Mit der sich verschlechternden Corona-Infektionslage hat sich die Landesregierung befasst. LH Kompatscher und LR Widmann bezeichneten die Impfung als Hauptschutzmaßnahme.
"Nicht zufriedenstellend" ist nach den Worten von Landeshauptmann Arno Kompatscher die Corona-Situation in Südtirol. Der Landeshauptmann warnte heute (9. November) bei der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung vor einem möglichen Lockdown und zeigte den Zusammenhang zwischen der Durchimpfungsrate und der Infektionslage auf, den in der Folge auch Gesundheitslandesrat Thomas Widmann mit Zahlen untermauerte.
"In dem Ausmaß, wie Südtirol bei den Impfungen gegenüber den anderen italienischen Regionen zurückliegt", betonte Kompatscher, "nehmen die Infektionszahlen zu. Unsere Impfquoten sind im Vergleich zu Österreich und Deutschland höher, entsprechend ist die Infektionslage besser. Daraus sind die Zusammenhänge klar ersichtlich."
Zum wiederholten Male appellierte der Landeshauptmann an Gemeinsinn und das Verantwortungsbewusstsein: "Wir haben Regeln, mit denen derzeit zum Teil 'sportlich' umgegangen wird, was wiederum zu einem Ruf nach mehr Strenge führt. Aber es gilt in erster Linie, die geltenden Regeln einzuhalten. Es hängt vom Verhalten aller ab, wie sich die Lage weiter entwickelt." Kompatscher informierte auch über ein jüngstes Treffen mit den Ordnungskräften und die Notwendigkeit der Kontrollen. Zudem kündigte der Landeshauptmann ein Treffen mit den Sozialpartnern an, um über die Einhaltung der Regeln sowie Kontrollen in den Betrieben und Gaststätten durch die Verantwortlichen zu sprechen. Was die lokal strengeren Regeln angehe, die Südtirol gemeinsam mit anderen Regionen von der Regierung in Rom gefordert habe, so sei nun die Regierung am Zug, die solche Maßnahmen ermöglichen müsse.
Mit einer Menge an Daten belegte Gesundheitslandesrat Widmann die Zusammenhänge zwischen Impfquote und Infektionszahlen und zeigte die Entwicklung in Südtirol und anderen Ländern auf. "Wir haben in relativ kurzer Zeit eine hohe Dynamik der Infektionen beobachtet", gab der Landesrat zu bedenken, "zählten wir vor einem Monat wöchentlich durchschnittlich 22 Neuinfektionen pro Tag so waren es in der vergangenen Woche 183. Das ist die höchste Inzidenz noch vor Friaul."
Zehn Todesfälle seien allein in den vergangenen zwei Wochen zu beklagen gewesen. Die Hospitalisierungsrate sei zum Glück noch nicht im roten Bereich, dennoch seien die Aufnahmen in der Normalstation von 25 in der Woche vom 8. bis 14. Oktober auf 65 in der vergangenen Woche vom 2. bis 8. November angestiegen. "In Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo weniger als 70 beziehungsweise 65 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, beobachten wir derzeit eine ansteigende Hospitalisierungsrate sowohl im Normal- als auch Intensivbereich. Diese Dynamik wird aller Voraussicht nach auch zu uns kommen", warnte der Landesrat. Aus diesem Grund sei es äußerst notwendig, die vorgegebenen Regeln zu beachten und die Durchimpfungsrate zu steigern, um das Gesundheitssystem vor einem Kollaps zu schützen. Als positives Beispiel nannte Widmann Portugal, wo über 80 Prozent der Menschen geimpft und keine Einschränkungen notwendig seien.
Laut Widmann schützt die Impfung zu 75,3 Prozent vor einer Ansteckung, zu 92,3 Prozent vor einer Krankenhauseinweisung, zu 94,8 Prozent vor der Intensivstation und zu 93,1 Prozent vor dem Tod (siehe Anlage). Die Impfung schaffe einen Ausweg aus dieser Pandemie, betonte Widmann: "Die Impfung ist unsere Hauptschutzmaßnahme."
jw