Dienstag, 22 September 2015 09:06

Nachgedacht

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s10sp1 098von Don Mario Pinggera

Europa ist derzeit etwas aus den Fugen geraten. Es ist in der Tat unruhig. Zunächst beunruhigten die Ereignisse um Griechenland, welche aber bald durch die Tragödien um die vielen Flüchtlinge in den Hintergrund traten. Das Thema Flüchtlinge polarisiert: Oft ist der Vorwurf zu hören, dass sowieso alles „Wirtschaftsflüchtlinge“ seien und deshalb nur wegen des Wohlstandes zu uns drängen. Vorsicht: In Syrien herrscht Krieg, und das seit Jahren. Fast niemand erwähnt, dass sich bereits über eine Million Flüchtlinge im Libanon oder der Türkei befinden. Schon seit längerer Zeit. In Ländern wie z.B. Albanien herrscht immer noch die „Blutrache“. D.h., wenn sich eine junge Frau aus einem strenggläubigen muslimischen Elternhaus mit einem Nichtmuslim liiert, hat sie zwei Möglichkeiten: Entweder vorher auswandern, oder sie wird liquidiert (z.B. vom Vater oder Bruder). Solche und ähnliche Zustände gibt es übrigens auch im Berliner Stadtteil Neukölln. Wer darüber mehr wissen will, dem seien die teils erschütternden Bücher des zuständigen Berliner Bezirksbürgermeisters Heinz Buschkowsky wärmstens empfohlen.
Wir können uns selbst die Frage stellen: kann man von vor allem jungen Menschen ernsthaft erwarten, in solchen Ländern auszuharren, ohne jegliche Perspektive? Deshalb sind derzeit so viele Menschen auf der Flucht wie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr. Auch die internationale Politik, die der EU natürlich eingeschlossen, scheint vor dem Krieg in Syrien längst kapituliert zu haben. Zu viele Interessen überschneiden sich, Waffenlieferungen eingeschlossen. Da wird, wie das Sprichwort sagt, eine Krähe der anderen kein Auge aushacken.
Glücklicherweise werden die mutigen Bürgerinnen und Bürger immer mehr, die anpacken, in Österreich, Deutschland, der Schweiz und anderswo. Räumlichkeiten werden frei gemacht, Lebensmittel geteilt, mit Kleidern wird ausgeholfen. Zahllose erteilen Deutschunterricht. Das Wichtigste überhaupt – ohne Sprache keine Kommunikation. Im Idealfall wurde schon der eine oder andere Arbeitsplatz mit einem qualifizierten Asylanten besetzt (die Erfahrung durfte ich selbst schon machen!).
Brennende Asylantenheime wie in Deutschland sind mehr als ein Armutszeugnis, abgewiesene Flüchtlinge an den Grenzen ebenfalls. Wir als Christinnen und Christen sollten immer Weihnachten vor Augen haben. Die Heilige Familie ist auf der Flucht. Wie die vielen Menschen jetzt auch. Wie heisst es beim Evangelisten Markus:
Wer ein solches Kindlein in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat. (Mk 9,37).

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