Dienstag, 18 Februar 2014 09:06

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Fairplay in Latsch  Teil 2
Vorweg erst mal ein paar Gedanken zu Einkaufszentren.
1956 entstand in Minnesota (USA) das 1. Shopping Center der Welt. Ausgedacht von einem Österreicher namens Grünbaum. Sein Bauplan sah jedoch nicht nur ein Shopping-Center, sondern auch Wohngebäude, Schulen, Theater, Park usw. vor. Seine Idee war, den amerikanischen Vorstätten einen Ortskern zu geben, ein Zentrum zu schaffen wie Grünbaum es aus den Städten und Dörfern aus Österreich kannte. Gebaut wurde am Ende aber nur die Mall (Shopping-Center).
Im Laufe der Zeit wurden dann immer größere und noch größere Malls aus den Boden gestampft. Doch zu Beginn des 21.Jh. wurden Shopping Centren zum Problem. Bis heute ist die fehlende Einbindung in die vorstädtischen Strukturen der Grund für den Niedergang vieler  Malls, ihr Bauort war oft zu beliebig.
Seit 2006 wurde in den USA kein neues Shopping-Center mehr gebaut. Einst waren sie Symbole des Wachstums und Wohlstands, heute sind von vielen amerikanischen Malls nur noch Ruinen übrig. Eine Art digitale Ruhestätte für sterbende Einkaufszentren ist: deadmalls.com – die web-site für tote Einkaufszentren, und die gibt’s in den USA massenhaft. Sogar eine Forschungsrichtung „Mall Archeology“ gibt’s. Heute werden Lifestyle Centren gebaut. Eigentlich das, was Grünbaum schon am Anfang machen wollte. Quelle: Spiegel Online –
US  Shopping Malls, Untergang der Konsumtempel 2008 Bild.de 2013: Chinas mega Mall ist mega leer. Die „New South China Mall“ 600 000 qm Verkaufsfläche und mit Kino, Freizeitpark, Achterbahn und..  und .. 2005 eröffnet. 2008 sind von 1500 Geschäften gerade mal ein Dutzend belegt.
In Europa: DIEZEIT.de 22.10.1965 Nr. 43 -Die leere Ladenstadt-, also schon 1965  schrieb man: Man nehme möglichst viele Parkplätze, errichte viele Einzelhandelsgeschäfte mit vollständigem Angebot von Lebensmitteln und Gebrauchsgütern.... fertig ist das Einkaufszentrum. Dieses scheinbar einleuchtende Rezept ist jedoch eine Milchmädchenrechnung. Denn wenn bestimmte Faktoren nicht stimmen, kann dies zu Problemen führen. Allen voran der Standort, aber auch viele Zweckkäufer bei Discountern und zu wenig Einkaufsbummelanten. So war’s 1965 in Köln.
Heute wird in Europa noch  Geld in Einkaufszentren investiert; viel in re-starting von Centren, die in den 70- und 80er Jahren gebaut wurden und in wenige neue Große (wobei ganz genau geschaut wird  wo... und was...). Deutlich ist auch in Deutschland, Frankreich und Niederlande der Trend zu den amerikanischen Lifestyle Centren ersichtlich. Also zu belebten, offenen Flächen mit Ortszentrumcharakter, Ladenpassagen mit Freilufttheater usw.... genau was Grünbaum schon 1956 sagte und in die USA bringen wollte. Wir in Latsch wollen nun dahin, wo die anderen wieder herkommen. In Innsbruck und Bozen baut man jetzt EKZ in den Stadtzentren (Benko). Sozusagen eine Runde Karusell. Größer, weiter, schneller hat nicht nur Vorteile.
Auf der anderen Seite gibt es zuhauf Studien über Revitalisierung von Innenstädten und Ortszentren als Folge der  Einkaufszentren außerhalb der Orte. Und man ist sich auch voll der  hohen Kosten dafür bewusst.  
Kommt der Gemeinde am Ende eine Wiederbelebung des Ortskerns viel teurer zu stehen als sie mit dem ominösen Raumordnungsvertrag profitiert?
Von den Argumenten für  eine Erweiterung des „Herilu“, welche der Gemeinderat vorbrachte, ist das der Arbeitsplätze das einzig logische; wenn auch mit Abstrichen. Ein Ratsmitglied bemerkte, dass Arbeitsplätze im Einkaufzentrum nicht so hundert prozentig gute Arbeitsplätze sind. Die Geschäftsstrategie der Kettenläden ist bekanntlich nicht vordergründig personalfreundlich. Auch werden in der Umgebung mehr Arbeitsplätze abgebaut als neue geschaffen werden (belegen Studien).
Den Vogel abgeschossen hat der Gemeinderat mit dem Argument der nicht gegebenen Mindest-Wohnqualität des Baulands. - Eine glatte Beleidigung der Menschen, die in der direkt angrenzenden Wohnsiedlung wohnen. - Eine gewaltige Unterschätzung unserer international anerkannten Vinschger Architekten, dort eine angemessene Wohnqualität zu schaffen. Sinngemäß sagte man:
„In dem Loch geht niemand hinunter wohnen“, wobei jedes Kind schon im Sandkasten lernt, dass man ein Loch auch auffüllen kann. -Die nicht so tolle Aussicht auf die Rückseite des „Herilu“, wohin glaubt ihr schauen die Leute im Zentrum, wenn sie aus dem Fenster schauen? (ich z.B. schau auf eine Häuserfront in nicht mal 6 m Entfernung). Einziger Ausweg wäre eine totale Zersiedelung.
Die „Dolomiten“ vom 22.06.2013 schreibt, dass der Vizebürgermeister im Auftrag die gewünschte, rasche Lösung für den Raumordnungsvertrag anstreben sollte. Auftragspolitik zum Quadrat, Kollateralschäden einkalkuliert, und dem Gewissen zuliebe doch mit etwas Bauchweh. Dabei sollte die Rolle der Volksvertreter doch auch eine gewisse Verantwortung zu bestimmten Grundsätzen mit sich bringen. DIE MORAL DER HERRSCHENDEN IST DIE HERRSCHENDE MORAL (B.B.), d.h. will man nicht in Chaos und Anarchie verfallen, sollte man auf das eigene Tun achten.
Weil Politiker mit ihrer Arbeit auch die Gesellschaft lenken, haben sie meiner Meinung nach auch Pflichten, und zwar der Zukunft gegenüber moralisch, sozial, gleich usw zu handeln.
„Im Namen der öffenlichen Hand“ sollte nicht mit „Im Namen der offenen Hand“ verwechselt werden.
Karl Gamper, Latsch


