Mittwoch, 12 Dezember 2012 00:00

Was tun mit den Sorgen heute?

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Interview - Mals

s20_ConcaPsychiatrie ist Teil der Kultur und der Gesellschaft, in der wir leben so wie eben alle Sparten der Medizin, so Andreas Conca. Er ist offen, kompetent und fähig, Erkrankungen, Symptome und Heilungschancen verständlich zu erklären. Es ist ihm ein Anliegen, die Menschen zu informieren. Er spricht sie in ihren Nöten, Gedanken und Sinnfragen an. Er ermutigt zur Offenheit, psychische Probleme als Krankheiten zu sehen und einen Weg zur Lösung zu finden.
Der gebürtige Malser ist eng mit dem Vinschgau verbunden. Sein Vater Piero war Ende der 40er Jahre als Buchhalter beim Bau des Stausees angestellt, wobei er seine Frau, die Malser Grundschullehrerin Anni Hafner kennen lernte.

Vinschgerwind: Sind psychische Erkrankungen in der heutigen Zeit leicht zu erkennen?
Andreas Conca: Heute gibt es in der Psychiatrie eine HhPalette an Krankheiten, die wir leicht erkennen können. Wir wissen immer mehr Bescheid, daher können wir besser vorbeugen und gezielt behandeln. Einige Erkrankungen sind leider sehr komplex und schwerwiegend, sodass sie die betroffenen Menschen „behindern“ in ihrem Leben.

Wie gehen Menschen um mit der Erkenntnis oder mit der Vermutung, eine psychische Erkrankung an sich zu spüren?
Manche Menschen nehmen Veränderungen an sich wahr und wenden sich an uns. Dann können wir sie behandeln und einen großen Teil der Krankheiten heilen. Andere neigen dazu, ihre Probleme und Symptome zu verschweigen und nicht zu behandeln. Für Angehörige ist es schwer, wenn sich der Betroffene nicht helfen lässt. In diesem Fall erhalten diese bei uns Hilfe, um nicht selbst  zu erkranken. In manchen Ausnahmesituationen lässt sich niemand helfen.

Was können sich Menschen erwarten, wenn sie professionelle Hilfe suchen?
In erster Linie ein Ohr und Empfehlungen wie z.B. wie achte ich mich selbst, was nützen Psychopharmaka und regelmäßige Bewegung, wie verbessere ich den Lebensrhythmus. Oft stellt sich die Sinnfrage – und Menschen schaffen es, trotz oder gerade durch die schwere Erkrankung gut zu leben.

Wohin wage ich den ersten Schritt?
Der Nachbar und die eigene Familie sind die ersten Anlaufstellen, wo wir Partner und Partnerinnen zum Reden, Klagen und Beraten finden. Oder in der Apotheke, beim Hausarzt und beim Pfarrer. Weiter helfen öffentliche Einrichtungen: Caritas, Psychologischer Dienst, Beratungsstellen, Psychiatrischer Dienst, Selbsthilfegruppen... Es ist wichtig, eine Institution auszusuchen, und nicht gießkannenmäßig sich bei allen anzumelden.

Ein Wort zum Burnout.
Ich bin als Psychiater froh, dass es diese „Modeschöpfung“ gibt. Dadurch  öffnen sich Menschen und können Hilfe bekommen. Es ist schwierig zu sagen: Ich bin überfordert, ich schaffe es nicht mehr. Doch ich kann sagen: Ich bin „ausgebrannt“. Auf jeden Fall brauchen Betroffene Eigenverantwortung, um aus dem Burnout heraus zu kommen. Wenn die Arbeitsstelle oder deren  Organisation nicht ideal ist, gilt es dennoch, eigene Ressourcen zu entdecken und auch auf diese zu bauen

In Mals geboren, die Kindheit in Schlanders verbracht … mit dem Obervinschgau verwurzelt?
Jeder Urlaub, jede Feier bis 18 Jahren durfte ich in Mals erleben. Ich war hier beim Hüten und beim Kartoffeln ernten, erlebte das Schlachten und  die erste Verliebtheit. Ich spüre eine enge Verbundenheit, Heimat. Meine persönliche und berufliche Laufbahn beeinflusste dies sehr. Die Nähe des Vinschgaus zu Österreich und zur Schweiz vermittelten mir früh europäische Kultur.

Spiritualität, welchen Bezug haben Sie zum christlichen Glauben?
Die katholische Kirche empfand ich manchmal nicht als vertrauenswürdig. Trotzdem habe ich hier meine Wurzeln. Ich habe das Glück, zu glauben. Pflegen wir Sinnfragen und Spiritualität, können wir Heil erfahren. Jenseits aller Wissenschaft.

Haben Sie für unsere Leser und Leserinnen einen Wunsch zu Weihnachten? Oder Neujahr?
Ja. Nicht dem Leiden, sondern dem Leben Sinn geben, und die Feste feiern wie sie fallen…alles hat seine Zeit…

Interview: Brigitte Alber


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