Dienstag, 18 März 2014 12:00

„...totale Verarschung“

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„Was sagen Sie zu den goldenen Politpensionen und welche Kosequenzen erwarten Sie sich?“ Das haben wir Vinschgerinnen und Vinschger beim „Londsprochmarkt“ in Goldrain am vergangenen Montag gefragt. Die Wut unter den Bürgerinnen und Bürgern ist groß. Einig ist man sich darin, dass einiges passieren muss, um die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen.

Umfrage: Magdalena Dietl Sapelza |  Fotos: Angelika Ploner

s6 9191Partick Blaas, (23) Metzger, Mals
Das ist eine Schweinerei. Wir müssen „buggeln“ und andere stecken das Geld ein. Die es brauchen, bekommen nichts. Das Vertrauen in die Politik ist dahin.

s6 9133Gerhard Marx (49) Arbeitnehmer, Schlanders
Die Politiker haben einen guten Zahltag, verdienen oft auf mehreren Ebenen, haben goldene Renten und haben sich jetzt sogar einen satten Rentenvorschuss genehmigt. Das ist nicht richtig. Wir Arbeitnehmer bekommen keinen Vorschuss, warum sollen die Politiker einen bekommen? Es muss eine Obergrenze geben. Mich wundert, dass bei den Protesten niemand mit Eiern geworfen hat. Ich erwarte mir, dass alle das Geld zurückgeben, damit die Politik wieder glaubwürdig wird. Politiker sollen ein gutes Gehalt bekommen, aber sich selbst versichern. Und wir sollten bis zu den nächsten Wahlen nicht wieder alles vergessen.

s6 9172Franz Schuster, (65) Rentner, Göflan
Ich täte es verdoppeln, dass es sich auszahlt und dass sie endlich genug haben.

s6 9141Martina Kuenz (81)  Rentnerin,  Martell
Was da passiert ist, ist nichts Gescheites. Ich finde es nicht richtig, dass Politiker so viel verdienen und so hohe Pensionen bekommen. Wir haben gearbeitet und geschuftet. Ich bekomme die Mindestrente und muss froh sein, dass ich auf dem Hof leben kann und keine Miete bezahlen muss. Die Politiker sollten normale Bezüge haben, und sie sollten das Geld zurückgeben.

Peter Paul Schweizer (19) Jungunternehmer, Latsch (links)
Wir arbeiten acht Stunden und zahlen für die Politiker. Diese arbeiten nicht mehr und sollen den gleichen Lohn haben wie wir. Alle Parteien haben auf den eigenen Vorteil geschaut. Sie sollen mehr auf die Bevölkerung schauen und weniger abkassieren. Das Geld sollen sie zs6 9125urückgeben und in soziale Einrichtungen investieren.

Christian Bachmann (21) Bauer, Latsch (rechts)
Die Politiker sollen weniger Geld bekommen und die einfachen Bürger mehr. Das Ganze muss viel gerechter werden und sie müssen jetzt eine Lösung finden. Rücktritte nutzen wenig.

s6 9175Walter Pircher (62) Rentner, Allitz
Es ist eine gnadenlose Frechheit. Sie müssen die Privilegien abschaffen und zwar schnell. Die sollen sich die Rentenbeiträge selber einzahlen, wie alle anderen auch.

Margret Stecher (72) pensionierte Geschäftsfrau, St. Valentin a.d.H
Ich frage mich, ob es gesetzlich erlaubt ist, einen Vorschuss zu bezahlen. Das gibt es sonst nirgendwo. Da sind sie zu weit gegangen.  Ich möchte das Gesetz einmal sehen. Da fehlt der Hausverstand. Alle sollen das Geld zurückgeben, auch die Herren, die aus der Politik ausgeschieden sind. Sie müssten das eigentlich von sich aus tun, wenn sie Charakter haben. Dass sie spenden wollen, lehne ich ab. Es ist ja unser Geld. Sie sollen nicht mehrfach kassieren und sich selbst versichern, dass sie im Rentenalter etwas herausbekommen, wie andere auch. Schade ist, dass die Jungen das alles nicht interessiert.

s6 9180Manuel Trojer (39) Unternehmer, Schlanders
Es ist einer der größten Skandale in der Politik.
99 Prozent schimpfen gegen die SVP, aber betroffen sind alle Parteien. Deshalb sollen jetzt auch alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden.

