Vaia: Zwei Drittel Schadholz aufgearbeitet

Nach dem Sturmereignis Vaia vor einem Jahr sind zwei Drittel Schadholz aufgearbeitet. (Foto: LPA/Landesabteilung Forstwirtschaft) Nach dem Sturmereignis Vaia vor einem Jahr sind zwei Drittel Schadholz aufgearbeitet. (Foto: LPA/Landesabteilung Forstwirtschaft)

1,5 Millionen Kubikmeter Schadholz auf 6000 Hektar, 682 neue Materialseilbahnen, 23 spezielle Kurse, 2 Millionen Bäumchen: Das sind neueste Bilanzzahlen nach dem Sturmereignis von Ende Oktober 2018.

Rund 1.100.000 Kubikmeter und mehr als 70 Prozent der geschätzten Gesamtschadholzmasse sind elf Monate nach den großen Waldschäden von Ende Oktober aufgearbeitet. Dies geht aus dem aktualisierten, nunmehr sechsten Situationsbericht der Landesabteilung Fortwirtschaft zur Schadholz-Aufarbeitung in Folge des Sturmtiefs Vaia hervor. Der zuständige Landesrat Arnold Schuler erklärt diesbezüglich: "Ein Jahr nach dem Sturmereignis Vaia ist die Bedeutung des Waldes und seine nachhaltige Entwicklung und Bewirtschaftung umso deutlicher zum Vorschein getreten. Zudem sind die Aufräumarbeiten weit fortgeschritten, weil alle Beteiligten in unserem Land effizient zusammenarbeiten."

2100 Waldeigentümer in 86 Gemeinden betroffen

Den 2100 betroffenen Waldeigentümern in 86 Gemeinden zollt der Direktor der Landesabteilung Forstwirtschaft, Mario Broll, für die Aufarbeitung und dem Abtransport einer so großen Menge Holz in nur wenigen Monaten Anerkennung: "Gemeinsam sind wir stark, wie der Zusammenhalt in der Forst-Holz-Kette zeigt". Nun sei die Aufmerksamkeit hoch zu halten: "Zwei Drittel der Aufräumarbeiten sind gut bewältigt worden. Jetzt steht das schwierigere Drittel an." Dabei sei immer auf die Arbeitssicherheit zu achten.

Schadfläche von fast 6000 Hektar

Die landesweiten Erhebungen sind mittlerweile abgeschlossen: Die südtirolweit von den Windwurfereignissen betroffene Fläche beträgt 5918 Hektar, das sind 1,7 Prozent der Waldfläche. 1463 Windwurfflächen wurden digitalisiert, von einer Mindestgröße von rund 20 Quadratmetern bis zu 280 Hektar. Betroffen waren vorwiegend Fichten- oder Fichten-Tannen-Bestände, nur neun Prozent sind Lärchen- und Zirbenbestände.

1,5 Millionen Kubikmeter Sturmholz

Die Forstinspektorate haben Schätzungen der Sturmholzmengen vorgenommen und in ganz Südtirol eine Holzmenge von 1,5 Millionen Vorratsfestmetern Sturmholz verzeichnet (1 Vorratsfestmeter entspricht einem Kubikmeter fester Holzmasse ohne Zwischenräume in der Schichtung). Zwei Drittel dieser Holzmenge ist auf die Forststationen Welschnofen, Deutschnofen, Kaltenbrunn und St. Vigil in Enneberg verteilt. Diese Menge entspricht dem zweijährigen landesweiten Hiebsatz, also der nachhaltig jährlich einschlagbaren Holzmenge. In manchen Gebieten ist der Verlust am Hiebsatz sehr groß, etwa im Latemar mit einem 16-Jahre-Hiebsatz.

124 Forstweg-Sofortmaßnahmen, 161 Schutzwald-Projekte

Um die betroffenen Windwurfbereiche sicher erreichen zu können, mussten als Sofortmaßnahme Forstwege und ländliche Straßen geöffnet werden. Dazu setzten die Forstinspektorate 124 Projekte in 70 Gemeinden um mit rund 3,5 Millionen Euro. Dann ging und geht es darum, Bodenstabilität und Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und wiederherzustellen. Dazu wurden in Objektschutzwäldern und Standortschutzwäldern in 41 Gemeinden rund 7,4 Millionen Euro in 161 Projekte investiert. 

