In diesen Tagen jährt sich der zweite Jahrestag des Beginns der Pandemie. Zeit Rückblick zu halten und sich über Strategien zur Rückkehr zur Normalität auszutauschen. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb organisierte einen Informationsabend über die Impfkampagne und Pandemie-Bekämpfung in der Lombardei mit Guido Bertolaso, der derzeit seinen Urlaub in Südtirol verbringt.
Guido Bertolaso ist seit Februar 2021 Koordinator der Impfkampagne in der Lombardei. Die 10-Millionen-Einwohner-zählende Region war in Italien als erste von der Corona-Pandemie betroffen und kann mittlerweile auf eine sehr erfolgreiche Impfkampagne zurückblicken. Über 90 Prozent der Einwohner sind geimpft und auch in der Altersgruppe der 5-11-Jährigen wurde einen Durchimpfungsrate von über 40 Prozent erreicht.
Im Rahmen eines Treffens mit Expertinnen und Experten des lokalen Gesundheitswesens referierte Guido Bertolaso am Montagabend (21.02.2022) in Bozen zum Verlauf der Impfkampagne und zur Situation in der Lombardei.
Der Unterschied dieser dicht besiedelten Region zu Südtirol ist frappant. Die Herausforderung in der Lombardei bestand nicht in erster Linie darin, die Impfung zu den Menschen zu bringen, als vielmehr der enormen Nachfrage nach Impfterminen gerecht zu werden. Die Impfkampagne wurde deshalb in großen Impfzentren organisiert, in denen die beeindruckende Anzahl von bis zu 130.000 Personen an einem Tag geimpft wurde. Einzelne der 76 Impfzentren hatten eine Impfkapazität von über 10.000 Personen am Tag.
Auch bei den Strategien der Betreuung von Coronapatienten gab es beträchtliche Unterschiede. In der ersten Pandemie-Phase, als die Lombardei zu den am stärksten betroffenen Gebieten gehörte, hatte Bertolaso die Errichtung eines Covid-Notkrankenhauses auf dem Messegelände in Mailand mit 200 Intensivbetten innerhalb von nur 10 Tagen organisiert. In Südtirol konnte dagegen die Neue Klinik in Bozen genutzt werden, um eine Covid-Intensiv- und Normalstation einzurichten; gleichzeitig wurden alle 7 Krankenhäuser in die Betreuung der Covid-Patienten eingebunden.
Am Treffen mit Guido Bertolaso nahm auch Gesundheitslandesrat Thomas Widmann teil und unterstrich die Wichtigkeit, sich mit anderen Regionen auszutauschen: “Es freut uns, dass sich Herr Bertolaso während seines Urlaubs Zeit genommen hat, seine Erfahrungen mit uns zu teilen. Die Impfkampagnen unserer beiden Regionen mussten aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen anders organisiert werden: Die Lombardei hat deutlich mehr Einwohner und große Ballungszentren, in Südtirol hingegen haben wir die Impfung bis in die Dörfer – bis fast vor die Haustür der Bürger - gebracht. In Anbetracht dieser unterschiedlichen Realitäten war es für alle sehr interessant, sich über die letzten zwei Jahre Pandemie auszutauschen und voneinander zu lernen."
Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Florian Zerzer hob in seinem einleitenden Statement hervor, dass es in Südtirol nur dank der äußerst guten Zusammenarbeit mit dem Land Südtirol, dem Zivilschutz, dem Gemeindenverband, den Freiwilligenorganisationen, dem Weißen und Roten Kreuz, dem Verband der Freiwilligen Feuerwehren und vielen anderen Institutionen und Organisationen gelungen war, die Pandemie im Schach zu halten: „Ohne dieses Netzwerk wären wichtige Meilensteine, mit denen wir versuchten, die Pandemie zurückzudrängen, wie die Testung von 350.000 Personen an einem Wochenende im Dezember 2020, und die Anstrengungen im Rahmen der Impfkampagne nicht möglich gewesen.“
Alle anwesenden Expertinnen und Experten waren sich darin einig, dass es nun darum gehen müsse, schrittweise in die Normalität zurückzufinden. Gleichzeitig müsse man lernen, mit dem Virus zu leben und sich bestmöglich auf den Herbst vorzubereiten, man müsse darauf vorbereitet sein, dass das Virus wieder vermehrt im Umlauf ist oder möglicherweise sogar eine neue Variante auftreten könnte. Spielentscheidend bleibe dabei nach wie vor die Impfung.
Informationen für die Medien: Abteilung Kommunikation, Südtiroler Sanitätsbetrieb
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(VS)