s6 9140Rita Angerer (48) Köchin, Prad
In der Politik sind viele drinnen, die nur Geld kassieren wollen.  Alle Parteien nehmen, wo sie kriegen. Wir schuften, müssen jeden Euro umdrehen und immer heißt es zahlen, zahlen… Die Faulen werden belohnt und die Fleißigen bestraft. Bei normalen Bezügen würden sich vielleicht wieder Menschen politisch einsetzen, die Herzblut und Idealismus haben und die für das Wohl der Menschen arbeiten und nicht für ihre eigene Brieftasche. Wenn die Politik wieder glaubwürdig werden will, müssen Gehälter reduziert und Pensionen abgeschafft werden. Die meisten Politiker haben den Bezug zur Realität verloren. Es fehlt ihnen das Gespür für die einfachen Bürger, die oft mit Renten von 500 Euro auskommen müssen. Die Politiker sollten einmal eine zeitlang wie Rentner oder Arbeiter leben müssen. Die Pensionsvorschüsse müssen zurückgezahlt werden.  Man könnte damit die Hungerrenten aufbessern.  „Los von Rom“ gilt nicht mehr. Ich sage „Los von dieser Politik“.

s6 9169Leonhard Wellenzohn (46) Bauer, Schlanders
Man hat den Eindruck, die Politiker haben die Bodenhaftung verloren. Die Verhältnismäßigkeit ist nicht mehr gegeben. Politiker sollten gut bezahlt werden, doch so, dass die Verhältnismäßigkeit wieder hergestellt wird.

Irmgard Raffeiner (67) Pensionistin, Latsch
Ich bin maßlos enttäuscht, von allen Parteien, und ich ärgere mich sehr. Die Politiker sollen das Geld zurückgeben und für alle eine angemessene
Mindestrente einführen.

s6 9144Karl Gerstgrasser, (84) Rentner Kastelbell/Tomberg
Da kann man nur noch staunen. Man hat keine Worte mehr. Das hätte ich den Politikern nicht zugetraut, und ich möchte keine Partei ausnehmen. Sie haben uns alle belogen und betrogen, denn sie haben alles schon vor den Wahlen gewusst.  Das Fass war mit dem SEL-Skandal voll und jetzt ist es übergelaufen. Wenn die Politiker, die mit dem Gesetz einverstanden gewesen sind, Charakter haben, dann sollen sie zurücktreten und das Geld zurückgeben. Der neue Landeshauptmann tut mir leid. Der kann jetzt ausmisten. Wenn die Politiker glauben, das wird vergessen, dann haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Rosmarie Traut (66) Hausfrau, Goldrain
Mich würde interessieren, wer auf die Idee gekommen ist, die Vorauszahlungen zu machen. Das gibt es wohl nirgends. Was passiert mit dem Geld, wenn der Begünstigte stirbt? Ich bin wütend. Das Ganze ist ein Hammer. Die da oben haben sich „a groaßas Maßl“ erlaubt.

s6 9146Leo Telfser (75) Rentner, Galsaun
Die Alten gehören alle ausgewechselt, denn sie stecken die Jungen an. Uns haben sie geraten eine zweite Rentenversicherung zu bezahlen. Und wir haben auch keinen Rentenvorschuss bekommen. Dass Politiker so viel bekommen, ist ungerecht. Ich frage mich, wie viele Stunden machen die? Viele tun wenig und kassieren überall ab und das mehrfach. Wir zahlen das alles und arbeiten viel ehrenamtlich. 

s6 9152Monika Bachmann (47) Buchhalterin und Hofschank-Wirtin, Tomberg Tschars/Kastelbell
Die Politiker haben seit jeher Privilegien. Sie haben immer das getan, was sie wollten und oft auf die eigene Tasche geschaut. Was sich Politiker erlaubt haben, ist gravierend: Zuerst der SEL-Skandal und jetzt haben sie sich vergoldet. Als Normalsterbliche bezahle ich jahrelang ein und bekomme wenig heraus. Ganz anders ist es bei den Plotikern. Sie haben sich Rentenvorschüsse in Millionenhöhe genehmigt. Im Nachhinein könnte man einiges ändern, wenn man will - so wie es bei der Mitteilung der Wahlkampfkosten der Fall war. Aber da war es ja zugunsten der Politiker… Ein Bürgermeister hat viel mehr Verantwortung. Nun ist die Spitze erreicht, es muss gehandelt werden. Die Frage ist nur, ob es die Politiker auch tun. Es braucht eine Höchstgrenze bei den Bezügen. Und für ihre Pension sollen die Politiker selbst sorgen, wie alle anderen auch. Möglicherweise gibt es keine Konsequenzen. Die Sache könnte ausgesessen werden mit dem Hintergedanken: das Wahlvolk vergisst schnell.

