Damenfußball - In der neuen Saison muss Melanie auf ihre finnische Teamkollegin Katriina Talaslahti verzichten. Die Torfrau wechselt zum aktuellen Champions-League-Sieger Olympique Lyon. (sam)
Wolfgang Platter, zum Tag des Hlg. Benedikt, 11. Juli 2019
Weltweit sind heute über 25.000 verschiedene Arten wilder Orchideen beschrieben, die in fast allen Klimazonen außer in der unwirtlichen Polarregion gedeihen. Die mitteleuropäischen und mediterranen Orchideen sind nicht viel mehr als eine Handvoll der großen Artenfülle. Einige der europäischen Wildorchideen stelle ich Ihnen heute im Bild vor.
Die einheimischen Orchideen haben eine außerordentlich weite ökologische Amplitude: Bestimmte Arten kommen im Tiefland auf sumpfigen Nassstandorten vor, andere wiederum etwa in den Trockenrasen des Hochgebirges weit oberhalb der Baumgrenze, einige im tiefen Schatten bestimmter Wälder, viele brauchen Licht und Wärme. Die meisten Orchideen ziehen Kalkböden vor.
Der Großteil der tropischen und subtropischen Arten lebt epiphytisch, d.h. als Baum- oder Felsbewohner. Unsere heimischen Wildorchideen hingegen wurzeln als ausnahmslos terrestrische Pflanzen im Boden. Viele Arten weisen Knollen auf.
Einkeimblättler
Orchideen gehören zu den Einkeimblättrigen Pflanzen wie z.B. die Gräser und die Liliengewächse. Den Einkeimblättrigen Pflanzen sind die parallelnervigen Blätter eigen. Die Blattformen unserer Orchideenarten sind recht einfach, je nach Art eiförmig, schmal- oder breitlanzettlich. Meist sind die Laubblätter an der Oberfläche glänzend. Besonders interessant sind die verschiedenen Bestäubungsmechanismen. Die Orchideenblüte dreht sich beim Aufblühen um 180° und die vormalige Blütenoberseite wird im erblühten Zustand zur Unterlippe und bildet den Landeplatz für die Bestäubungsinsekten. Die oberen Kronblätter sind öfters helmartig ausgeformt. Orchideen geben ihren Pollenstaub nicht einzeln ab, sondern als sogenannte Pollinien in klebrigen Pollenpaketen. Diese Pollenpakete werden den Bestäubungsinsekten von oben auf deren behaarten Rücken geklebt und so zielgerichtet auf die Narbe der nächsten angeflogenen Blüte übertragen. Der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) hat die Unterlippe als Kesselfalle ausgebildet, in der er das Bestäubungsinsekt kurzzeitig gefangen hält bis die Bestäubung der Blüte vollzogen ist. Die Blüten der Ragwurz (Ophrys spec.) ahmen in Form und Farbe hingegen täuschend Insektenweibchen nach wie Hummeln oder Fliegen, sodass die betörten Insektenmännchen deren Begattung versuchen und so zu Überbringern der Pollenpakete werden.
Keimung
Auch im Hinblick auf Samen und Keimung weisen die Orchideen Besonderheiten auf. Die in den Orchideenfrüchten heranreifenden Samen gehören zu den kleinsten der Blütenpflanzen. Wenn sich eine Fruchtkapsel öffnet, rieseln staubfeine Körnchen heraus und werden vom leisesten Windhauch verblasen. 100.000 solcher Samenstäubchen wiegen weniger als ein Gramm. Den Samenwinzlingen fehlt das Nährgewebe, deshalb sind sie zum Keimen auf die Mithilfe von bestimmten Pilzen angewiesen, die ihnen die Nahrung vermitteln und mit denen sie eine Symbiose eingehen. Fehlt dieser Pilz, kommt es nicht zur Keimung. Orchideen sind am Beginn ihres Lebens mycotroph, d.h. sie leben ausschließlich von den durch den Mykorrhiza-Pilz gelieferten organischen Stoffen.
