Dienstag, 29 August 2017 09:26

Stahlgewitter

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RZ P1020119Ein Ausflug mit ein bisschen Kunst und ein bisschen Geschichte. Also nach Moos ins hinterste Passeiertal, wo sich die Straße nach Pfelders und dem Timmelsjoch gabelt.


Die italienische Grenze ist ganz nahe und deshalb hat Mussolini hier in den Dreißigerjahren ein gewaltiges Bunkersystem als Festungswerk errichten lassen, um den hier zu erwartenden Feind abwehren zu können. Die Anlage der Gefechtsstellung mit RZ P1020127RZ P1020125den vielen Schießscharten kann nun als Museum besichtigt werden. Besonders beeindruckend ist eine muschelförmige Schießscharte aus dickem Stahl, hinter dem zwei Soldaten mit ihrem mächtigen Maschinengewehr Schutz fanden. Die Einschüsse des stürmenden Feindes sind noch als fingertiefe Rillen im Panzermantel erkennbar. Das muss ein Höllenlärm gewesen sein!
Den Kugelhagel der Gewehre, der Geschütze und Granaten beschreibt der Dichter Ernst Jünger in seinen Kriegserfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg als „Stahlgewitter“. Krieg als akustisches Erlebnis, als „Musik“ ... kriegsbegeisterte Zeitgenossen verwenden diesen Ausdruck als Namen für eine Rock-Band.
Ganz anders die „Stahlmusik“ des Vinschgauer Künstlers Eduard Habicher, der in seinem Atelier in Riffian (Jaufenstraße 158/E) auf metallenen Kunstwerken ein sehr bemerkenswertes Konzert erklingen ließ, und zwar am Samstag, den 12. August 2017 um 21 Uhr abends, also eine Serenade.
Wie das geht? Weltklassemusiker machten Musik auf Stahlskulpturen: Ein mit weichen und harten Geräten, aber auch mit bloßen Händen rhythmisch gestaltetes Abtasten des Stahlbandes, das sich im hohen Raum (10x10x10 Meter) aufbäumt und fortpflanzt. Die Musik verstummt und findet, immer eine Ordnung suchend, allmählich zur akustischen Gestalt. Das Konzert, zu dem sich viele Kunstfreunde einfanden, ist einmalig und wird nicht wiederholt.
Aber wir können den vielseitig forschenden und arbeitenden Künstler überall in unserem Lande finden, so etwa auf der Brunnenburg, auf Schloss Tirol, bei privaten Kunstsammlern; er ist auch im Ausland zu finden, so zum Beispiel mit drei Arbeiten in Berlin.
RZ P1020104RZ P1020110Die meist großformatigen Skulpturen werden aus normierten Stahlträgern gefertigt und werden in seinem Atelier rot glühend erhitzt und ausgetrieben. Sie wirken federleicht und antworten auf jeden Windstoß mit einer Stahlmusik.
Ein anderer Vinschgauer Künstler, der nach langer Zeit wiederum mit einer Ausstellung an die Öffentlichkeit ging, ist Alfred Gutweniger aus Laas. Neun Skulpturen wurden für 5 Wochen in der Brixner Stadtgalerie gezeigt. Bei der Eröffnung am 21. Juli 2017 erschienen besonders viele Vinschgauer Freunde, die sich mit seinen Arbeiten eng verbunden fühlen. Im Zentrum der Ausstellung stand eine Skulptur ohne Namen. Eine ähnliche Arbeit können wir – 7 Meter hoch und in Laser Marmor ausgeführt – im neuen Schulzentrum von Laas besichtigen. Die Laaser Skulptur steht neben der Berufsfachschule für Steinbearbeitung Johannes Steinhauser. Hier hat der Alfred jahrelang seine Erfahrungen als Lehrer an die Jugend weiter gegeben.
Die zögerlich platzierten Neubauten in den Feliusäckern bekommen mit diesem Kunstwerk ein Zentrum. Alles ordnend, beherrschend und gebieterisch. Ausblicke in alle Richtungen. Offenheit und Lichtspiel. Die Musik dieser Skulptur entsteht aus Akkorden, die aus der Erde wachsen.

Hans Wielander

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