Die Haarnadel

geschrieben von Ausgabe 3-19

s4 Einspruch Ruatti 2Naturns - Der Gemeinderat von Naturns hat kürzlich einen Durchführungsplan genehmigt: Die Obstgenossenschaft Texel will mit einem Turmzubau erweitern. Doch im Plan steckt eine „Haarnadel“, ein kleines Grundstück eines Privaten, der sich vehement gegen eine Bebauung wehrt.

von Erwin Bernhart

Es geht um 128 Quadratmeter. Angesichts des Verbauungsvolumens eine Lappalie.

Die Obstgenossenschaft Texel in Naturns möchte erweitern - und zwar den Verpackungsraum, die Sozialräume und es soll ein automatisiertes Lager für verpackte Ware hinzukommen - letzlich ein 20 Meter-Turm . Die 366 Mitglieder zählende Genossenschaft hat in den letzten Jahren ständig modernisiert.
Das Ansinnen der Genossenschaft Texel wurde im Herbst im Gemeindaussschuss behandelt und es wurde festgestellt, dass ein Durchführungsplan zu genehmigen sei, was Sache des Gemeinderates ist. Gegen den Beschluss des Gemeindeausschusses gab es prompt einen Einspruch und zwar von Luise Ruatti. Ruatti besitzt mitten im Gewerbegebiet einen Grund mit insgesamt 128 m2, aufgeteilt auf zwei Parzellen. Ruatti legt in einem zweiten Schreiben nach: „... ich erlaube niemanden auf meinem Grund und Boden irgendwelche Baumaßnahmen zu verwirklichen.“
Dass sowohl der Ausschuss als auch der Gemeinderat Ruattis  Einwand abweisen würde, war klar. Auch angesichts der kolportierten Verhandlungen zwischen der Genossenschaft und Ruatti. Die Genossenschaft habe, so hat es BM Andreas Heidegger gehört, für die 128 m2 rund 100.000 Euro geboten. Und zusätzlich eine neue Rampe zu einem anderen Grundstück. Bislang hat Ruatti abgelehnt. Nun steht die Gemeindeverwaltung vor einer Aufgabe, die bislang in Naturns nicht vorgekommen ist: eine Enteignung. Das ist die eine Seite.
Die andere ist, dass einige der Gemeinderäte, die den Einspruch Ruattis abgelehnt und den Durchführungsplan abgesegnet haben, Genossenschaftsmitglieder der Texel sind.
BM Andreas Heidegger ist sich des gordischen Knotens durchaus bewusst. „Ohne diese Parzellen ist es der Obstgenossenschaft nicht möglich, zu erweitern“, sagt Heidegger. Denn das Texelprojekt müsse die Grundverfügbarkeit nachweisen. Allerdings wähnt sich Heidegger moralisch auf der sicheren Seite. Die Erweiterung des Gewerbegebietes sei mit einer Bauleitplanänderung, welche auch die besagten Grundstücke enthielt, 2011 erfolgt. Ohne Einsprüche damals. Dabei habe die Gemeinde ein öffentliches Interesse zum Ausdruck gebracht. Die Obstgenossenschaft sei zudem von strategisch wichtiger Bedeutung für die Gemeinde Naturns. Das stehe auch den gegenüber, dass einige Gemeinderäte Mitglieder der Genossenschaft Texel und damit indirekte Nutznießer der Beschlüsse seien.

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