Prämien für die Ausarbeitung und Bringung von Schadholz

In den forstlichen Dienststellen 36 Gesuche von öffentlichen Waldeigentümern und 552 Gesuche um Beihilfen für die Aufarbeitung von Vaia-Schadholz von privaten Waldeigentümern mit einem Gesamtbetrag von rund 7,5 Millionen Euro eingereicht worden. Sie werden derzeit bearbeitet.

Zusätzliche Materialseilbahnen, kostenlose Lehrgänge

Beim Abtransport des Sturmholzes behalf man sich mit Materialseilbahnen: Bis Mitte Mai wurden 682 Linien gemeldet, 586 davon wurden bereits wieder abgetragen. Da Seilbahnen Luftfahrthindernisse darstellen, unterliegen sie der Meldepflicht. Das Landesamt für Forstplanung aktualisiert Neuerrichtungen und Abbrüche täglich im GeoBrowser.

Die Aufarbeitung von Windwurfholz zählt zu den gefährlichsten Arbeiten im Wald, da die umgeworfenen Stämme unter starker Spannung stehen. Die Forstschule Latemar hat in den vergangenen Monaten 23 kostenlose Kurse organisiert und 155 Teilnehmern Grundregeln für sicheres Arbeiten und geeignete Schnitttechniken vermittelt.

Über eine Million Baumpflanzen aus den Forstgärten

Die Forstgärten des Landesforstdienstes starteten umgehend die Zapfengewinnung von Fichte und Lärche: 9,5 Kilogramm Fichtensamen und 17,5 Kilogramm Lärchensamen wurden im Frühjahr ausgesät. In den nächsten Jahren dürfte der Pflanzenbedarf über die Normalproduktion hinaus um 150.000 bis 200.000 Pflanzen pro Jahr steigen. Von 2020 bis 2025 sind 1.017.800 neue Bäumchen eingeplant: 487.700 Fichten, 372.000 Lärchen, 47.000 Zirben, 10.000 Kiefern, 101.100 Laubhölzer. Das weitere Vorgehen hängt auch von der Naturverjüngung durch selbstständige Saat in den kommenden ein bis zwei Jahren ab.

Forschungsprojekte zu Versuchsflächen und Borkenkäfer

In Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen und in Absprache mit interessierten Grundeigentümern vergleicht die Abteilung Forstwirtschaft auf langfristigen Versuchsflächen Waldbestände unterschiedlichen Alters und Windwurfflächen mit natürlicher und künstlicher Verjüngung. Zudem untersucht sie, wie die beschädigten Waldflächen auf Niederschläge reagieren und wie unterschiedlich sie auf Erosion, Wasserabsorption und Nährstoffverlust reagieren.

In sturmgeschädigten Gebieten besteht große Gefahr einer Massenvermehrung von Holzbrütern. Die Abteilung Forstwirtschaft hat in die Wege geleitet, ihr ohnehin bereits kapillares Monitoringnetz der Forstschädlinge speziell für Fichtenborkenkäfer weiter zu verdichten, begleitet durch das Institut für Entomologie der Universität Padua. In Südtirol ermittelt das Forstpersonal mit insgesamt 100 Fallen mit Lockstoff mögliche Massenvermehrungen und kann daraus die entsprechende Waldbehandlung ableiten. Die Ergebnisse dieses ersten Jahres der Überwachung zeigen vorwiegend keine besorgniserregende Situation. Besonders niedrige Fangwerte wurden in jenen Gebieten beobachtet, in denen die Holzräumarbeiten am weitesten fortgeschritten waren. Die Borkenkäfer-Gradation ist aber nur am Anfang und wird einige Jahre dauern.

Sturm Vaia war Ende Oktober 2018 mit Böen von bis zu 130 Kilometern pro Stunde über Europa hinweggefegt und hatte auch in Südtirol ein Bild der Zerstörung hinterlassen. Die Abteilung Forstwirtschaft erstellt dazu regelmäßig einen ausführlichen Situationsbericht. Die nun vorliegende sechste Auflage umfasst 79 Seiten mit aktualisierten und teils neuen Daten.

LPA/jw

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