNRR) werden strategische Projekte im Gesundheitsbereich mitfinanziert. Landeshauptmann Kompatscher und Ressortdirektor Burger bei der heutigen Vorstellung (Foto: LPA/Fabio Brucculeri)

Mit Geldmitteln aus dem staatlichen Plan für Aufschwung und Resilienz (PNRR) werden strategische Projekte im Gesundheitsbereich mitfinanziert. Land und Sanitätsbetrieb haben diese heute vorgestellt.

Eine zentrale Herausforderung für die Gesundheitssysteme liegt im Auf- und Ausbau eines wohnortnahen Versorgungsangebotes. Heute haben Landeshauptmann Arno Kompatscher, der Direktor des Gesundheitsressorts Günther Burger, Pflegedirektorin Marianne Siller und der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Florian Zerzer, einen Überblick über jene Projekte in diesem Bereich gegeben, die von staatlicher Seite durch Geldmittel aus dem Plan für Aufschwung und Resilienz mitfinanziert werden.

"Ziel dieser Projekte ist es, die Gesundheitsversorgung näher zu den Bürgerinnen und Bürgern zu bringen. Es handelt sich um bereits geplante Maßnahmen, die wir ohnehin über den Landeshaushalt finanzieren würden. Die staatlichen Gelder geben uns aber die Chance, sie schneller umzusetzen und Landesgelder anderweitig zu investieren", erläuterte der Landeshauptmann zu Beginn der Vorstellung.

Ressortdirektor Günther Burger betonte, dass die demographische Entwicklung und die steigende Anzahl chronisch Kranker alle Gesundheitssysteme vor ähnliche Herausforderungen stelle: explodierende Kosten und sinkender Fachkräftenachwuchs machen eine Neukonzipierung und bessere Vernetzung der Träger der Gesundheitsversorgung längerfristig unerlässlich. Auch die Pandemie habe die Notwendigkeit einer Stärkung der Gesundheitsversorgung zu Hause und in wohnortnahen Einrichtungen aufgezeigt. "Studien zeigen, dass Investitionen in diesen Bereich vielfach in die öffentlichen Kassen zurückfließen, weil sich die kostenaufwändigen Krankenhausaufenthalte dadurch reduzieren lassen und die Qualität der Betreuung steigt", sagte Burger.

Pflegedirektorin Marianne Siller erläuterte die Projekte im Detail. "Wir sprechen von einem Paradigmenwechsel: Patienten sollen durch sogenannte geschützte Entlassungen nach einem Krankenhausaufenthalt weiter so betreut werden, dass man akuten Rückfällen und damit erneuten Zuläufen in die Notaufnahme vorbauen kann." Dazu brauche es mehr Vernetzung und entsprechende Strukturen.

Ein wesentliches Element der Neuorganisation liege in der Errichtung wohnortnaher Einsatzzentralen. Sie sollen verschiedene Dienste und Fachkräfte vernetzen – von den Allgemeinmedizinern, Fachärzten und Fachkräften aus dem Gesundheits- und Sozialbereich über die Krankenhäuser bis hin zur Palliativversorgung, ebenso wie die pflegenden Angehörigen, Freiwilligen und Patientenvereinigungen. Es handelt sich um eine Dialogplattform, in der Mitarbeitende Telefonanrufe und E-Mails entgegennehmen und den geeigneten Diensten zuweisen bzw. deren Zusammenspiel koordinieren. So sollen Patienten entsprechend ihrer Bedürfnisse an der jeweils bestgeeigneten Stelle versorgt und dabei multidisziplinär betreut werden.

Zwei weitere Bausteine der Neuorganisation sind die sogenannten Gemeinschaftshäuser und Gemeinschaftskrankenhäuser. Bei ersteren handelt es sich um Einrichtungen für die Primärversorgung – eine Weiterentwicklung der derzeitigen Sprengel, die als Anlaufstelle für alle wohnortnahen Gesundheitsleistungen gelten und von einem multidisziplinären Team aus dem Gesundheits- und Sozialbereich betreut werden sollen, das auch die Blutabnahme sowie verschiedene andere diagnostische, therapeutische, pflegerische und rehabilitative Leistungen bereitstellen wird. Ausgedehnte Öffnungszeiten sollen die Versorgung beinahe rund um die Uhr sicherstellen – je nach Größe von 12 bis zu 24 Stunden am Tag.

Gemeinschaftskrankenhäuser sind Gesundheitseinrichtungen, die mit den territorialen Einsatzzentralen und den Gemeinschaftshäusern vernetzt sind und für kurzzeitige Aufenthalte oder Eingriffe mit geringem klinischen Aufwand genutzt und vorwiegend von Krankenpflegenden geführt werden. Sie können auch als Übergangsstrukturen nach einer Krankenhausentlassung und vor der Rückkehr nach Hause fungieren.

In Südtirol werden über staatliche PNRR-Mittel und Landeshaushalt bis 2026 fünf wohnortnahe Einsatzzentralen (in Brixen, Bruneck, Meran, Bozen und Neumarkt), zehn Gemeinschaftshäuser (in Naturns, Meran, Bozen, Eppan, Neumarkt, Leifers, Klausen, Brixen, Bruneck und Innichen) sowie drei Gemeinschaftskrankenhäuser mit Intermediärbetten (in Bozen, Meran und Neumarkt) finanziert und realisiert. Der Landeshauptmann betonte, dass es sich um einen ersten Schritt handle, dasselbe System aber in Zukunft auch auf die restlichen Landesteile ausgeweitet werden soll. Insgesamt sind für die genannten Projekte Kosten in der Höhe von 67,3 Mio. Euro veranschlagt. Davon werden 24 Mio. Euro mit Geldern aus dem staatlichen Wiederaufbaufonds abgedeckt, 43,4 Mio. Euro aus dem Landeshaushalt.

Wie der Generaldirektor des Sanitätsbetriebes, Florian Zerzer, abschließend betonte, liege eine der großen Herausforderungen in der eng getakteten Frist für die Umsetzung – zwecks Abrechnung über PNRR müssen alle Projekte innerhalb 2026 abgeschlossen werden. "Wir müssen schnell und gut arbeiten, um die Ressourcen den Vorgaben entsprechend nutzen zu können – aber wir sind vorbereitet", so Zerzer. 

kl

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