Geschützt
Alle einheimischen Wildorchideen-Arten sind streng geschützt! Bitte graben Sie daher keine Pflanzen aus, ohne den richtigen Mykorrhiza-Pilz gehen sie in ihrem Steingarten ohnehin ein. Als Pflückblüten würden sie schnell verwelken und auch zum Herbarisieren eignen sich die Orchideen schlecht. Bestaunen Sie die Blüten, riechen Sie an den betörenden Düften mancher Arten, fotografieren Sie, aber respektieren sie den Artenschutz.
Die Familie der Orchideen ist stammesgeschichtlich noch sehr jung, vielleicht die jüngste Pflanzenfamilie überhaupt. Diesem ihren jugendlichen Alter in der Evolution ist die außerordentliche Flexibilität und Dynamik bestimmter Gattungen wie der Ragwurz (Ophrys) und der Knabenkräuter (Orchis) zuzuschreiben ebenso wie die relativ häufige Bastardisierung verwandter Arten.
Die Temperaturen lassen keinen Zweifel: Der Sommer ist da. Und mit ihm auch verschiedene Angebote....
Spätestens wenn in den Schaufenstern Plakate mit großen Prozentzeichen locken, dann steht der Sommerschlussverkauf an. Heuer war der 6. Juli Startschuss, seitdem heißt es Angebote, Angebote, Angebote. Viele Kundinnen und Kunden freuen sich auf den Sommerschlussverkauf, denn mit ein bisschen Glück stehen Größe und Wunschmodell noch zum Verkauf und es kann - ganz nebenbei - viel Geld gespart werden.
Natürlich ist der Sommerschlussverkauf eine Aufforderung günstige Einkäufe zu machen, doch nicht nur. Grundsätzlich sollten auch abseits davon Augen und Ohren offen gehalten werden. Denn wer sparen will, der kann auch vorsorgen oder besser gesagt einfach für die nächste Saison vorausdenken. Was brauche ich? Was will ich mir schon lange anschaffen? Welchen Wunsch möchte ich mir erfüllen? Welche Anschaffung steht in nächster Zeit an, die ich vielleicht bereits erledigen kann?
Angebote lesen
Am einfachsten ist es natürlich, die Angebote wahrzunehmen, die uns Händler, Betriebe oder Unternehmen ganz von selbst präsentieren. Werbungen in Zeitungen oder Prospekte mit Angeboten sind die einfachste Möglichkeit, um Schnäppchen zu machen oder sich lang gehegte Wünsche zu erfüllen. Das können Ausstellungsstücke sein, die zu einem günstigen Preis angeboten werden, weil ganz einfach der Platz gebraucht wird. Oder aber Abverkaufsware, weil das Lager geräumt werden muss, weil Platz für Neues fehlt.
Ein wichtiger Tipp:
Antizyklisch einkaufen
Was heißt antizyklisch einkaufen? Im Grund ist das schnell erklärt: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Wenn uns eine Hitzewelle die Schweißperlen auf die Stirn treibt, dann sind Ventilatoren besonders begehrt. Die Nachfrage steigt. Das merken natürlich auch die Händler, vor allem am schwindenden Lagerbestand. Die Preise steigen. Sobald es jedoch herbstlich wird, will kein Mensch mehr einen Ventilator. Die Preise purzeln schneller, als man hinschauen kann. Was für Ventilatoren gilt, gilt für alle Produkte, die eine Saison haben. Winterreifen, Sommerkleider, Gartenstühle, Skiausrüstung und so weiter.
Qualität kaufen
Eines sollte immer stimmen und kein Kompromiss sein: die Qualität. Denn stimmt die Qualität nicht, ist jedes Produkt zu teuer gekauft. Denn manchmal gilt, wer billig kauft, der kauft zweimal.
Ein Mixer, der nach zwei Einsätzen den Geist aufgibt, ist selbst für fünf Euro zu teuer und an einer Kaffeemaschine, die nach kurzer Zeit kaputt geht, wird man auch keine Freude haben!.Deshalb lieber auf Qualität achten und etwas fürs Leben kaufen. Das schont nicht nur den Geldbeutel und die Umwelt, sondern auch die Nerven und das Zeitkonto.
