Das Wort Pestizid bietet immer wieder einiges an negativem Gesprächsstoff. Die Südtiroler Bauernjugend fordert beim Thema Pflanzenschutz ein Diskussionsniveau mit Respekt und Achtung.
Die Darstellungen und Ausführungen rund um das Thema Pestizide führen unter Südtirols Bevölkerung vor allem in den Monaten vor der Ernte zu heftigen Diskussionen. Die Meinungen spalten sich enorm in Befürwortern, Zweiflern und Gegnern. Wie bei jedem anderen Thema sollte auch in der Landwirtschaft bei der Diskussion rund um den Pflanzenschutz das Diskussionsniveau nicht vernachlässigt werden. Ausschlaggebend dafür ist es, gut informiert zu sein: Was bedeutet Pflanzenschutz überhaupt und wo liegt der Unterschied zum Pestizid?
Pestizide. Nein, Pflanzenschutz!
Der Pflanzenschutz beinhaltet alle notwendigen Maßnahmen, um Kulturpflanzen und ihre Ernte vor Schädlingen, Krankheitserregern, Konkurrenzkulturen und Umweltfaktoren zu schützen. Der Schutz ist biologischer, chemischer und physikalischer Natur. Pflanzenschutz beginnt schon früh bei der Sorten- und Standortwahl und umfasst alle Maßnahmen, um die Pflanze zu schützen und eine hochqualitative und sichere Ernteleistung zu gewährleisten. In Ultima Ratio entspricht dies auch dem Einsatz von sogenannten Pflanzenschutz –Mitteln (PSM), die biologisch (Bsp. Kupfer oder Schwefel) oder synthetisch sein können.
Pflanzenschutz wird nicht nur auf landwirtschaftlichen Kulturgründen für die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten eingesetzt, sondern auch für Kulturpflanzen im eigenen Garten. Pflanzenschutz betreibt jeder landwirtschaftliche Betrieb. Er unterscheidet sich in der Anwendung lediglich in der Produktionsform - Konventionell, integriert, biologisch und biodynamisch.
Fakten zum Apfelanbau in Südtirol
Der Apfel ist das Hauptprodukt des Obstbaus in Südtirol. Laut Agrar- und Forstbericht 2017 der Autonomen Provinz Südtirol werden Äpfel auf einer Gesamtfläche von 18.761 ha angebaut und geerntet. Dies entspricht ca. 2,5% der Südtiroler Gesamtfläche. Der Apfelanbau sichert das Einkommen von vielen kleinstrukturierten landwirtschaftlichen Betrieben in Südtirol. Seit mehr als 30 Jahren ist die Nachhaltigkeit mit der Umsetzung des integrierten Obstbaus ein zentrales Thema für den Apfelanbau in Südtirol. 96% der Obstbauern in Südtirol befolgen die Richtlinien für den integrierten Anbau. Insgesamt 10% der geernteten Menge an Äpfel in Südtirol werden nach biologischen Richtlinien produziert.
Das natürliche Gleichgewicht erhalten
Wie in den Richtlinien des integrierten und biologischen Obstanbaus vorgegeben, ist der Landwirt bestrebt vorbeugend Pflanzenschutzmaßnahmen zu treffen, um sich vor Schädlingen sowie Krankheitserreger und Umweltfaktoren zu schützen. Es ist hervorzuheben, dass sich die angewandten Maßnahmen in vielen Bereichen nicht unterscheiden. Zu den ökologischen Maßnahmen „der integrierten Produktion“ gehören unter anderem der Blühstreifen, das Ausbringen von Hormonfallen, das Errichten von Nistkästen und Sitzstangen, das Pflanzen von Hecken, das Erhalten von Steinmauern, die Nützlings- sowie Schädlingskontrolle und das Einbringen von Nützlingen. Grundprinzip des integrierten Obstbaues ist es, das natürliche Gleichgewicht in den Obstanlagen zu erhalten und nur bei Bedarf einzugreifen. Pflanzenschutzmittel werden erst eingesetzt, wenn andere Mittel nicht mehr ausreichen, um die Kulturpflanzen und somit die Ernte zu schützen. Um bei der Anwendung der Pflanzenschutzmittel den Abdrift zu verringern, werden abdriftmindernde Techniken angewandt. Die Ausbringung wird in den Richtlinien genau definiert und auch jährlich aufgrund neuer Erkenntnisse überarbeitet. Die Sprühgeräte werden periodischen Kontrollen unterzogen, damit deren Funktion und Effizienz gewährleistet werden kann. Digitale Dienste informieren die Landwirte über verschiedene Kanäle im Minutentakt. Auch werden fachspezifische Fortbildungen angeboten und besucht, sodass ein gemeinschaftlicher Wissensaustausch ermöglicht wird.
„Wir unterstützen als Südtiroler Bauernjugend alle regulären Anbauformen unserer Mitglieder und sind stets offen für Diskussionen, Ideen und Anregungen. Diese sollten jedoch immer mit Respekt und Achtung vor dem Gegenüber erfolgen.“, fordert Angelika Springeth, Landesleiterin der Südtiroler Bauernjugend.