Alperia führt derzeit Instandhaltungsarbeiten an der technischen Infrastruktur des Laaser Stausee durch - und erhält als erwünschten Nebeneffekt ein gespültes Staubecken, zu Lasten des Gewässerfauna.
Alperia, der größte Energieproduzent des Landes, zu 100% im Eigentum der öffentlichen Hand, ist seit Jahren redlich bemüht, sich und seiner Wasserkraft ein grünes Image zu verpassen. Man möge nur kurz die Webseite sowie die Socialmedia-Kanäle von Alperia besuchen, um eine Idee davon zu bekommen. Dass deren Eigenbild aber eher ins Land der Märchen gehört, hat die heurige Spülung des Mühlbacher Stausees - mit den bekannten katastrophalen Folgen für die Fischfauna - bewiesen.
Die Spülung des Laaser Becken, die seit letztem Freitag im Gange ist, ist zwar anders gelagert als jene in Mühlbach; das Grundproblem - nämlich die rückständige Sedimentbewirtschaftung durch Alperia - ist aber dasselbe. Im Laaser Fall scheinen vorgeschriebene Instandhaltungsarbeiten an der technischen Kraftwerksinfrastruktur der primäre Grund für die Schleusenöffnung zu sein, nicht die Spülung selbst. Die Folgen für die Umwelt sind allerdings identisch: um diese Arbeiten durchführen zu können, muss das KW Kastelbell für rund zwei Wochen vom Netz genommen werden - die Etsch fließt derweil durch das offene Staubecken und spült einen Teil der dort abgelagerten Sedimente mit sich - was zu einer massiven Trübung der talseitigen Etsch führt. Wie folgenschwer diese Trübung für die Jungfische der Mamorierten Forelle sein wird, werden Erhebungen durch das Amt für Jagd und Fischerei nach der Spülung zeigen. Auch der Zeitpunkt der Spülung ist alles andere als “günstig”: die Laichzeit steht bevor und zur erfolgreichen Fortpflanzung benötigt die Marmorierte Forelle lockeren Kies, nicht aber Feinsedimente, welche diesen bedecken. Und die nächste Spülung steht bereits bevor! Lt. unseren Informationen soll nämlich das Staubecken an der Töll gespült werden, sobald die Spülung des Laaser Beckens abgeschlossen ist. Das Problem wird von Alperia also einfach flussabwärts “weitergereicht”.
Der Hilfeschrei des FV Merans durch seine Presseaussendung ist nur allzu verständlich und wird vom Südtiroler Landesfischereiverband voll mitgetragen. Gerade der FV Meran, Mitglied des Landesfischereiverbandes, hat eine lange Tradition in der nachhaltigen Bewirtschaftung seiner Gewässer und ist ein wichtiger Partner beim Marmogen-Projekt, das - in Zusammenarbeit mit den anderen Projektpartnern, wie z.B. dem Aquatischen Artenschutzzentrum des Landes - versucht, unsere gefährdete heimische Marmorierte Forelle zeitgerecht zu fördern bzw. zu stützen. Und die vergangen Jahre haben zweifelsfrei gezeigt, dass die veraltete Sedimentbewirtschaftung durch Alperia eines der Hauptprobleme für den Wildfischbestand der Marmorata darstellt! Insofern sind der FV. Meran und die weiteren Fischereivereine, die unsere Hauptgewässer bewirtschaften, gebrannte Kinder.
Aber was könnte Alperia besser machen? Endlich südtirolweit eine alternative Sedimentbewirtschaftung mittels Saugbaggern umsetzen! Durch den kontinuierlichen Sedimentaustrag mittels Saugbaggern würden die Stauseen das ganze Jahr über weitestgehend frei von Sedimenten bleiben. Somit könnten, wie jetzt im Laaser Fall, Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden, ohne dass das Öffnen der Schleusen zu wochenlangen massiven Trübungen der Etsch führen würde.
Es bleibt dasselbe klare Fazit wie nach der Spülung des Mühlbacher Stausees: nur die Landesregierung bzw. die zuständigen Landesräte Vettorato (Umwelt und Energie) und Schuler (Fischerei) können von Alperia verbindliche alternative Maßnahmen für die Zukunft verlangen. Der LFVS wird jedenfalls alles in seiner Macht stehende unternehmen, um den politischen und gesellschaftlichen Druck auf Alperia zu erhöhen. Alperia muss endlich aufhören, unsere Gewässerlebensräume zu degradieren!