Latsch/Afrika - In den Süden Afrikas ging es am Freitag, 10. Mai für alle, die zum Abend im Rahmen der Vortragsreihe des Weltladen Latsch, in den Fraktionssaal des CulturForums gekommen waren.
Es gibt viele Gründe, die zum Reisen bewegen. Bei Verena Gschnell war ein Projekt der Anlass für die Reise in ein Land, das eigentlich gar nicht auf ihrer Liste stand. Über die OEW reiste sie 2011 erstmals für sieben Monate nach Sambia, um dort ein Praktikum in einer Schule für Waisenkinder zu machen. „Das Erste was ich tun musste war: Atlas auf, Sambia suchen. Ich hatte nämlich keine Ahnung wo genau Sambia liegen könnte”, erzählte die junge Brixnerin zu Beginn lachend. Mit zahlreichen Fotos illustrierte sie ihre Erzählungen über Land und Leute. Die visuelle Reise begann bei den Naturspektakeln des Landes, den tosenden Viktoria-fällen, dem beeindruckenden South Luangwa Nationalpark und seinen tierischen Bewohnern und atemberaubenden Sonnenuntergängen. Mit ansteckender Begeisterung erzählte Gschnell vom Projekt und der Schule, wo sie ehrenamtlich tätig war. Sie erklärte, dass die Schule den Kindern neben Bildung auch täglich eine Mahlzeit ermögliche, die Einzige für viele der rund 300 Kinder. In Sambia leben heißt auch oft ohne Strom und fließend Wasser leben. „Bei Kerzenlicht zu essen ist total schön, wenn man es sich aussuchen kann. Für mich ist es eine Auszeit, für andere der Alltag. Ich kann jederzeit in einen Flieger steigen und gehen.“ Reisen verändert und Verena Gschnell nahm viel von ihrer Zeit in Sambia mit: Ein anderes Zeitgefühl, viele Kompetenzen und zahlreiche Freundschaften. Inzwischen war sie bereits das dritte Mal dort. „Bei ganz vielen Reisen lässt man ein Stück Herz zurück. Ein Stückchen Herz ist bei mir in Sambia geblieben”.
Der nächste Abend zum Thema „Mein Leben im indischen Dorf“, mit Martha Lechthaler, findet am 7. Juni statt. (cg)
Allitz/Rimpfhof - Zur zweiten Kulturwanderung zum Rimpfhof mit anschließender Autorenlesung luden am 26. Juni die Bibliothek Schlandersburg und der Bildungsausschuss Schlanders. Raimund Rechenmacher, der Bibliotheksleiter und Präsident vom Kulturverein Rimpf, konnte bei der Feuerwehrhalle in Allitz rund 20 Personen begrüßen. Eine Stunde wanderte die Gruppe zum Rimpfhof, wo der Autor Gerold Ehrsam die Ankommenden erwartete. Ehrsam macht bereits zum vierten Mal einen Schreiburlaub in der Künstlerwohnung am Rimpfhof. Der ehemalige Lehrer aus dem Kanton Basel ist begeistert von der Abgeschiedenheit inmitten der Natur am Vinschger Sonnenberg. Hier schreibt er seine Gedichte, kann Niedergeschriebenes überarbeiten und den meist kurzen Texten eine bestimmte Form und Melodie geben. Im Freien, auf dem Platz vor dem Rimpfhof las Ehrsam seine komprimierten Gedichte, Wortspiele, Gedankenketten und humorvollen Verse in der Abenddämmerung. „Fliegen haben keine Zeit zu lügen, tun ja nicht als fliegen“, so eines seiner kurzen Gedichte. Abwechselnd zur Lesung erzählte Raimund Rechenmacher die spannende Geschichte vom Rimpfhof, der zum Kloster Marienberg gehörte und lange verpachtet wurde. Vor dem 1. Weltkrieg kam der Hof in den Besitz der Gemeinde Kortsch, später der Fraktion Kortsch. 1982 wurde der Kulturverein Rimpf gegründet, der mit der Renovierung begann und den Hof zu einem Treffpunkt und Aufenthaltsort für Kulturschaffende machte. Nach der Lesung gab es Schwarzplentenen Riebel mit Marillen- und Preiselbeermarmelade und Kompott, frischem Quellwasser und einem Glas Wein. Mit Taschen- und Stirnlampe wurde nach 22:30 Uhr der Rückweg nach Allitz angetreten. (hzg)
