Dienstag, 13 Dezember 2011 00:00

„Geamr Krippele schaugn“

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Schleis

s50_3814Geamr Krippele schaugn“, das flüsterten sich Schleiser Kinder während der Christmette jahrzehntelang zu. Ihr mitternächtliches Ziel war das kleine Fenster der Werkstatt, hinter dem Hermann Hirschberger eine Krippe aufgebaut hatte. In der Hl. Nacht öffnete er die Vorhänge, zündete die vielen kleinen Lichter an, und die Kinder drückten sich die Nasen platt, um die vielen kleinen Details genauer betrachten zu können. Und sie staunten.  Besonders hell beleuchtet war der Stall mit der Hl. Familie, Hirten saßen am Feuer, Engel schwebten über ihnen und kleine  Wasserläufe setzten Räder in Bewegung. Im Kreise der Kinder befand sich auch der kleine Sohn Richard, der mächtig stolz auf das Werk seines Vaters war und er erzählte den anderen, dass er hie und da bereits in der Adventzeit einen Blick in die Werkstatt geworfen hatte. Richard war fasziniert. Damals wurde seine Leidenschaft für das Krippenbauen geweckt. Allerdings machte der Vater fast alles allein. „

So recht zuiglott hot mir dr Voter nit“, erklärt er. Richard nahm sich vor, bald einmal selbst Ähnliches zu schaffen, doch es dauerte. Erst Jahre später besuchte Richard einen Krippenbaukurs bei Theo Parschalk in Glurns, und seither hat ihn das Krippenbaufieber fest im Griff. „Mai Freizeit gheart heint in Krippenbau“, sagt er. Nach der ersten Krippe fertigte er eine nächste für die Schwester an und eine übernächste für den Bruder. Immer mehr Krippen im traditionellen Tiroler Stil reihten sich aneinander. Als er die Zahl sieben erreicht hatte, zeigte er seine Kunstwerke erstmals im Schleiser Vereinshaus der Öffentlichkeit. An einen Verkauf der Krippen dachte er nie, zu sehr hängt er an ihnen. Nach der Ausstellung zu Dreikönig entschied er, die sieben kleinen Krippen zu einer großen zusammenzufügen. Den Platz dafür bot ihm der ungenutzte Heizraum in seinem neuen Haus. Er malte zuerst den Himmel, was ihm als gelernter Maler s50_3858leicht fiel. „Norr hon i fa hintn noch vorn baut“, beschreibt er. In unzähligen Stunden entstanden ein Krippenberg und ein Dorf mit fast fünfzig Häusern, perspektivisch richtig in die künstliche Landschaft eingebettet. Viele Häuser sind Kopien von Bauernhöfen aus der Gegend, als Miniaturen nachgebaut anhand von Fotografien. „A Haufn olte Häuser wearn haint ogrissn unt i erholt si weanigstens als Krippe“, sagt er. Mittlerweile ist er Besitzer von über zwanzig Krippen. Alles Passende, ob ein Uhrkasten vom Trödlermarkt, ein hohler Stamm oder ein Wurzel, funktioniert er in eine Krippe um. „Durchn Wold geh i olm mitn Grint owärts“, scherzt er. Heuer hat er sich erstmals an eine orientalische Krippe herangewagt, um etwas Neues für den Glurnser Advent zu schaffen. So recht anfreunden kann er sich nicht damit, denn das Herkömmliche gefällt ihm besser. Im Tauferer Torturm zeigte er zwanzig verschiedene Krippen. An der größten, der Bauernkrippe, hat er drei Jahre lang gearbeitet. Sein Wunsch wäre es, einen Stadel, oder ein sonstiges Gebäude zu finden, wo er seine gesamte Krippensammlung und speziell jene aus dem Heizraum dauerhaft ausstellen könnte. Ideal fände er es auch, wenn zusätzlich ein Raum für Krippenbaukurse zur Verfügung stünde. Doch einstweilen bleibt alles beim Alten. In Richards Haus werden weiterhin in allen Ecken Krippen zu bewundern sein, zur Freude der Schleiser Kinder, die zu jeder Jahreszeit sagen können: „Geamr Krippele schaugn“. (mds)


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