Dienstag, 30 September 2014 00:00

„Viel Notwendiges ist zu tun, es wird aber verschoben, verschoben...“

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s40 5806Franz Marx von der Firma Marx AG ist unter anderem Betonlieferant für das Baugewerbe. Die Menge und die Frequenzen der Betonlieferungen sind auch ein Indikator für Arbeitsaufträge und Arbeitsvolumen in der Baubranche. Wie beurteilt Franz Marx den derzeitigen Stand der Baubranche im Vinschgau? Eine Standortbestimmung.

 

Vinschgerwind: Als Betonzulieferer sind Sie eine Art Seismograf der Bauwirtschaft. Was stellen Sie aktuell im Baugewerbe fest?
Franz Marx: In den letzten zwei Jahren ist bei der Betonlieferung ein Minus von etwa 20 Prozent zu verzeichnen. Das heißt, dass weniger Arbeit im Baugewerbe zu verzeichnen ist und das Schlimme daran ist, dass der Preisdruck enorm ist. Die Baufirmen drücken sich gegenseitig die Preise, damit sie Arbeit haben, damit sie ihre Angestellten beschäftigen können.

Ein Rückgang in den letzten zwei Jahren. Und die aktuelle Situation?
Seit einem Monat sind wieder mehr Ausschreibungen festzustellen. Das kann mit dem veränderten Vergabemodus zu tun haben. Viele Ausschreibungen sind von den Gemeinden zu verzeichnen, aber ganz wenige Ausschreibungen vom Land. Das Land ist noch nicht durchgestartet.

Für welchen Radius gilt Ihre Aussage?
Sicherlich von Reschen bis Salurn. Gott sei Dank haben die Gemeindeausschreibungen im letzten Monat um rund 50 Prozent zugenommen. Wenig tut sich im privaten Sektor, weil offensichtlich kaum Geld vorhanden ist. Und genau dies spüren meine Kundschaften, die Baufirmen vor Ort.

Trotz der großen Anreize, wie der steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten?
Der Kubaturbonus hat viel gebracht. Allerdings ergeben sich daraus kleinere Aufträge. Wenn jemand neu baut, werden Ausgaben von 300.000 Euro und mehr getätigt. Beim Kubaturbonus sind es etwa 80.000 bis 100.000 Euro. Das ist in Summe zu wenig Arbeit für unsere Maurer vor Ort, weil die Bauwirtschaft doch eine große Branche im Vinschgau ist. Die einzige Konstante sind die Obstgenossenschaften. Im Schnitt machen Obstgenossenschaften jedes zweite oder dritte Jahr einen Anbau, einen Umbau oder Ähnliches. Dabei fällt viel Arbeit an. Nicht für alle, aber einzelne Firmen haben dann doch wieder viel zu tun und finden für mehrere Monate Beschäftigung. Und für uns fallen große Betonlieferungen an.

Können Sie eine Prognose machen. Wie wird sich die Bauwirtschaft in nächster Zeit entwickeln?
Wir hegen die Hoffnung, dass das Land, wie es die Gemeinden schon tun, nachziehen wird. Dass das Land wieder Ausschreibungen macht. Hätten wir in Schlanders nicht den Umbau des Krankenhauses und des Weißen Kreuzes, könnte man sagen, dass das Land im Vinschgau derzeit nichts macht. Seit kurzem ist die Gewerbeoberschule in Schlanders ausgeschrieben. Auch was den Straßenbau anbelangt, ist im Vinschgau zurzeit nichts. Null. Sei es Instandhaltungsarbeiten, sei es Neubau. Die erste Arbeit, die kommen soll, ist der Tunnelbau in Kastelbell. Aber das wird noch drei Jahre dauern. Der Küchelbergbau in Meran soll das nächste Jahr mit den Ausschreibungen kommen. Fakt ist, dass die Landesbaustellen zurzeit nicht vorhanden sind.

Obwohl Notwendigkeiten vorhanden wären. Welche würden Sie da aufzählen?
Die Straßenunterbauten sind ein Beispiel. Durch die vielen Niederschläge hat sich der Straßenbestand stark verschlechtert. Zurzeit werden Kosmetikarbeiten durchgeführt, das heißt, mit einer Asphaltschicht werden die Klüfte geschlossen. Das kostet wenig. Wenn in nächster Zeit nichts passiert, stehen wir in kürzester Zeit vor einer mittleren Katastrophe. Die Rablander Umfahrung wäre dringend nötig, ebenfalls die Kastelbeller Umfahrung. Alte Schulen sind zu sanieren. Es ist einiges notwendig. Vieles wird verschoben, verschoben, verschoben.
Interview: Erwin Bernhart

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