Vinschgau - Knapp 200 Kinder und Jugendliche sind bereits im ersten Juli-Turnus bei den Angeboten der Sommerschule/Spielend lernen und weiteren Freizeit-Angeboten zwischen Reschen und Schlanders unterwegs. Im Laufe des Sommers werden es dann dreimal so viel werden, denn die Angebote sind für Grund- und Mittelschüler an drei Wochen im Juli und im August ausgerichtet. Knapp 60 BetreuerInnen, (vorwiegend StudentInnen) heuer sind viele neu dabei - werden dabei beschäftigt. Projektträger ist die Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung in Spondinig, welche gemeinsam mit den schulischen und öffentlichen Einrichtungen vor Ort agiert und finanziell durch die Familienagentur des Landes unterstützt wird. Zudem stellt die Bezirksgemeinschaft Vinschgau/Sozialdienste mit Evelyn Peer eine Koordinatorin zur Verfügung. Pädagogisch steht eine erweiterte Kombination aus spielerischem und kreativem Lernen und individuellem Freizeitangeboten im Mittelpunkt. Das Erlernte wird mit Ausflügen zu verschiedenen Betrieben und Einrichtungen praxisnah vertieft. Die Freizeitangebote wie „Activity/Eintauchen in die Berufswelt“, Trekkingwochen, Kreativwochen, Sport- und Klettercamps sowie musikalische Angebote finden seit Jahren große Resonanz. Die Möglichkeit, eine Einzelbetreuung für Kinder mit Behinderung zu erhalten und die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund ist ein weiterer pädagogischer Schwerpunkt, der sehr geschätzt wird. (lu)
Schluderns - Wer rastet, der rostet. Dieses Sprichwort machten sich vier frisch gebackenen Pensionisten aus Schluderns zu eigen und planten eine Viertagestour über den Vinschger Höhenweg von Planeil bis St. Martin im Kofel mit drei Übernachtungen. Bei mehreren Trainingswanderungen bereiteten sie sich auf die Bergtour vor. Dienstag den 25. Juli starteten sie dann in Planeil und wanderten (abweichend vom Vinschger Höhenweg) über die Spitzige Lun und dem Hochjoch bis zum Übernachtungsort Oberetteshütte. Der achtstündige Fußmarsch bei sengender Hitze verlangte der Gruppe einiges ab. Bei jedem Bergbach füllten die Männer ihre Wasserflaschen auf. „So viel Wasser habe ich in meinem ganzen Leben noch nie getrunken“, erzählt Raimund Pali. Am Tag darauf folgten der Abstieg zu den „Glieshöfen“ im Matschertal und der Wiedereinstieg in den Höhenweg der sie bis nach Tanas zum „Gasthof Paflur“ führte, wo sie die zweite Nacht verbrachten. Die nächste Etappe ging weiter bis nach St. Martin im Kofel und zum dritten Übernachtungsort beim „Oberkaser“. Nach dem Abstieg über Juval traten die Vier nach rund 100 km Fußmarsch müde mit dem Zug den Heimweg an. Dass es Mitte Juni so heiß werden würde, hatten sie sich nicht erwartet. (mds)
Schlanders/Vinschgau - Die 4. Klasse des Realgymnasiums Schlanders und die 15 Teilnehmer am Englischleistungskurs erlebten kurz vor Schulende eine politisch aufregende Woche in der britischen Hauptstadt. Zeitgleich mit den Schlanderser Oberschülern und ihren Englischlehrkräften Helga Mantinger und Martin Trafoier traf nämlich der amerikanische Präsident Donald Trump zu einem Staatsbesuch in der britischen Hauptstadt ein. Vor dem Buckingham Palast, wo das Staatsbankett stattfand, und am Trafalgar Square gesellten sich die jungen Vinschger umgehend zum bunten Haufen von Menschen, die originell und schrill vor allem gegen Trumps Ausgrenzungs- und Klimapolitik protestierten.
