Dienstag, 22 Juli 2014 09:06

„A Blitz, a Tuderer, a Schnöll…“

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s17 IMG 2636Herbert Theiner war über fünfzig Jahre lang Hirte auf der Heimatweide in St. Valentin und auf Almen. Er kennt die Widrigkeiten der Natur, hat Blitzeinschläge überlebt und gegen Schlangen gekämpft.

von Magdalena Dietl Sapelza

Seine Zeit auf der alten Plawenner Alm war eine der prägendsten als Hirte. Bevor er sich dort abends schlafen legte, musste er sein Bett täglich nach Schlangen durchsuchen und diese dann entfernen. Durch das rissige Mauerwerk krochen Kreuzottern und Vipern unter das Federbett.

„Di olt Plawenner Olp isch a Schlongenolp gweesn“, sagt er. Der junge Untersenner verbrachte die Nächte immer in Plawenn. Herry erzählt, dass er Vipern an den Zitzen der Kuheuter saugen sah.  Er hatte keine Angst vor den Schlangen, denn er hatte von klein auf gelernt vor ihnen auf der Hut zu sein. Plawenn war seine Heimat bis zu seinem elften Lebensjahr. Seine Familie hatte dort einen Hof gepachtet. Dann wurde ein kleiner Hof im Dörfl bei St. Valentin sein nächstes Zuhause. Als 14- und als 15-Jähriger hütete er in Cent und in Ramosch. 1962 übernahm die Familie die „Huat“ auf der Heimatweide von St. Valentin. Bei der „Road“ im Frühjahr und im Herbst hütete er an die 300 Stück Vieh. Im Sommer waren es rund 100 Stück. Auch für rund 500 Schafe trug er die Verantwortung.
Nach 17 Jahren trat er den Dienst auf der alten Plawenner Alm an. Dort hatte er nicht nur mit den Schlangen zu kämpfen, sondern erlebte auch einen Felssturz. Er war am 1. September 1978 gerade beim Melken, als plötzlich  ein ohrenbetäubender Knall die Stallwand erzittern ließ. Ein riesiger Felsbrocken hatte im  Gebäude eingeschlagen und war bis vor vor den „Kaskessl“ gerollt. „Selm hobmer Glück kopp“, meint er. Trotz allem wurde weitergearbeitet. Die Alminteressentschaft errichtete daraufhin eine neue  Almhütte an anderer Stelle. Die Schleiser Alm war 1980 Herrys nächste Station. Dreimal wechselte in diesem Jahr der Senner und die Umstellungen waren nicht einfach.  Im Juli des nachfolgenden Jahres wurde er gebeten, mit dem „Galtvieh“-Hirten auf „Marodes“ zu tauschen, weil dieser die Einsamkeit nicht verkraftete. „In St. Anna Tog 1981 bin i aui unt norr bis 2008 bliebm“, betont er. Ihm machte das Alleinsein nichts aus. Es genügte ihm, wenn er Besuch bekam, und das war fast jeden Sonntag der Fall. In den ersten elf Jahren hatte er mit seinen Tieren immer Glück.
Im zwölften Jahr fielen drei Jungrinder über Felsen. Im 18. Jahr verlor er zwei Tiere durch Blitzschlag. Beinahe hätte es ihn selbst erwischt, denn er stand in unmittelbarer Nähe. „Deis isch a wilde Soch gweesn“, meint er. Wenn auch höhere Gewalt im Spiel war, den Verlust von Tieren verkraftete er nur schwer. Nach 28 Jahren auf dem Schleiser Berg wechselte er auf die Mitteralm im Avingatal bei Taufers i. M. „Sel isch a feine hoatare Olm gweesn“, schwärmt er. Das Gegenteil war auf Maseben in Langtaufers der Fall, wo Herry 2010 und 2011 hütete. „Sem ischas zach gweesn“, meint er. Oft war das Gras knapp, und er hatte mit „Schneeflucht“ zu kämpfen. Dort stürzten zwei Jungrinder ab und eines wurde vom Blitz erschlagen. „A Blitz, a Tuderer, a Schnöll.. s’Kalbl isch in Aplboch gflouchn unt i in a Lock”, beschreibt er. Wieder hatte er Glück. Nach kurzer  Benommenheit erholte er sich und verständigte den Alpmeister. 2013 schloss sich für Harry der Kreis und er übernahm wiederum die Sommerkühe in St. Valentin. Mittlerweile waren es nur noch 40 Stück.  
Mittlerweile hat er eine Beschäftigung als Hausmeister beim „Michlwirt“ in Tartsch gefunden. In der Freizeit zieht er sich in seine Wohnung in St. Valentin zurück. Er genießt es, dass er nicht  mehr früh aufstehen und bei Wind und Wetter nach den Tieren schauen zu muss. Oft gönnt er sich ein Bier und gelegentlich ein Kartenspiel. „Af di Olmen hobm miar viel Kortn gspielt“, erklärt er.
Eine Partnerschaft ist Herry nie eingegangen. „Waibr honn i schun kopp,  obr es hot nit taugt“, meint er. Dass er ungebunden ist, empfindet er als Vorteil. Er kann tun und lassen, was er will, und er weiß immer etwas anzufangen mit seiner Zeit.

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