Dienstag, 20 Oktober 2015 12:00

Generationenbetrieb Kirchhof - … ein Bauernhof im Wandel

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IMG 8532von Barbara Wopfner

Fährt man am Vinschger Sonnenberg von Laas nach Alitz in Richtung Tanas, erreicht man auf 1.250 Meter Meereshöhe den Kirchhof der Familie Telser. Eine kleine Kirche, die so manche 100Jahre miterlebt hat, säumt den Blick auf den Hof. Somit ergibt sich der Hofname von selbst. Die letzten 10 Jahre haben dem Kirchhof so manche Veränderung gebracht und rückblickend auf die Hofgeschichte waren es rasante Neuerungen, die mit den Jungbauern Einzug gehalten haben.  

Auf dem Hof leben derzeit 4 Generationen unter einem Dach, der Großonkel Peter, die Altbauern Franz und Notburga Telser, Jungbauer Christian mit seiner Frau Maria und deren Kinder Sarah und Patrick. Eine Bereicherung, Herausforderung, Kraft und Vielfalt zugleich. 2007 hat Christian Telser den Hof von seiner Mutter Notburga übernommen. Damals war es noch ein reiner Milchbetrieb. Heute baut der Betrieb auf mehreren Säulen, die Milchproduktion ist dabei in den Hintergrund gerückt. Fleisch, Brot und Obst sind die wichtigsten Produkte der Familie. Als Christian Telser in den Familienbetrieb offiziell eingestiegen ist, stellten sich mehrere richtungsweisende Fragen über die Zukunft des Hofes. Mit einigen Ideen und Visionen setzte er Schritt für Schritt innovative Akzente und hat den Hof nach und nach neu strukturiert. Der Kornanbau hatte auf dem Hof schon jahrelange Tradition, da die Familie seit Generationen selber Brot backt. Mit dem Jahr 2009 trat er dem Projekt „Regiokorn“ bei und produziert seit dem seinen Roggen unter diesem Siegel. 2010 kam der Umstieg von Milch auf Rindfleischproduktion dazu, weiteres sind Speck, Äpfel und Kirschen zusätzliche Produkte des Hofes.

Fleisch
s33 kirch reiheMilch oder Fleisch war für Christian Telser vor einigen Jahren die Frage. Er stiegt von der Milchproduktion auf die Herstellung von Kalbfleisch um. Auf dem Hof hält er eine eigene Rasse, eine Kreuzung zwischen Simmentaler und Charolais, die sich besonders gut für die Fleischproduktion eignet. Einige Kälber kauft er an, bringt sie auf den Hof, wo sie einen Laufstall und Auslauf auf die umliegenden Wiesen vorfinden. In den Sommermonaten geht es natürlich auf die Alm. Geschlachtet wird in der Nachbargemeinde Laas, bei einem zertifizierten Metzger. Die Tiere sind keiner langen Fahrt ausgesetzt, dadurch erleben sie weniger Stress und das Fleisch hat keine langen Transportwege hinter sich. Regionalität, Nachhaltigkeit und Frische werden hier in der Haltung und Schlachtung deutlich. Der Kunde erhält Fleisch nur auf Bestellung, denn geschlachtet wird erst, wenn ein gesamtes Tier „per Vorverkauf“ aufgeteilt werden kann; erst dann können gemischte Fleischpakte erworben werden. Für den Endverbraucher ist es ein anderes Einkaufen, man geht nicht zum Metzger und erwirbt kleine Mengen für das tägliche Kochen. Man kauft auf Vorrat ein, mit dem guten Gewissen einen regionalen Kreislauf zu schließen und dessen Vorteile zu nutzen. Es wird nicht nur der Bauer unterstützt und seine Arbeit Wert geschätzt, die Umwelt profitiert, die Frische liegt auf den Hand und die Qualität steht im Vordergrund. Denn einige Bauern in der Umgebung, haben die Möglichkeit für den einheimischen Kunden zu produzieren. Neben Rindfleisch hält die Familie Telser auch einige Schweine, aus denen ein echter einheimischer Speck und verschiedenen Wurstwaren gemacht werden. Bauernspeck, selbst gewürzt und geräuchert, für den Kenner ein guter, gereifter, abgehangener Speck.

Bauernbrot
Bereits der Ur-Großvater hatte selber Brot gebacken, meist zwei bis drei Mal im Jahr eine größere Menge, die für mehrere Monate reichen musste. Sein Wissen gab er an die Kinder weiter und so wurde dieses Gut von Generation zu Genartion vererbt. Einige der Brottücher die Franz Telser benutzt, sind aus dieser Zeit und sicher über 100Jahre alt. „Moderne Baumwolle kann da nicht mithalten, auf dem alten, groben Leinen verklebt der Teig nicht so stark“, erklärt er mir, als er die Brotleibe vorsichtig herunterhebt. Mit der Brotproduktion hat sich die Familie ein wichtiges Standbein aufgebaut, das mit viel Leidenschaft verbunden ist. Das Brot Backen als fixes Standbein zu pflegen war und ist eine Entscheidung, die die gesamte Familie trägt. Seitdem wird zwei Mal in der Woche, Donnerstag und Freitag gebacken. An diesen Tagen klingelt der Wecker um vier Uhr morgens, doch die Vorbereitungen zum Backen laufen dann bereits seit Dienstag. Wer einen Elektroofen sucht, wird nicht fündig werden, Franz Telser backt in einem typischen Holzofen, der zwei Tage vor Backbeginn nach und nach angewärmt werden muss. Dazu verwendet er eigenes Lärchenholz. Es sind zwei intensive Wochentage, an denen alle mithelfen. Der Holzofen wärmt die Backstube, auf den „Flecken“ ziehen die Brotkugeln und nach und nach werden die geruhten Leibe in den Ofen geschoben. Damit der „Bäcker“ im Ofen erkennt, welche Brote ausgebacken sind, macht er sich im Eck des Ofens ein sogenanntes „Lichtfeuer“. Das zündet er mit trockener Buche oder Erle an, das kaum raucht und vor allem nicht gespritzt ist. Auf diese Weise veredelt die Familie Telser das eigene Korn zu traditionellem Vinschger Ur-paarl. Sie garantiert eine hohe Qualität des Bauernbrotes, die Frische und kurze Wege. Dafür steht auch der „Rote Hahn“, unter dessen Zeichen produziert wird.

Früchte
Drittes Standbein wurde in den letzten Jahren der Anbau von Äpfeln und neuerdings auch Kirschen. Die Lage am Sonnenhang ermöglichen den Anbau der Früchte auf dieser Meereshöhe. Die Früchte wachsen und reifen etwas langsamer als in der Talsohle, was den Geschmack nicht schmälert. Im Gegenteil, die Höhe verleiht den Früchten intensive Aromen und besonderen Biss. Die geernteten Früchte werden in die Laaser Obstgenossenschaft zur weiteren Verarbeitung geliefert.

Info:

Die Hofprodukte können ab Hof bestellt und erworben werden:
www.kirchhof.bz.it | 3386323654
kirchhof@alice.it

Plauser Speckladele
Mosers Speckalm
Bauernladen
Latscher Weltladen
Konsum Laas
Am Markt bei Marktstandl
Südtirol Delux

 

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