s6 9195Rudi Gartner (60) Bauer, Laas
„Ohne Worte“

s6 9121Richard Telser (60) Maurer und Maria Telser (55)Hausfrau, Schluderns
Es ist eine große Sauerei, dass Politiker so hohe Bezüge kassieren und das sogar doppelt und dreifach, und andere wissen nicht, wie sie bis zum Ende des Monats kommen. Ein kleiner Handwerker muss sich mit einem kleinen Zahltag und einer kleinen Rente zufrieden geben. Die Politiker sollen das Geld zurückzahlen und damit die niederen Renten aufbessern.

s6 9129Siegfried Schwarz (62) Fahrer, Tarsch/Latsch
Die Politiker sollen weniger bekommen und wir mehr. Das Ganze sollte gerechter sein. Die Politiker sollten weniger überheblich sein und mit der Scheinheiligkeit aufhören. Es ist verlogen und schäbig zu sagen, sie hätten nichts gewusst.  Der Kompatscher steht vor einem Scherbenhaufen und muss jetzt alles ausbaden. Man darf nicht im selben Rad bleiben. Die Alten gehören weg und die Jungen hinein. Die Politiker müssen das Geld zurückgeben und es muss neu gestartet werden.

s6 9164Paul Wellenzohn (46) Bauer,  Kortsch
Das alles ist nicht gerecht. Nun kommt es darauf an, wie reagiert wird. Es soll sachlich diskutiert und keine Treibjagd veranstaltet werden. Die Lösung muss die Politik selbst finden. Diese muss so sein, dass sie für alle gut geht. Ich halte nichts vom Köpferollen. Es sollte aber niemand glauben, wenn ich das Geld zurückgebe, dann bin ich rein. 

s6 9161Renate Lösch, (49) Kindergärtnerin, Goldrain
Das mit den goldenen Bezügen hat mich sehr aufgeregt. Es ist ungerecht und eine Verarschung. Überall heißt es sparen, Stellen werden abgebaut. Mit den Pensionsvorschüssen könnte man einige junge Leute beschäftigen. Das System ist gründlich zu reformieren. Für die Pensionen sollen Politiker selber sorgen. Dass Politmillionäre wie der Hanspeter Munter auch noch Arbeitslosengeld kassieren, ist eine bodenlose Frechheit. Wenn wir Arbeitslosengeld brauchen, tun wir uns schwer, dann heißt es: „Das ist öffentliches Geld.“ Politiker können öffentliche Gelder schamlos abkassieren. Alle Parteien sind betroffen, alle haben die Hand aufgehalten, nach dem Motto: Geld stinkt nicht.

Irene Zöggeler (73) Rentnerin, Schluderns
Für uns Hausfrauen mit der Mindestrente war es ein Schock, als wir erfahren haben, dass Politiker so viel bekommen. Unsere Rente ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.

s6 9188Hans Niedermair (82J Bauer, Sonnenberg Schlanders
Als ich das gehört habe, habe ich gedacht: Es gibt keine ehrlichen Leute mehr. Das ist unverschämt. Die viel haben, wollen immer mehr. Alle Parteien haben zusammengehalten, wenn es um die eigene Tasche ging. Und jetzt sind sie alle still. Die sollen das Geld zurückgeben. Ich habe zwar nur eine kleine Rente, aber ich bin zufrieden. Denn ich habe noch die „Lotterzeiten“ miterlebt.

Margit Ladurner (50) Bäuerin, Goldrain
Das Ganze ist unverschämt, man fühlt sich betrogen. Scheinbar haben die Politiker kein schlechtes Gewissen gegenüber der Bevölkerung, sonst wären sie nicht imstande gewesen, solche Gesetze zu machen. Alle Parteien sitzen im selben Boot.Das ist die traurige Erfahrung. Ich hoffe, dass die neu gewählten unbelasteten Politiker den Druck der Bevölkerung spüren und nun wissen, was zu tun ist.

s6 9157Margarete Auer (55) Reinigungskraft, Goldrain
Das Ganze ist eine totale Verarschung. Die Politikerbezüge sollten um die Hälfte reduziert werden. Die Politiker sollten sich wie Normalsterbliche selbst versichern und die Pensionen erst im Rentenalter ausbezahlt bekommen. Das Recht soll für alle gleich sein. Die kassiert haben, sollen alle daheim bleiben. Ich denke, dass man auch einmal die Gehälter der Manager und Amtsdirektoren im öffentlichen Dienst kritisch betrachten sollte. Auch die berappen wir Steuerzahler.


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