Dienstag, 07 August 2012 00:00

Produktschmiede für kleine Kreisläufe

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Dorfsennerei Prad

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Text und Fotos: Magdalena Dietl Sapelza

Vielversprechend ist der Betrieb in der Dorfsennerei am Hauptplatz in Prad angelaufen, und auch der Verkauf der Produkte entwickelt sich gut. Einheimische und Gäste holen sich die Butter, den Frisch-, Halbfett- oder Vollfettkäse, den Rahm, das Butterschmalz… im kleinen Verkaufsladen, der jeden Vormittag (außer am Mittwoch) geöffnet ist. Die Milchprodukte, hergestellt aus silo- und gentechnikfreier Milch, tragen das Südtiroler Markenzeichen und überzeugen durch Qualität und Geschmack.  Die Sennerei ist der ganze Stolz der 13 Bauern, die ihre Milch täglich anliefern. Verbissen hatten sie um die Wiederinbetriebnahme gekämpft.

Die Produktion von Butterschmalz erweist sich als eine gute Idee. Der Absatz  des aus Rohrahm gekochten Traditionsproduktes der bäuerlichen Küche steigt ständig und füllt eine Marktlücke aus. Dahinter steckt einerseits das Bedürfnis nach Nahrungsmitteln ohne Konservierungsstoffe, andererseits erlebt die einfache Küche der Vorfahren wieder eine Renaissance. „Wir sind derzeit die einzigen in Südtirol, die Butterschmalz anbieten, und das kommt uns zugute“, erklärt der Obmann der Sennerei-Genossenschaft, Luis Burger. „Immer öfter holen sich Kundinnen und Kunden unser Butterschmalz auch, weil Diätistinnen ihnen empfehlen, wieder damit zu kochen“, erklärt die Verkäuferin Doris Kostner Riedl.
Die kleine Produktschmiede am Hauptplatz ist der ganze Stolz der derzeit 13 Bauern, die ihre Milch dort abliefern. Von sieben bis acht Uhr sind die Dorfbauern dran, nach 9.30 Uhr die Bergbauern. Es sind täglich rund 1.000 Kilogramm, aus denen der Senner Martin Paulmichl rund 100 Kilogramm Käse und 18 Kilogramm Süßrahmbutter herstellt. Nach dem Almabtrieb im Herbst werden sich die Milch- und die Produktmengen erhöhen. s45-IMG_8326Paulmichls Arbeitstag beginnt um 4.00 Uhr in der Früh und endet gegen Mittag. Doch auch am Nachmittag trifft man ihn im „Kaskeller“ bei der Pflege der Käselaibe an. Seine Frau Helena Veith hilft ihm oft dabei. Schon bald könnte es in der Dorfsennerei eine weitere Arbeitskraft brauchen. „Wir sind derzeit beim Überlegen, eine Teilzeitkraft für die Produktion anzustellen“, sagt Burger.
Klein wie die Produktionskreisläufe des Sennereibetriebes ist dessen Struktur. Das Gebäude ist in modernem Stil gebaut und bildet Teil des harmonischen Ensembles im Ortskern. Prägendes Element ist die naturbelassene Holzfassade. Sie ist schlicht, einfach und dennoch markant. Das Holz stammt aus dem Prader Wald – eine Hommage an alte bäuerliche Bautradition. Das Innere des Gebäudes ist so ausgeklügelt, dass die Produktionsschiene, den Hygienebestimmungen entsprechend, auf kleinstem Raum und optimal ablaufen kann.
Nach einjähriger Bauzeit war die Sennerei im Dezember 2011 in Betrieb genommen worden. Und die elfjährige Schließung war überwunden. Eine Arbeitsgruppe hatte 2008, mit 24 Bauern im Rücken, die Vorarbeit zur Wiederinbetriebnahme geleistet und Mut und Risikobereitschaft gezeigt, den Weg der kleinen Kreisläufe zu gehen. Unterstützt wurde das Projekt von der Eigenverwaltung, die das Gebäude bereits 2006 erworben und zur Verfügung gestellt hatte. Auch die Gemeindeverwaltung hatte sich hinter die Initiative gestellt.
Die Verkaufsstelle der Sennerei bietet den Genossenschaftsmitgliedern, die Direktvermarkter sind, die Möglichkeit, auch ihre hofeigenen Produkte zu verkaufen. Derzeit gibt es Bauernbrot und Eier. Der Milch-Auszahlungspreis für die Bauern könnte 0,40 bis 0,45 Euro pro Kilogramm betragen. „Der Preis orientiert sich am Geschäftsverlauf. Wenn es gut läuft, könnte mehr herausschauen“, so Burger.
s45-V2-IMG_8433Die Einweihung feierten die Mitglieder der Sennerei-Genossenschaft am 15. Juli 2012 mit einem Volksfest. Die Sennerei soll im Dorfleben wieder ihren Platz finden und sich entwickeln. Prader Sennereiprodukte finden sich bereits in vielen Geschäftsregalen im Vinschgau und im Geschaft von „Südtirol pur“ in Meran. Entscheidend für den Absatz sind Spitzenqualität und die richtige Vermarktung, die die Einzigartigkeit und Regionalität herausstreicht. Das ist den Bauern bewusst. Die Vermarktung im In-und Ausland anzukurbeln und erfolgreiche Marketing-Strategien zu finden, ist die große Herausforderung für die Zukunft. „Da haben wir noch viel zu tun. Wir müssen die Konsumentinnen und Konsumenten auch über Prad hinaus von den Stärken unserer Produkte überzeugen, damit wir bestehen können“, meint Burger. Die meisten Praderinnen und Prader haben die Sennereibetreiber bereits gewonnen. Produkte werden geschätzt. Das ist ein erstes wichtiges Standbein für den Absatz und im Hinblick auf einen größeren Verkaufsradius vielversprechend.


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