Das Geschäftsklima im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe ist weiterhin sehr positiv. Dies geht aus dem Wirtschaftsbarometer des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor. Mehr als neun von zehn Unternehmen erwarten heuer eine zufriedenstellende Ertragslage. Geschäftsvolumen und Beschäftigung nehmen zu, heuer wird aber kein weiteres Wachstum der Investitionen erwartet.
Die Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers zeigt, dass 92 Prozent der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes mit einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis im Jahr 2019 rechnen. Dieser Anteil liegt in etwa auf dem gleichen Niveau wie in den letzten zwei Jahren.
Laut der befragten Unternehmer/innen werden heuer die Umsätze weiterwachsen, auch dank eines moderaten Anstiegs der Verkaufspreise. Das Geschäftsvolumen konnte vor allem auf dem lokalen Südtiroler Markt gesteigert werden, während der Umsatz in den anderen italienischen Provinzen auf dem Niveau des Vorjahres liegt. Die Entwicklung der Exporte ist nach Warengruppen sehr heterogen. Im ersten Quartal 2019 stiegen die Ausfuhren von elektrischen und elektronischen Geräten, von chemischen und pharmazeutischen Produkten, sowie von Metallprodukten und Komponenten für den Automobilsektor an. Die Exporte von Lebensmitteln, Kunststoffprodukten, Maschinen und Anlagen gingen hingegen zurück. Diese Verlangsamung des Außenhandels in einigen Branchen spiegelt unter anderem die konjunkturellen Schwierigkeiten der europäischen und vor allem der deutschen Wirtschaft wider.
Darüber hinaus ist auch das Wachstum der Investitionen zum Stillstand gekommen, wie von den Unternehmen bereits bei der Frühjahrsumfrage des WIFO-Wirtschaftsbarometers prognostiziert. Dies ist vor allem auf die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der Nachfrage, zum Teil aber auch auf die mehrfachen Veränderungen bei der staatlichen Investitionsförderung zurückzuführen. Eine positive Entwicklung zeigt hingegen die Beschäftigung: Im ersten Halbjahr 2019 gab es im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe durchschnittlich um 2,4 Prozent mehr Arbeitnehmer/innen als im Vorjahressemester.
Unter den verschiedenen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes ist das Geschäftsklima vor allem in der Metallverarbeitung, im Maschinenbau und in der Chemie- und Kunststoffsparte positiv. Im Textilsektor bleibt die Stimmung hingegen verhalten. In den Branchen „Papier, Druck, Grafik“ und „Holz und Möbel“ ergibt sich ein eher heterogenes Bild, da die Bewertungen zur Ertragslage zwischen den einzelnen Unternehmen sehr unterschiedlich sind.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, betont die Bedeutung der Investitionen für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Südtirols: „Gerade wenn die internationale Nachfrage unsicherer ist, ist eine Unterstützung der Investitionen durch geeignete Anreize, wie zum Beispiel die erhöhten Abschreibungen, sehr hilfreich. Ebenso wichtig ist aber die Stabilität dieser Maßnahmen, um den Unternehmen Planungssicherheit zu gewährleisten.“
Anmerkung:
Das Verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw.
Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it, oder Nicola Riz, Tel. 0471 945 721, E-Mail: nicola.riz@handelskammer.bz.it.
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Claudio Corrarati, Präsident CNA-SHV
„Die KMUs investieren weniger aufgrund der schwachen Konjunktur und der Verlangsamung der Exporte. Sie finden keine Unterstützung durch staatliche und provinzielle Anreize, für welche wenig Gelder zu Verfügung stehen, befürchten eine Erhöhung der Steuerlast und haben weiterhin Schwierigkeiten beim Zugang zu Krediten. Dies kann die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Das Land sollte Maßnahmen zur Bewältigung dieser Probleme überlegen.”
Federico Giudiceandrea, Präsident Unternehmerverband Südtirol
„In den letzten drei Jahren haben die Südtiroler Unternehmen sehr stark investiert und 20.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Damit sie auch weiterhin so erfolgreich sein können, braucht es ein wettbewerbsfähiges Umfeld. Die Bestätigung der Steuerentlastungen, die Unterstützung von Investitionen in Internationalisierung, Innovation, Aus- und Weiterbildung sowie die Realisierung moderner Infrastrukturen sind dafür entscheidend.“
Martin Haller, lvh-Präsident
„Die Auftragslage im Handwerk ist nach wie vor gut, die Entwicklung der Investitionen sollte aber ernst genommen werden. Politische Instabilität und daraus resultierende Maßnahmen wie der Art. 10 des Wachstumsdekrets sind für Investitionspläne wenig förderlich. Eine Bürde für die positive Wirtschaftsentwicklung stellen auch die internationalen Handelskonflikte und Tendenzen zur Deglobalisierung dar. Unsere Betriebe benötigen steuerliche und bürokratische Entlastungen.“