Dienstag, 19 März 2013 00:00

„Den einzelnen Verbänden könnte schon bald die Luft ausgehen“

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so_hellr_7268In Südtirol gibt es fünf Tierzuchtverbände und zwei Genossenschaften 2. Grades mit eigenen Verwaltungsstrukturen. Dazu kommt noch die KOVIEH als Schlachtvieh-Vermarktungs-Organisation. Alle Verbände erhalten Beiträge aus dem Steuertopf. Seit über zwei Jahrzehnten reden die Zuständigen von einer einheitlichen Struktur. Eine Studie sollte eine mögliche Fusion ausloten. Ein Verfechter der Fusion ist der Südtiroler Braunviehzucht-Obmann Luis Hellrigl.

von Magdalena Dietl Sapelza

Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau

Vinschgerwind: Herr Hellrigl, als Obmann des Südtiroler Braunviehzuchtverbandes versuchen Sie die Bauern für eine Fusion zu gewinnen. Ein schwieriges Unterfangen?


Luis Hellrigl: Ja und nein. In Gesprächen mit meinen Mitgliedern und auch jenen der anderen Verbände stelle ich immer wieder fest, dass der Großteil einen Zusammenschluss als sinnvoll erachtet. Diesen sehen sie als den richtigen Weg für die Zukunft. Viele befürworten eine Fusion nicht zuletzt deshalb, weil sie in ihren Ställen oft mehrere Rassen stehen haben, was mehrere Mitgliedschaften erfordert.

In der Studie wurde ausgelotet, wie eine mögliche Fusion organisiert werden könnte?
Ja. Es wurde Folgendes vorgeschlagen: Es würde eine einzige zentrale Verwaltungsstruktur geben, einen gemeinsamen Auftritt, eine gemeinsame Vermarktung. Jede Rasse würde aber ihren Platz beibehalten können. Außerdem könnten verschiedene andere Dienstleistungen für die Bauern übernommen werden. Natürlich wäre auch ein Einsparpotenzial programmiert.

Sie sagen, der Großteil der Bauern wäre für eine Fusion. Sind also die Funktionäre der einzelnen Verbände die Bremser?
Nein. Das kann man nicht so sagen. Die Studie haben alle Obmänner und  Geschäftsführer gemeinsam mitgetragen. Das ist schon einmal  positiv. Auch sonst reden wir miteinander. Wir haben ja mit dem Haus der Tierzucht einen gemeinsamen Treffpunkt. Warum sollten wir nicht endlich auch eine gemeinsame Verwaltung haben? Das liegt ja auf der Hand. In Zeiten der knappen Mittel sind sich alle bewusst, dass sich die Verbände über kurz oder lang zusammenraufen und einen gemeinsamen Weg einschlagen müssen, um zu rationalisieren und vor allem Kosten zu sparen. Da führt kein Weg vorbei. Wir vom Braunviehzuchtverband haben intern  bereits mehrheitlich für einen Zusammenschluss gestimmt. Auch im Kleintierzuchtverband ist das passiert.

Die anderen Verbands-Obleute lassen sich mit einer Entscheidung Zeit?
Wenn’s letztlich ums Eingemachte geht, wendet sich das Blatt unserer Kollegen speziell im Rinderbereich schlagartig. Die Entscheidung ist bereits gegen eine Fusion gefallen. Deshalb können derzeit keine weiteren Schritte gesetzt werden. Momentan ist alles auf Eis gelegt. Die Sache mit der Fusion muss wahrscheinlich noch reifen, obwohl das Thema schon lange aktuell ist. Doch ich hoffe, dass das Eis schon bald taut und die Vernunft siegt. Die KOVIEH und die Vereinigung der Tierzuchtverbände hängen natürlich direkt von dieser Entscheidung ab, weil die Vorstände ein- und dieselben Vertreter sind.

Die für Landwirtschaft zuständigen Politiker drängen seit Jahren zu einem gemeinsamen Weg der Tierzuchtverbände. Erhöhen sie den Druck?
Ja, den Druck macht das Geld. Den einzelnen Verbänden könnte irgendwann die Luft ausgehen, wenn das Land die Beiträge zurückschrauben muss, weil das Geld nicht mehr da ist. Spätestens dann müssen sie sich für die Gemeinsamkeit entscheiden und an einem Strang ziehen, um die Mitglieder nicht zur Kasse bitten zu müssen. Ich hoffe, dass eine Entscheidung zur Fusion nicht von oben her erzwungen werden muss. Wir sollten uns vorher einigen, denn nur dann können wir auch mitreden und eine neue Struktur mitgestalten. 


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