Hoppla....jetzt habe ich die Übersicht verloren!
Habe ich bei diesem Referendum nun gewonnen oder verloren?
Sicher ist nur, dass die Mehrheit ein Gesetz zur Direkten Demokratie wollte und es auch gemacht hat. Die Opposition war wie immer dagegen, wobei allerdings auch der Koalitionspartner der Mehrheitspartei NEIN sagte. Warum sagten die NEIN, wenn sie JA sagen müssten? Die Mehrheitspartei beantragte nun, wohlgemerkt nicht die Oppositionsparteien, ein Referendum (Kosten 3 Mio.€), um mit einem JA das Gesetz zu bestätigen.
Das überzeugende Argument für ein Referendum war, die „mündigen Bürger“ wissen, was richtig ist.
Diese sogenannte „mündigen Bürger“ waren mit dem Schnee beschäftigt, ärgerten sich über Regen und die Lawinen und dachten sich, soll doch eine kleine Minderheit entscheiden. Die da in Bozen machen sowieso, was sie wollen.
JA oder NEIN, ich gestehe, ich habe gestern in der Wahlkabine die Übersicht verloren. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich dafür oder dagegen gestimmt habe. Könnte sein, dass ich mit JA gestimmt habe, denn ich war ja immer schon dafür, dass das Gesetz nicht in Kraft treten darf. Das nächste mal werde ich mich doch besser konzentrieren müssen!
Kurt Duscheck, Dorf Tirol


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