Bunt und kontrastreich verlief auch der Rest des Projektaufenthalts, der von der Raiffeisenkasse Schlanders gefördert wurde. Die Kontraste sind im Londoner East End besonders ausgeprägt: Dort grenzen im Banken- und Börsenviertel imposante Wolkenkratzer wie die „Gurke“ oder die „Käsereibe“ unmittelbar an multikulturelle Einwandererviertel, wo sich Londoner und Touristen mit Menschen aus Indien, Bangladesch oder Pakistan durch graffitiverzierte Gassen drängen.
Im Museum der englischen Nationalbank konnten die Schüler einen 13 kg schweren Goldbarren im Wert von einer halben Million Euro in die Hand nehmen und im Natural History Museum unter einem riesigen Dinosaurierskelett durchspazieren. Im Britischen Museum beeindruckten die ägyptischen Mumien und der Parthenon-Fries der Akropolis, und am Camden Lock Market probierten die weltoffenen Jugendlichen brasilianische, äthiopische, vietnamesische oder französische Spezialitäten. Vom 10. Stock des Tate Modern Museums genoss die Gruppe den Ausblick auf die Londoner Skyline, und im Zuge einer Harry Potter Tour kam sie an viele Londoner Drehorte und Schauplätze der Erfolgsromane von J. L. Rowling.
Unterhaltend und mitreißend waren auch die abendlichen Theater- und Musicalbesuche. Zur atemberaubenden Inszenierung des Musicals „Aladdin“ gehörten aufwendigen Kostüme und Bühnenbilder sowie fliegende Teppiche. Bei „Mamma Mia“ sprangen während der Zugaben alle von ihren Sitzen hoch und tanzten und sangen zu ABBAs Welthit „Waterloo.“
Das Ende des Londonaufenthalts der Schüler des Realgymnasium Schlanders stand wiederum im Zeichen der Politik: Während die Gruppe auf den Rückflug wartete, trat die britische Premierministerin Theresa May im Zuge des Brexit-Schlamassels als Vorsitzende der Konservativen Partei und Premierministerin zurück. Im Juli wird voraussichtlich der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson diese Ämter übernehmen – aber ohne Vinschger Oberschüler vor Ort. (mt)
Nicht nur Nordtirol und das Trentino haben mit Südtirol eine lange gemeinsame Geschichte. Auch das benachbarte Graubünden und besonders das Münstertal und das Unterengadin waren mit Südtirol und besonders dem Vinschgau eng verbunden. Der Vinschgau gehörte lange zu Churrätien und bildete mit dem Unterengadin eine Grafschaft. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte der Vinschgau kirchenrechtlich zum Bistum Chur. Der Hl. Florinus aus Matsch bzw. Remüs, der einzige Heilige aus dem Vinschgau, war im 7. Jahrhundert Pfarrer in Ramosch im Unterengadin. Das Unterengadin war Lehen der Grafen von Tirol. Die Gründung des Klosters Marienberg geht auf die Herren von Tarasp und auf Uta von Tarasp zurück. 1499 kam es im Schwabenkrieg bzw. Engadiner Krieg zu Auseinandersetzungen zwischen den Habsburgern und den Eidgenossen. Bei uns gab es die Calvenschlacht. Viele Dörfer im Vinschgau und im Engadin wurden zerstört. Aus dieser Zeit stammt die Geschichte der „Donna Lupa“ aus Tschlin. Der Überlieferung nach soll sie am 18. Juli 1499 im Schwabenkrieg die Besetzung und Plünderung Tschlins durch die Habsburger Truppen durch eine List verhindert haben. Während die Dorfbevölkerung in der Kirche bei einer Beerdigung war, drangen Tiroler Spione in das Haus der Donna Lupa ein, die gerade das Leichenmahl zubereitete. Geistesgegenwärtig behauptete die Frau, das opulente Essen sei gedacht für die eidgenössischen Truppen, die derzeit gerade im Anmarsch seien. Die Boten erschraken wegen dieser Nachricht und flüchteten zu Tal. Daraufhin verschonte der befehlshabende Oberst Tschlin im Gegensatz zu allen anderen Ortschaften im Tal. Eine einfache Holzskulptur am Brunnen in Tschlin neben der Kirche erinnert an dieses Ereignis und an Donna Lupa.
