Montag, 23 Mai 2016 00:00

Eduard Thöny. Konturen Figuren Naturen

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kultur 129Sonderausstellung in der Hofburg Brixen (19.03.–30.06.2016)

von Andreas Waldner

Zu seinem 150. Geburtstag würdigt die Hofburg Brixen den Künstler Eduard Thöny (1866–1950) mit einer Ausstellung seiner Zeichnungen und Gemälde.

Thöny war einer der bedeutendsten Mitarbeiter der Satire-Zeitschrift Simplicissimus. Er schuf für all den Jahrgängen ihres Erscheinens über dreitausend Karikaturen. Seine Haltung war liberal-kirchenkritisch. Bevorzugt in Tusche und Deckweiß - häufig mit Kohle oder Bleistift bearbeitet – ist sein photographischer Blick charakteristisch. In seiner Malerei zeigt Thöny mit den bevorzugten Darstellungen von Jagd- und Reitsportbildern hingegen einen ästhetischer Spätimpressionismus.
Im Jahr 1915 meldete sich Thöny, obwohl nie beim Militär gewesen, 48-jährig als „Kriegsmaler“ an die Front. Der Krieg erschreckte ihn, und die Erfahrungen an den Fronten in Galizien, in den Dolomiten und am Isonzo fanden den Niederschlag in seinen Zeichenblättern.
1933 wird der „Simpl“ gleichgeschaltet.  Th. Heine und der Redakteur Franz Schönberner emigrieren. Es war das Ende der bedeutenden satirischen Zeitschrift. Thöny war in der NS-Zeit ein hochgeschätzter Künstler. Er erhielt Ehrungen und Auszeichnungen. 1933 wurde er von der Münchner Kunstakademie zum s34 3478Ehrenmitglied und am 20. April 1938 von Adolf Hitler zum Professor ernannt, ein Ehrentitel ohne Amt und Besoldung. 1941 erhielt er die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Er war mit insgesamt 38 Werken auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen im Münchner Haus der Deutschen Kunst vertreten, darunter 1940 mit dem Ölgemälde Westwallarbeiter und 1943 mit dem Ölgemälde Waffen-SS im Einsatz. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges nahm ihn Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste auf.
Anders als sein berühmter Sohn ist der Vater Christian Thöni (y) (1836–1902) heute vergessen. Er stammte aus dem Dörfl in St. Valentin auf der Haide, war Holzbildhauer, arbeitete für kurze Zeit in Paris und in bischöflichem Dienst in Brixen. Auf Anregung seines Freundes Franz Defregger übersiedelte er 1873 samt seiner Familie nach München. Die Ausstellung in der Hofburg berücksichtigt in besonderem Maße das Schaffen Christian Thönis, zeigt eine Auswahl seiner Skulpturen, die erstmals in Südtirol zu sehen sind.
Eduard Thöny blieb Südtirol, der Heimat seines Vaters Christian, zeit seines Lebens verbunden. Originale Fotos, Briefe, Postkarten und Schriftstücke dokumentieren diese Verbindung in der Ausstellung. Anna Thöny (geb. 1958) erinnert sich an die Erzählung ihres Vaters Johann, dass Eduard, ihr Urgroßonkel 3. Grades, mit kultur 128seiner Frau Rosa beim letzten Heimatbesuch (1949) mit seinem Auto wegen Schneefall nur bis zur „Post“ gekommen sei. Er wollte das Dörfl das nächste Mal besuchen. Dazu kam es aber nicht mehr. Der Künstler starb am 26. Juli 1950 im Alter von 84 Jahren. Die Tochter Elisabeth, sie war für die Dörfler Thönys die „Münchner Tante“, pflegte den Kontakt mit der Verwandtschaft bis in die späten sechziger Jahre. „Es war eine noble Frau, mit Haarnetz. Sie hat uns „Zuckrlan“ und Schokolade mitgebracht. Das war für uns etwas ganz Neues. Und zur Marende gab es Bohnenkaffee mit Sahne“ erinnert sich Anna.

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