Montag, 20 Juli 2015 12:00

Tunnel unterm Joch

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s4 stilfserjochMailand/Bormio/Bozen - Am 27. Juli 2015 geht ein symbolträchtiger Akt auf dem Stilfserjoch über die Bühne: Roberto Maroni, der Präsident der Region Lombardei und Landeshauptmann Arno Kompatscher werden gemeinsam ein Einvernehmensprotokoll unterschreiben.

von Erwin Bernhart

Die Unterschriften am Joch sind wohl keine Überraschung mehr. Denn mittlerweile ist die Katze aus dem Sack.

Es sind die Grünen Hans Heiss, Riccardo Dello Sbarba und Brigitte Foppa, die in der letzen Woche medial Alarm geschlagen haben. Sie haben vor „besorgniserregenden Nachrichten über den Stilferjoch Nationalpark“ gewarnt. Tatsächlich hat die Regionalregierung der Lombardei in der Sitzung vom 21. Mai 2015 ein Einvernehmensprotokoll zwischen der Lombardei und der Provinz Bozen beschlossen: Inhalt dieses Protokolles ist es, dass eine Tunnelverbindung zwischen dem Veltlin (Bormio) und dem Vinschgau und auch in Richtung Val Müstair überprüft werden soll. Nicht ganz klar ist, ob ein Tunnel für Autos oder als Alternative ein Eisenbahntunnel untersucht werden soll. LR Richard Theiner sagt, wenn, dann komme wohl nur die Eisenbahn in Frage. Die Basis für den Beschluss der Lombarden ist eine breite: Zum einen haben sich die Bürgermeister von Bormio und jene aus dem Vinschgau und Vertreter aus dem Val Müstair schon in lockerer Runde über eine mögliche Tunnelverbindung vor Jahren unterhalten. Mehr als ein Strich in der Landschaft ist dabei nicht herausgekommen. Interesse aber ist auf beiden Seiten vorhanden und wie man sieht, die Sache gärt auf politischer Ebene. Der Gedanke dahinter war, und dieser ist auch im Einvernehmensprotokoll ersichtlich, dass Grenzen überwunden und Talschaften zusammengeführt werden sollen. Die andere Seite ist die Finanzierungsschiene: Die Machbarkeitsstudie soll über den Fonds für die Grenzgemeinden finanziert werden. Der Lombardei würde die Studie demnach keinen Cent kosten und die Gelder für die Grenzgemeinden flössen in ein Projekt, bei dem - bei positivem Ausgang - beide Teile etwas davon hätten. Die meisten Grenzgmeindegelder fließen, bislang, nämlich in den Osten des Landes.  
Zusätzlich zur Machbarkeitsstudie für einen Tunnel wollen die Lombardei und die Autonome Provinz Südtirol eine „Aufwertung des Nationalparkes und eine Aufwertung der Stilfserjochstraße“ voranbringen, auch wolle man bei den Tourismusprodukten gemeinsam vorgehen. Diese Dinge und dann ein mögliches Tunnel-Vorprojekt wolle man zu gleichen Teilen finanzieren. Wobei die Lombardei ihren Finanzteil wiederum aus dem Grenzgemeindenfonds aufbringen wird.
Seit der Tunneldurchstich in Richtung Schweiz auf Eis liegt, hat man sich im Vinschgau verstärkt dem Süden zugewandt. Vielleicht auch um Eis zu tauen.

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