Donna Lupa – Schellen-Ursli – Selina Chönz und Engadiner Häuser
Tschlin ist eine kleine Ortschaft im Unterengadin auf 1.533 m ü.M., am schnellsten erreichbar über Nauders und Martina. Zusammen mit Ramosch bildet Tschlin heute die Gemeinde Valsot. Andere Ortschaften im Unterengadin sind die Gemeinde Scuol (mit Guarda, Bos-cha, Ardez, Fta, Sent und Tarasp) und die Gemeinde Zernez (mit Susch und Lavin). Insgesamt leben im Unterengadin nur rund 7.000 Personen. Im Mittelalter führte durch das Unter- und Oberengadin eine alte Handelsstraße zwischen Innsbruck und dem Comersee auf dem Weg nach Mailand. Während Tschlin die Heimat von Donna Lupa ist, ist Guarda die Heimat des Schellen-Ursli. Selina Chönz (1910 – 2000), eine Kindergärtnerin und Autorin, die bis 1981 in Guarda lebte, hat 1945 das bekannte Kinderbuch geschrieben. Alois Carigiet hat das Buch illustriert. „Hoch oben in den Bergen, weit von hier, da wohnt ein Büblein, so wie ihr“, so beginnt die Geschichte von Ursli, der zu Chalandamarz mit der großen Glocke durchs Dorf ziehen möchte. Beim Brauch des Chalandamarz, der alljährlich am 1. März stattfindet, wird mit lautem Glockengeläut der Engadiner Kinder der Winter ausgetrieben und der Frühling angekündigt. Ursli soll die kleinste Schelle bekommen und als Letzter beim Umzug durch das Dorf und um die Dorfbrunnen gehen. Alleine geht er auf dem gefährlichen Weg durch den tiefen Schnee hinauf zur Almhütte, um von dort die große Kuhglocke zu holen. Seine Eltern und alle Dorfbewohner suchen nach dem kleinen Ursli. Überglücklich kommt er am nächsten Tag mit der größten Glocke und darf den Umzug anführen. Heute gibt es in Guarda ein Museum, wo das Kinderbuch und verschiedene Übersetzungen gezeigt werden und Einblicke über den Schellen-Ursli aus Guarda geben. Außerdem gibt es einen 3 km langen Schellen-Ursli-Rundweg. Eine Besonderheit in Guarda, aber auch in den anderen Dörfern des Engadin und des Münstertales sind die Engadiner Häuser. 1975 erhielt Guarda den Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes. Die Fassadenmalereien der Häuser sind vor allem in der Sgraffitto-Technik ausgeführt. Dabei werden zuerst verschiedenfarbige Putzschichten aufgetragen und dann Teile der oberen Putzschicht abgekratzt und freigelegt, sodass durch den Farbkontrast ein Bild erzeugt wird. Steivan Liun Könz (1940 – 1996), ein Sgraffitokünstler und Sohn von Selina Chönz, hat im Engadin rund 100 Häuser bemalte. Ein Spaziergang durch die engadiner Dörfer ist ein besonderes Erlebnis. Man entdeckt enge Gassen, Fassaden mit Drachen, Fabelwesen, Meerjungfrauen und verschiedenen Verzierungen, viele Brunnen, Erker, schöne Tore und viele rätoromanische Sprüche auf den Hausfassaden.
