Dienstag, 02 Oktober 2018 00:00

Füreinander dasein

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s17 132638Sonnig und eingebettet in ein Meer von rotblühenden Geranien an den Fenstern,
liegt das kleine Häuschen am Rande des herbstlichen Suldner Waldes.
Ein Besuch bei Theresia Kuntner.

von Cornelia Knoll

Ich klopfe vorsichtig an die Haustür und frage mich, ob das Ehepaar Kuntner wohl noch sein Mittagsschläfchen hält und ich womöglich zu früh dran bin?

Doch fast gleichzeitig öffnet sich die Tür und Theresia Kuntner steht mit ihrem sanft verschmitzten Lächeln vor mir.
Sie, meine damalige, von allen geschätzte Volksschullehrerin ist es, welche ich bitte, mir heute ihre Lebensgeschichte zu erzählen.
Theresia Kantioler wurde 1936 in Latzfons geboren. Hoch oben auf einem Bergbauernhof inmitten einer 10 köpfigen Kinderschar wuchs sie glücklich und wohlbehütet auf.
Arbeit gab es genug für die Bauersfamilie und jedes der 10 Kinder musste kräftig mitanpacken; so auch die kleine Theresa. “Wir alle waren zur Arbeit geboren“, sagt die rüstige Suldnerin. Doch heimlich interessierte sich das Mädchen für Bücher und liebte es stundenlang zu lesen. Der große Wunsch einmal Lehrerin zu werden, reifte schon bald und Theresia, die ja nur die Volkschule besucht hatte, erhielt von ihrem Vater die Erlaubnis weiter studieren zu dürfen.
Es folgten 3 Jahre Mittelschule in Bruneck und Meran und danach die Studienjahre in der LBA Meran, welche die zukünftige Lehrerin mit Fleiß und Durchhaltevermögen bewältigte.
Endlich war sie in ihrem Traumberuf angekommen, durfte mit Kindern arbeiten und Wissen in liebevollster Weise an die Kleinsten in der Volksschule Latzfons und Verdings vermitteln.
Ihre große Liebe Fritz, hat Theresia über ihre Cousine kennengelernt .Nachdem sie sich 1 Jahr nur mit seitenlangen Briefen ihre gegenseitige Zuneigung bekunden konnten, wurde 1969 geheiratet.
Theresia folgte ihrem Ehemann Fritz Kuntner nach Sulden, arbeitete dort als Volksschullehrerin und gestaltete ihr kleines selbstgebautes Eigenheim zum wohligen Familiennest.
„Ich wusste immer schon, dass meine eigentliche Berufung, die der eigene Familie sein wird“, erinnert sie sich. “Für Familie, Ehemann Kinder und Menschen die man gern hat, wäre ich überall hingezogen, egal wohin“ Die Töchter Petra und Miriam wurden geboren und machten so das kleine Familienglück perfekt.
Doch bereits 1971 zogen erste dunkle Wolken über die Familie herbei. Theresia Kuntner bekam plötzlich epileptische Anfälle, welche lange Krankenhausaufenthalte in Trient und Innsbruck nötig machten. Bis die richtige Diagnose eines gutartigen Gehirntumors gestellt und dann operiert wurde, dauerte es lange schwere Monate.
Für die 2 fache junge Mutter eine extrem belastende Zeit, da sie ihre beiden Kleinstkinder all diese lange Zeit nie bei sich haben konnte und nie wusste ob sie denn auch vollkommen gesund wieder nach Hause zurückkehren konnte.“ Ich bat die Ärzte eindringlich, sie sollten mich doch bitte für meine Kinder wieder gesund machen“ erzählt sie. Und so war es denn auch: Theresia konnte nach mehreren Monaten endlich wieder nach Hause zurückkehren. Zwar zum Teil halbseitig gelähmt und durch starke Medikamente ihrer ehemaligen Energie beraubt; kämpfte sie sich doch mit eisernem Willen ins alte Leben zurück.
Es folgten viele schöne gemeinsame Jahre in ihrem kleinen Familienest in Sulden. Man begann Gäste zu bewirtschaften und langsam Schulden abzutragen. Nichts schien das wiedergefundene Glück zerstören zu können….
Bis die 12 jährige Tochter Petra plötzlich krank wurde; über starke Ohren und Kopfschmerzen klagte und von einem Arzt zum anderen geschickt wurde. Es dauerte Jahre bis die Ursache, ein Knochentumor des Rachens, entdeckt wurde. Petra musste unzählige Bestrahlungen und Chemotherapien über sich ergehen lassen. Tapfer und voller Hoffnung ertrug sie und ihre Familie all dieses Leid und diesen Schmerz.
Petras großer Glaube, dass sie trotz Krankheit von Gott getragen ist und dieser sie nie verlassen würde bestärkte Petra, auch Anderen in ihrem Leid beizustehen erinnert Theresia sich: “Petra tröstete und segnete täglich alle Kranken in der Marienklinik, betete für sie und schloss schließlich mit nur 16 Jahren für immer ihre Augen. Petra sagte zu uns: Macht euch keine Sorgen; ich bin ein glücklicher Mensch und wenn ich gehen muss, werde ich doch immer bei euch sein“.
Dies liegt nun mehr als 30 Jahre zurück und Familie Kuntner hat zusammen mit Tochter Miriam eine neue gemeinsame Gegenwart in Zufriedenheit und Freude gefunden.
„ Füreinander Dasein“ ist das Wichtigste im Leben, sagt die Suldner Hobbygärtnerin.“ Auch wenn uns nun das Alter zu schaffen macht, ich alleine meinen Garten und Haushalt nicht mehr bewältigen kann und auch mein Mann Fritz leider nicht mehr der Gesündere von uns Beiden ist, so weiß ich doch, dass uns immer wieder Hilfe von“ Oben“ gesandt wird. Wir haben unsere Tochter Miriam die uns mit ihrem Partner liebevoll beisteht, hilfsbereite Nachbarn und seit einigen Monaten auch Hilfe vom „sozialen Projekt Light“, welches uns im Haushalt unterstützt.
Wichtig sei es einander beizustehen und im Kopf gesund zu bleiben, sagt meine Volksschullehrerin als sie mich zur Türe begleitet. “Und komm bald wieder einmal auf a Ratscherle vorbei….gell.?!“

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