Mittwoch, 10 Juli 2013 09:06

SPUREN

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Mann StockKarolina-RainerErstmals stellen die beiden Künstler Martin und Josef Rainer − Vater und Sohn − gemeinsam aus. Im Mittelpunkt der Ausstellung in Karthaus im Schnalstal stehen der Mensch und sein Schicksal. 

von Elke Wasmund

Die Künstler haben eine enge familiäre Bindung zum Schnalstal und das einzige gemeinsam konzipierte und umgesetzte Werk der beiden steht in Kurzras. Es ist das Monument für den Pionier Leo Gurschler. Die gemeinsame Ausstellung im Kreuzgang der ehemailigen Kartause ermöglicht es nun, das künstlerische Schaffen von Vater und Sohn miteinander in Bezug zu setzen.



Martin Rainer wurde 1923 in Unser Frau geboren. Seine Begeisterung zum Schnitzen entdeckte er bereits als Kind. Nach dem 2. Weltkrieg und der Gefangenschaft in Neapel besuchte er die Kunstschule St. Ulrich in Gröden bei Meister Luis Piazza. Anschließend wagte er den Schritt nach München und studierte an der Akademie der Bildenden Künste zwölf Semester Bildhauerei bei Prof. Henselmann. Nach seiner Rückkehr ins Schnalstal begann Martin Rainer sein künstlerisches Schaffen. Viele Grabkreuze auf den Friedhöfen des Tales zeugen von seiner Kreativität und tiefen Gläubigkeit. 1964 übersiedelte er nach Brixen, wo er bis zu seinem Tode am 13. August 2012 lebte und wirkte.
AbschiedLeiter KirchlEr schuf zahlreichen Auftragsarbeiten für den öffentlichen und kirchlichen Raum. Seine freien Arbeiten spiegeln den Menschenfreund mit seiner enormen Beobachtungsgabe wider. Im Mittelpunkt steht zumeist der Mensch, durch eine eigenwillige Formensprachen oft reduziert auf Gefühle wie Freude, Schmerz oder Trauer. Aus dem Werk Martin Rainers werden vor allem Bronzeplastiken zu sehen sein, die er in den letzten zehn Lebensjahren schuf und noch selbst für diese Ausstellung ausgewählt hat.  Das Thema Zerbrechlichkeit und Verletzbarkeit des Menschen rückte hier immer mehr in den Fokus. Seine Werke handeln vom Abschied, vom Älterwerden, von Krankheit und Behinderung oder von der Sorge der Mutter am Krankenbett des Sohnes. Die Plastiken sind äußerst reduziert in der Form und dadurch umso stärker im Ausdruck. Es sind Werke, in denen der Schwerpunkt auf die Aussage gelegt wird, die Form zweitrangig erscheint. Sie wirken unproportioniert, instabil und fragil, geprägt durch die Spuren ihres Schicksals.
Sohn Josef Rainer wurde 1970 in Brixen geboren. Das Schnalstal kennt er aus vielen Sommerfrischen und Besuchen mit den Eltern. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München, Fachrichtung Bildhauerei. Es folgten Stipendien und Arbeitsaufenthalte in London, Dufftown/Schottland und Wien. Gerne verknüpft er In seinen Arbeiten unterschiedliche Medien, wie Skulptur, Fotografie und Video. Besondere Begebenheiten aus der Vergangenheit faszinieren ihn. Daher ist es nicht verwunderlich, dass „erfahrene“ und „erzählte“ Geschichten aus dem Schnalstal in dieser Ausstellung den Schwerpunkt bilden.
So spürt der Künstler in einer Arbeit dem Schicksal der aus dem Schnalstal stammenden Klosterfrau Karolina Rainer nach, welche im Jahre 1857 gemeinsam mit zwei Schwestern aus diesem Tal nach Ohio in Amerika auswanderte. In einer Videoarbeit geht er auf die Suche nach den Erinnerungen seines Vaters, mit dem er intensive Gespräche geführt hat. Kindheit und Jugend verbrachte dieser auf dem „Unterörlhof“ in Vernagt, der in den 1960er Jahren im Stausee verschwand. Zwei Filme entstanden. in einem erzählt Martin Rainer über den Bau des Stausees und dem damit einhergehenden Verlust des Heimathofes, Episoden aus seiner Kindheit, erlebt eben am Grund des Stausees. Im zweiten befährt sein Sohn den Stausee mit einem Gummiboot und spürt den Geschichten nach: Stimmen aus der Tiefe des Sees erzählen Episoden aus seiner Kindheit.. Der See erzählt „schöne “ wie auch „häßliche“ Geschichten, sagt der Künstler in einem Gespräch, denn die Familie verließ nicht ganz freiwillig ihre Heimat. Bindendes Element zwischen beiden Arbeiten ist das Wasser: einmal bei der Überfahrt der Schwestern übers Meer nach Amerika, dann der Stausee, auf dessen Grund Erinnerungen liegen.
Aber auch selbst Erlebtes spiegelt sich in dieser Ausstellung wieder: Die sprechende Büste „Josef Rainer“ liest aus dem Italienisch-Diktatheft der 3. Klasse Volksschule vor.  Die zahlreichen Korrekturen der Lehrerin inklusive −  „Spuren“, die sich nachhaltig eingeprägt haben.

 

SPUREN
Kunst in der Kartause
Karthaus im Schnalstal
Ausstellungseröffnung:
Samstag 20. Juli 2013 – 18.00 Uhr
Öffnungszeiten Ausstellung:
21. Juli – 25. August 2013
täglich von 14.00 – bis 18.30 Uhr
sonntags/feiertags auch von 10.00 – 12.00 Uhr


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