Dienstag, 18 Oktober 2016 09:26

Vinschger – Haflinger Pferdezuchtverein

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s44 DSC02265Vor 70 Jahren wurde in Lichtenberg der Haflinger Pferdezuchtverein Vinschgau aus der Taufe gehoben. Seitdem züchten Vinschger Bauern Haflinger Pferde mit einem ganz eigenen Augenmerk auf Aussehen, Leistung und Geschick. Die Zucht ist eine besondere Philosophie, ein Können gepaart mit Wissen, Geduld und Erfahrung. Jeder Züchter steckt so gut wie seine gesamte Freizeit in die Haltung, Pflege, Ausbildung und Beziehung zu den Tieren. Dies lässt erahnen welches Herzblut darin liegt, welche Leidenschaft und Zuneigung den Pferden geschenkt wird.

von Barbara Wopfner

Vom Reschen bis zur Töll sind es 60 Züchter, die den Verein unterstützen und gemeinsam ca. 270 Haflinger halten.

Sie schützen und tragen mit ihrer Arbeit ein Kulturgut des Landes und besonders des Vinschgaus. Was vielleicht viele nicht wissen, der Geburtsort des ersten Haflingerpferdes liegt im Vinschgau. 1874 begann am Hof des Schludernser Bauern Joseph Folie die Geschichte dieser markanten Pferderasse. Im Stall in der Kohlstattgasse 8 kam der Hengst „Folie 249“ zu Welt und gilt als Urvater der Haflinger. Von da an wurde stetig in der Zucht verfeinert, vor allem das äußere Erscheinungsbild wurde klaren Vorstellungen angepasst. Doch das Haflinger hatte zu diesen Zeiten noch einen anderen Stellenwert, das Pferd galt als Arbeitstier, als Unterstützung bei der harten landwirtschaftlichen Arbeit auf dem Feld und im Wald. Es zeichnete sich durch seine Vielfalt aus, es konnte den s44 DSC02353Wagen oder eine Kutsche ziehen, zog das Holz vom Berg ins Tal, wurde auf dem Feld vor Pflug und Egge gespannt, war lernwillig, kräftig und doch wendig. Ideale Eigenschaften für ein Arbeitstier, das den Bauern nicht nur von A nach B brachte sondern viel harte Arbeit abnahm. Heute ist bei den meisten das Arbeitstier in den Hintergrund gerückt und wird vor allem als Freizeittier gehalten. Es gibt nur noch wenige Bauern die auf die Kraft dieser eleganten Tiere schwören und die Tiere den Maschinen in einigen Arbeitsschritten vorziehen.
Im Vinschgau gibt es einen Bauern der seine Haflinger zum „Holzrucken“ noch einsetzt. Dies hatte auch Auswirkung auf die Zucht, denn das äußerliche Bild hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. War es früher eher plump und schwer, möchte der Züchter heute ein elegantes, wendiges Pferd. Das Fundament soll fein und leicht sein, mit einer schmalen Brust. Wichtig sind die großen dunklen Augen, aufrechte Ohren und große Nüstern, typisch für den modernen Haflinger sind die goldene Fellfarbe, die Blesse und die weiße Mähne. Die meisten die heute ein  Haflingerpferd halten, tun dies aus Leidenschaft und um ein Kulturgut zu erhalten, das unser Land für lange Zeit geprägt hat. Wobei zu sagen ist, es gibt keinen Halter der ein Haflingerpferd alleine hält. Pferde sind Herdentiere und brauchen ihre Artgenossen um sich wohl zu fühlen, ihren Charakter voll zu entwickeln, sich in einer Herde ein- und unterzuordnen. Die Alleinhaltung wurde sogar vom Gesetzgeber verboten, sei es im Stall oder auf der Weide. Artgerechte Pferdehaltung bedeutet 2 bis mehrere Pferde und dies wiederum bedeutet Arbeit, Einsatz, Zeit und Geld. Pferde züchten beginnt und endet nicht nur mit dem Decken der Stute, es bedarf viel Arbeit um mit einem Haflinger auf Ausstellungen und Prämierungen zu fahren. Nach 11 Monaten bringt die Stute ihr Fohlen zur Welt, meist in der Zeit von Jänner bis Mai, den Sommer verbringen sie auf der Alm und im Herbst beginnt die tägliche Arbeit im Stall.

„A Ross und a Maus trogen es Johr aus“
Bis ein Haflinger sich präsentieren kann und darf braucht es ungefähr 3 Jahre, in denen es trainiert und sozialisiert wird. Haflinger sind nicht nur schön, sondern wer ein echtes Zuchtpferd präsentieren will, muss zeigen was das Tier kann. Schönheit in Kombination mit Leistung beim Reiten und Fahren, sind die wichtigsten Eigenschaften. Die Arbeit des Züchters beginnt damit, einen passenden Deckhengst zu finden, welcher der ideale Ausgleich zur Stute ist. Nachdem das Fohlen geboren ist, wird es vom ersten Tag an an den Umgang mit den Menschen herangeführt. Streicheln, Hufe heben, Ohren berühren, waschen sind die ersten Umgangsformen die es lernt. Später wird es ans Longieren gewöhnt, sowie an den Sattel, Halfter und Trense. Erst mit 3 Jahren, wenn es sozusagen seine Pubertät überstanden hat, kann es bedenkenlos beritten werden. Knochenbau und Muskulatur sollten dann so weit sein, dass es den Reiter tragen kann. Die Vorbereitungszeit scheint lang, doch jeder Züchter sieht diese Zeit als Herausforderung, in der er seine Erfahrung und Können entfalten kann. Er lernt sein Tier kennen, seine Eigenheiten und Charakterzüge, er baut Beziehung auf, um aus seinem Tier das Beste herauszuholen.
Die Vielfalt des Haflingers ist seine besondere Stärke, vom Arbeitstier bis hin zum Freizeitross, das sich auch im Umgang mit Kindern eignet.

s44 DSC02240Ereignisse im Züchterkalender
· Fohlenerhebung die Eintragung ins Zuchtbuch- Sutenbuchaufnahme
· Almauftrieb und Almabtrieb
· Diverse Schauen alle 5 Jahre
Gebietsausstellung (Letzte Mai 2016
in Schluderns)
· Rennen und Turniere
(Spring-, Dressur- und Kutschenturniere)
· Jung-Hengst-Krönung
· Traditionelles Schlittenrennen
jährlich im Jänner in Graun, mit Skijöring (der Reiter zieht einen Skifarer)
· Traditionelle Umzüge

Angebote:
· Ausreiten bei verschiedenen Reiterhöfen
· Kutschenfahrten für  verschiedene festliche Anlässe
· Deckhengste für die Zucht

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