Randulinas – Zuckerbäcker - Engadiner Torte und ein Bahnprojekt
Das Unterengadin, dieses abgelegene Hochtal, das vor allem von der Landwirtschaft lebte, war über Jahrhunderte geprägt von Armut und Not, so wie der Vinschgau. Viele mussten wegziehen und anderswo ihren Lebensunterhalt verdienen. Viele blieben mehrere Monate weg und kamen dann wieder in ihre Heimat zurück. Diese Emigranten werden „Randulin“ (Schwalben) bzw. in der weiblichen Form Randulinas genannt, weil sie wie die Schwalben fortzogen und dann im Sommer wieder zurückkehrten. Viele dieser Emigranten sind nach Venedig und haben dort als Zuckerbäcker und Konditoren gearbeitet. Viele waren auch als Branntwein- und Milchverkäufer, Schuster oder Messerschleifer tätig. Nachdem sie aus Venedig vertrieben wurden, arbeiteten sie als Zuckerbäcker in ganz Europa. Diese Randulins brachten nicht nur Geld nach Hause zurück, sondern auch neue Ideen und neue Erfahrungen. Die Bündner bzw. Engadiner Nusstorte ist heute die bekannteste Spezialität des Kantons Graubünden und neben dem Birnbrot das bedeutendste Exportprodukt der Bündner Bäcker und Konditoren. Das Unterengadin liegt in unserer Nachbarschaft und ist uns doch so fremd. Über die wildromantische Uina-Schlucht von Schlinig nach Sur En kann man es zu Fuß erreichen. Es gibt außerdem ein Interreg-Projekt einer Bahnverbindung vom Unterengadin in den Obervinschgau. Eine Variante wäre eine Zugverbindung von Mals nach Scuol mit einem 23 km langen Tunnel und Anschluss an das Rhätische Bahnnetz. Dieses Projekt könnte die Vinschger und Unterengadiner wieder näher zusammenbringen.
Heinrich Zoderer
Schnals/archeoPark - Neben der Dauerausstellung über den Lebensraum von Ötzi und seine Zeit, gibt es im archeoPark Schnalstal immer wieder Sonderausstellungen zu unterschiedlichen Themen. Am 7. Juli konnte BM Karl Josef Rainer, zusammen mit Sonja Santer, der Präsidentin des Museumsvereins, die Sonderausstellung „Wasserführend. Bewässerungskulturen der Welt früher und heute“ mit Bildern des Fotografen Gianni Bodini eröffnen. Johanna Niederkofler, die Museumsleiterin, hat gemeinsam mit Bodini insgesamt 28 Bilder von seiner großen Sammlung über Bewässerungssysteme aus der ganzen Welt ausgesucht und mit einem Begleittext im Museum präsentiert. Bei der Ausstellungseröffnung betonte Niederkofler den Wert des Wassers als Grundbedingung für das Leben. Ohne Waale gäbe es im trockenen Vinschgau keine Landwirtschaft, genauso wie in anderen trockenen Teilen der Erde. Bewässerungssysteme zwingen die Menschen zur Zusammenarbeit und zu einem gerechten Umgang mit dem kostbaren Gut. Gianni Bodini sagte, dass Wasser wertvoller als Öl ist. Das Wasser ist ein großes Zukunftsthema. Weil wir immer mehr Wasser brauchten und immer weniger zur Verfügung steht, wird es in Zukunft Kriege um das Wasser geben, meinte Bodini. BM Rainer und auch Walter Zerpelloni, der Präsident des Tourismusvereins, unterstrichen die Bedeutung der Waale im Schnalstal für die Landwirtschaft, aber auch für den Tourismus. Neben der Sonderausstellung, die bis am 3. November besichtigt werden kann, werden noch drei Begleitveranstaltungen angeboten. Am 12. Juli gibt es ein Gespräch mit dem Waaler Alfred Wellenzohn am Schnalswaal. Einen Eltern-Kind-Workshop zum Thema Waalerschelle gibt es am 20. Juli und am 13. August präsentiert Gianni Bodini mehrere Bilder zum Thema „ Un viaggio alla scoperta delle vene d´acqua“. (hzg)