Dienstag, 27 Mai 2014 09:06

„…a Kandele mit Plent unt a Rugale Milch“

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s17 1533Zweimal ist Emma in ihrer Jugend zum Tanzen gegangen, und das heimlich. Das Leben auf dem „Kofelhof“ und auf dem „Ellhof“ oberhalb der Churburg war von schwerer Arbeit geprägt. Erst in ihrem kleinen Haus in Schluderns konnte sie ihren persönlichen Bedürfnissen etwas mehr Raum geben. 

von Magdalena Dietl Sapelza   

Emma war zehn Jahre alt, als im „Ellhof“ Feuer im Kamin ausbrach. Schreiend befahl der Vater den Kindern, sofort das Haus zu verlassen.

Von einem Federbett geschützt kauerte sie im Anger und beobachtete, wie dicker Rauch aufstieg, wie die Eltern und die älteren Geschwister am Brunnen die Wasserkübel füllten und hektisch zum Brandherd eilten. Die Angst vor einem Großbrand, die Angst alles zu verlieren, stand allen ins Gesicht geschrieben. Diese beklemmenden Momente tauchen in Emmas Erinnerung noch heute auf. Das Feuer konnte gelöscht werden. Die Eltern erlitten Brandverletzungen.
Emma kam auf dem „Kofelhof“ auf die Welt, den die Eltern vom Grafen Trapp gepachtet hatten. Als Kleinbauern erwirtschafteten sie das, was die zwölfköpfige Familie zum Leben brauchte. Emma war die Fünftgeborene und ein schmächtiges Kind. Ein ärztliches Attest erlaubte es ihr, im ersten Pflichtschuljahr daheim zu bleiben. Als sie sieben Jahre alt war, übersiedelte die Familie auf den „Ellhof“, der ebenfalls dem Grafen gehörte. Von dort aus marschierte Emma zusammen mit ihren Geschwistern täglich eine halbe Stunde zur Schule nach Matsch. Oftmals trug sie den jüngsten Bruder auf dem Rücken. „Di Muatr hot inz olm eppas mitgebm, meischt a Kandele mit Plent unt a Rugale Milch“, erinnert sie sich. Auf dem „Runhof“ durften sie sich das Essen aufwärmen.  Auf dem „Ellhof“ hielt die Familie bis zu 40 Stück Vieh und alle Kräfte wurden gebraucht. Auch Emma packte an und manches fiel ihr schwer. Das Getreide, das sie auf ihrer „Krax“ über steiles Gelände in die Scheune trug, erdrückte sie fast. Zur Sonntagsmesse ging sie regelmäßig entweder nach Matsch oder nach Schluderns. Nach zehn Jahren auf dem „Ellhof“ bot der Graf den „Kofelhof“ zum Kauf an. Emmas Vater lieh sich Geld und nutzte das Vorkaufsrecht. Der Hof war in einem schlechten Zustand. „Miar hobm obr a Freid kopp, eppas oagns z hobm“, sagt Emma. Sie half bei den Renovierungsarbeiten, im Haus und auf dem Feld, in der hofeigenen Mühle und am Backofen, der monatlich angefeuert wurde. Zwei Winter über lernte sie bei einer Frau im Dorf das Nähen. Das Kochen eignete sie sich in einem Gasthof in Marling an. Das kam ihr bei ihren späteren Beschäftigungen im Altenheim und im Gamperheim in Mals zugute.
Zweimal schlich sie heimlich zum Tanz auf den Nachbarshof. Als sie zurückkehrte stand die Mutter mit der Rute vor der Tür. Fasziniert war Emma vom Spinnen. Bereits als kleines Mädchen drehte sie heimlich am Rad, was ihr die Schelte der Mutter einbrachte. „Wenn i s‘ norr kennt honn, isch si froa gwesn“, betont Emma. Ihr Vater wollte sie mit einem Bauern in Matsch verheiraten, doch sie schlug das aus. „I hatts nit übers Herz brocht, di kronk Muatr alloan z lossen“, bekennt sie. Als eine Schwägerin auf den Hof kam, zog Emma in ihr kleines Haus nahe dem Schludernser Hauptplatz. Dort fanden auch zwei ihrer Brüder ein Zuhause. Diese pflegte sie bis zu deren Tod. „Deis Haus isch mei Glück gweesn“, sagt sie. Neben dem Wolle-spinnen und dem „Sarnerstricken war  das „Schlangendjassen“ auf einem Tisch nahe der Schutzmauer am Saldurbach  jahrelang ihre Lieblingsbeschäftigung. „S Kortnan in Elschaloch isch a Sucht gweesn, unt di scheanscht Zeit“, meint sie. Freude machte ihr auch das Reisen zu verschiedenen Wallfahrtsorten. Emma übernahm Dienste für die Kirche, übernahm die Patenschaft für ein Feuerwehrauto und vieles mehr. Sie liebte das Tragen der Tracht. „Di Trocht konn i heint  nimmr hoobm“, lacht sie.
Mittlerweile lebt sie allein mit ihren zwei Katzen. „Di Susi  geht sogor mit miar spazieren, oft bis in Friedhof“, erzählt sie. Weite Strecken schafft Emma nicht mehr, denn ihre operierten Knie schmerzen. Doch sie rafft sich täglich auf und sagt sich: „Jo nit ummersitzn.“


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